
Zwei Kandidaturen: Wer wird Vizeammann von Rothrist?
Kandidaten
Daniela Weber (parteilos)
Seit 2018 ist Daniela Weber als Parteilose im Gemeinderat. Die 43-Jährige ist verheiratet und Mutter zweier Kinder (16 und 13). Neben ihrer Tätigkeit als Bezirkslehrerin in Zofingen hilft sie bei Bedarf Ehemann Hansueli Weber auf dem landwirtschaftlichen Hof. Gerne verbringt Daniela Weber Zeit mit der Familie und ist mit ihrem Hund in der Natur unterwegs. Bewegung und Sport gehören ebenso zu ihren Leidenschaften wie ein gutes Essen und ein Glas Wein mit Freunden. Daniela Weber war Vorstandsmitglied und ist immer noch Leiterin im Turnverein Rothrist. Zudem war sie viele Jahre als Leiterin in der Schwimmschule Rothrist tätig.
Philipp Steffen (EVP)
Mit fünf Amtsjahren ist Philipp Steffen (EVP) der Dienstälteste im Gemeinderat. Der 50-Jährige hat einen Abschluss an der Theologischen Fachhochschule IGW in Zürich und war in diversen Branchen und Positionen tätig, so in der Organisationsentwicklung und Leitung. Seit fünf Jahren arbeitet er in Rothrist, wo er aufgewachsen ist, als Briefträger. Steffen ist verheiratet und hat zwei Kinder (19 und 23). Vier Jahre war er Vizepräsident der Schulpflege. Steffen ist Präsident der Hilfsorganisation Bright Future Switzerland, die in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba Kindern und ihren Familien ein eigenständiges Leben ermöglicht.
Die berüchtigte Qual der Wahl haben die Rothrister Stimmberechtigten, wenn es um die Neubesetzung des Gemeinderatssitzes und die des Vizeammann-Posten geht. Am 19. Mai entscheidet sich, wer mit am Ratstisch sitzt. Im Gemeinderats-Rennen sind Martin Bossert (EDU), Marianne Kamber (SVP) und Stefan Schmitter (parteilos). An diesem Wahlsonntag fallen auch die Würfel für die Nachfolge von Alt-Vizeammann Adrian Schmitter (SVP), der aufgrund einer Darmkrebs-Erkrankung sein Amt Ende Januar niedergelegt hat. Von den bisherigen Gemeinderäten kandidieren Philipp Steffen (EVP) und Daniela Weber (parteilos). Obwohl beide das Amt des Vizeammanns anstreben, betonen sie, dass es keine Kampfwahl ist. Sie untermauern dies mit dem gemeinsamen Gesprächs- und Fototermin. Die Doppelkandidatur bewerten beide als Vorteil für die Rothrister, «die so zwei guten Optionen haben».
«Ich übernehme gerne Verantwortung, bin flexibel und fülle gerne Lücken, wenn spontan und kurzfristig eine Leitungsperson notwendig ist», sagt Philipp Steffen. Er versucht der Vizeammann-Wahl gelassen entgegen zu blicken. Vor zwei Jahren kandidierte der EVP-Politiker für das Teilzeitamt des Gemeindeammanns und unterlag gegen Ralph Ehrismann (FDP). Im ersten Moment sei die Niederlage nicht einfach gewesen, gesteht er ein. «Ich bin überzeugt, dass ich einen wesentlichen Beitrag zur Entlastung unseres Ammanns leisten kann und dazu, dass mehr gute Lösungen mit verschiedenen Parteien und Interessengruppen erarbeitet werden können», erklärt er seine Motivation. Dabei ist er sich bewusst, dass Geduld gefragt ist. «Ich hoffe, dass künftig neue oder andere Lösungsvorschläge als Bereicherung gesehen und wertgeschätzt werden und verschiedene Themen-Brennpunkte zu gemeinsamen Diskussionen führen.»
Mehr Verantwortung übernehmen und sich Herausforderungen stellen, möchte Daniela Weber. «Das könnte ich als Vizeammann noch verstärkt tun. Ausserdem verfüge ich über die zeitlichen Ressourcen, die dieses Amt voraussetzt.» Ihre Stärken liegen in der Kommunikation und der Sozialkompetenz. «Unser Gemeindeammann Ralph Ehrismann ist von Haus aus Ingenieur, also ein Techniker mit einer sehr analytischen Denkweise. Zusammen wären wir ein ideales Führungsteam, das sich optimal ergänzt», ist Daniela Weber überzeugt. Dass die Mühlen oft langsamer mahlen, hat auch sie festgestellt. «Es lassen sich aber durchaus Erfolge erzielen, wenn man konsequent und hartnäckig an einem Thema dranbleibt», betont sie und nennt als Beispiele das ehemalige Strebelareal oder das starke Verkehrsaufkommen im Dorf. «Hier läuft es zwar nicht nach den Vorstellungen des Gemeinderates, aber wir bleiben am Ball», sagt Weber.
Beide Kandidaten betonen, die gute Zusammenarbeit in der Kollegialbehörde und sehen die Aufgabe des Vizeammanns in einer verstärkten Zusammenarbeit mit dem Ammann, und darin ihn von gewissen Aufgaben und Terminen zu entlasten. «Die zeitliche Verfügbarkeit ist kein Problem, weil die Post und das Team Rothrist mein Engagement als Gemeinderat sehr unterstützen», sagt Philipp Steffen, der als Briefträger arbeitet. Kontrahentin Daniela Weber hat auch mehr Zeitfenster zur Verfügung, da ihre Kinder immer selbstständiger werden. «Ausserdem variiert mein Teilzeitpensum als Lehrerin an der Bezirksschule Zofingen und kann zum Teil meinen Wünschen angepasst werden.»
Ein Frage der Person
2017 schaffte Daniela Weber als parteilose einen steilen Einstieg in die Gemeindepolitik. Sieben Kandidaten standen damals für drei Gemeinderatssitze zur Auswahl. Mit ihrem Ein-Frau-Wahlkampf holte sie am viertmeisten Stimmen. «Es braucht Frauen im Gemeinderat», betont die 43-Jährige, die den Ressorts öffentliche Gebäude, Gebäudeunterhalt, Schiesswesen und Sport/Vereine vorsteht. Was die Neubesetzung des Vizeammanns anbetrifft, sieht sie ihre Parteiunabhängig weder als Vor- noch als Nachteil. «Ich denke, es wird eine Personenwahl und nicht eine Parteienwahl sein.» Als bisheriger Gemeinderat erzielte 2017 Philipp Steffen das zweitbeste Resultat. «Ein klares Signal, dass meine Arbeit geschätzt wird», betont Steffen, der seit 2014 unter anderem Ressortvorsteher Soziales, Jugend und Asylwesen ist. «Als Rothrister werde ich mich weiterhin für die Gemeinde einsetzen. Es gibt viele Baustellen – gefragt sind Beharrlichkeit und Konstanz», sagt Steffen, dem soziale, nachhaltige Lösungen am Herzen liegen.
Sollte am 19. Mai keiner der beiden oder bei den Gemeinderatskandidaten auch niemand das absolute Mehr erreichen, kommt es am 7. Juli zum zweiten Wahlgang.