Zwei Frauen erzählen, warum sie sich als Erwachsene taufen liessen

Laut dem Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut wurden 2019 drei Viertel der Kinder vor dem Ende des ersten Lebensjahrs getauft. Rund 20 Prozent sind bei der Taufe zwischen einem und sechs Jahren alt und circa fünf Prozent sind älter als sieben Jahre. Nur gerade ein Prozent lässt sich als Erwachsene taufen.

Zu dieser kleinen Gruppe gehören Monique Barnikol (36) und Viviane Maurer (22). Die beiden Strengelbacherinnen liessen sich mit 36 respektive 17 Jahren taufen. Die Beweggründe sind so unterschiedlich wie die beiden Frauen selbst. Monique Barnikol hatte mit zehn Jahren ein Nahtoderlebnis, als sie sich einer Operation an ihrem Blinddarm unterzog. «Ich habe kein helles Licht gesehen. Es war furchtbar», so Barnikol. Sie habe von oben auf den Operationssaal geblickt. Rechts daneben sei es pechschwarz gewesen. «Hinter mir war jemand, der mir gesagt hat, ich solle mich für eine Seite entscheiden.» Doch so weit kam es nicht. Monique Barnikol wurde geschubst und landete schliesslich wieder im Operationssaal. Die Frage «Was wäre, wenn?» beschäftigt sie heute noch. «Das war das Bedrohlichste, das ich jemals gefühlt habe», so die gelernte Pflegefachfrau. In diesem Moment habe ihre Beziehung zu Gott angefangen zu wachsen.

Auf Spaziergängen begegnen ihr Zeichen Gottes

Der Glauben begleitet Monique Barnikol, seit sie ein Kind war. Früh begann sie, abends zu beten. Jesu am Kreuz sehe sie aber heute noch nicht gerne. Eine regelmässige Kirchengängerin sei sie auch nie gewesen. «Der Glaube an Gott kam aus mir selber», so Barnikol, die sich sehr zu Engeln hingezogen fühlt. Ausserdem habe sie in den letzten Jahren diverse Zeichen erhalten, wie sie sie nennt. So hat sie kurz nach ihrer Ankunft in der Schweiz – sie stammt ursprünglich aus Deutschland – abends eine Kirche in Zürich fotografiert. Mehrmals habe sie abgedrückt, aber nur auf einem Bild ist ein helles, grosses Kreuz zu sehen. «Ich habe bereits prüfen lassen, was das auf dem Bild sein kann. Niemand hat eine Erklärung», so Barnikol.

Bei Spaziergängen oder in ihrem Alltag begegnen ihr regelmässig ähnliche Zeichen. «Ich habe Gott versprochen, dass ich diese in die Welt hinaustrage.» Nach schwierigen Zeiten entschied sie sich dieses Jahr, sich taufen zu lassen. Seit ihrem ersten Telefonat mit Pfarrer Samuel Dietiker im Juni treffen sich die beiden jeden Freitag für eine Stunde. «Samuel konnte mir viele Fragen rund um die Bibel und Gott beantworten. Ihm bin ich sehr dankbar», so Barnikol, die sich schliesslich am 30. August in der Kirche taufen liess. Dabei war lediglich ihr Partner. «Ich wollte den Moment bewusst alleine erleben und geniessen.»

Wenn die Kirche zum eigenen Spielplatz wird

Bei Viviane Maurer waren es die Eltern, die ihren Glauben prägten. Ihr Vater war lange Jugendarbeiter und Sozialdiakon in Strengelbach. Heute arbeitet er als Sozialdiakon in Zofingen. «Der Glaube wurde mir in die Wiege gelegt», so die angehende Primarlehrerin. Sie habe als Kind mit ihrer jüngeren Schwester viel Zeit in den Kirchgebäuden verbracht. «Diese Räumlichkeiten waren mein Spielplatz und auch ein bisschen Heimat für mich», so Maurer, die als Baby lediglich gesegnet wurde. «Meine Eltern wollten, dass ich meinen eigenen Weg suche und mich später selber für oder gegen die Taufe entscheiden kann.»

Sie durchlief Phasen als Teenager, in denen sie den Glauben an Gott als uncool abstempelte. Doch die Antworten auf die grossen Fragen des Lebens führten sie schliesslich immer wieder zu ihm. «Es muss etwas Höheres geben», ist Viviane Maurer überzeugt. Die Taufe fand im Weiher in der Fröschengülle stattBereits mit 13 Jahren wusste sie, dass sie sich taufen lassen möchte. In den nächsten Jahren suchte sie nach dem passenden Rahmen. «Ich wollte nicht in der Kirche ein Kreuz auf die Stirn erhalten wie Babys», erinnert sie sich. Schliesslich liess sie sich, gemeinsam mit ihrer Schwester, in einem kleinen Weiher in der Fröschengülle taufen – ganz nach dem biblischen Vorbild. Sie stand im Weiher, das Wasser war knapp hüfthoch. Ihr Vater liess sie rückwärts ins Wasser gleiten und stellte sie wieder auf. «In meinem Herzen habe ich schon viel eher Ja zu Jesus gesagt», so Maurer.

So unterschiedlich die beiden Frauen auch sind: Beide schöpfen viel Kraft aus ihrem Glauben. Für Monique Barnikol ist Gott eine Art Anker in schwierigen Zeiten: «Wenn es mir nicht gut geht, bete ich viel.» Oft bedanke sie sich auch einfach für das, was sie hat. «Es ist schön zu wissen, dass jemand da ist», so Barnikol. Der Glaube gibt Viviane Maurer zusätzlich Orientierung. Zu wissen, dass man mit schwierig zu beantwortenden Fragen nicht alleine ist, sei schön. «Ich kann diese Fragen abgeben und weiss, dass Er sich darum kümmert.»

Der Glaube wurde Viviane Maurer in die Wiege gelegt.
Der Glaube wurde Viviane Maurer in die Wiege gelegt.