Zwei Füchse, eine Strategie

 

Chefredaktor Philippe Pfister über die Übernahme des Zehnder-Verlags durch die «Basler Zeitung».

77 Jahre alt wird Christoph Blocher im Oktober – und er hört nicht auf, die Schweiz zu überraschen. Diese Woche wurde bekannt, dass er sein Engagement als Medienunternehmer massiv erweitert. Der Verlag «Basler Zeitung», an dem der SVP-Übervater massgeblich beteiligt ist, übernimmt den Wiler Zehnder-Verlag. Zu diesem kleinen Imperium gehören 25 Gratis-Zeitungen. Die Blätter – drei davon erscheinen im Kanton Aargau – erreichen schweizweit rund 750‘000 Leserinnen und Leser. Blocher und sein CEO Rolf Bollmann, der zu einem Drittel an der «Baz»-Holding beteiligt ist, bemühten sich nach Kräften, ihre politischen Ambitionen herunterzuspielen. «Wir befinden uns hier in einem Mediensegment, bei dem die politische Berichterstattung nur einen kleinen Stellenwert einnimmt», gab Blocher bekannt. «Nationale Politik wird (…) keine oder eine untergeordnete Rolle spielen, der Hauptfokus liegt im Lokalen», schob Bollmann nach.

Blocher und Bollmann – ein harmloses Verlagsduo ganz ohne politischen Fokus? Ach ja: Vielleicht ist die Erde ja tatsächlich eine Scheibe?

Wer die Karrieren der beiden schlauen Füchse verfolgt hat, weiss, dass ihre treuherzigen Beteuerungen das Papier nicht wert sind. Natürlich haben Blocher und Bollmann politischen Einfluss im Visier, konkret: die Parlamentswahlen 2019. Spätestens in zwei Jahren steckt die Schweiz schon wieder mitten in einem Wahlkampf. Blochers SVP will ihn natürlich gewinnen. Die 25 Lokalzeitungen werden in der strategischen Medienarbeit eine zentrale Rolle spielen. Der mit allen Wassern gewaschene Verlagsprofi Bollmann weiss, mit welchen Tricks er einen Verbund von zwei Dutzend Titeln zu einer schlagkräftigen Plattform für politische Botschaften formt. Blocher – vielleicht auch Christoph Mörgeli – werden mal offen, mal aus dem Schützengraben dafür sorgen, dass die aus ihrer Sicht richtigen Botschaften platziert werden.

Blocher verabreicht der Schweizer Publizistik rechtzeitig zum Wahlkampf 2019 eine Art Vitaminspritze; Grossverlage wie die NZZ und Tamedia werden entsprechende Antworten parat haben müssen.

Für den Wähler ist das nicht unbedingt eine schlechte Nachricht.