
120 Franken für die Untersuchung zur Beurteilung der Fahrtauglichkeit ist knapp kalkuliert
Mit Erstaunen habe ich gelesen, dass der Tarif für die obligatorische vertrauensärztliche Untersuchung für die Fahrtauglichkeit auf 120 Franken festgelegt werden soll. Ich führe diese Untersuchung als Vertrauensarzt Stufe III regelmässig durch und weiss, mit welchem Aufwand das verbunden ist. Die Untersuchung setzt sich zusammen aus dem Telefon des Kunden, bei dem er über die Untersuchung informiert wird und gebeten wird allfällige Medikamente oder ärztliche Unterlagen mitzunehmen. Beim Termin werden die Vitalparameter und Visus-Werte erhoben (Blutdruck, Puls und Augenkontrolle). Zusätzlich führen wir eine Urinuntersuchung durch, bei der wir auch schon mehrmals Hinweise für einen bisher noch nicht festgestellten Diabetes gefunden haben. Danach folgt die ärztliche Beurteilung, welche sich aus einer Anamnese (Gespräch über körperliche, psychische und soziale Situation des Fahrers) und dem körperlichen Untersuch zusammensetzt. In bestimmten Situationen muss auch ein Konzentrations- und/oder Gedächtnistest durchgeführt werden. Danach muss das Formular ausgefüllt und mit einer ärztlichen Unterschrift bescheinigt werden. Da es sich um eine ärztliche Untersuchung handelt, erfolgt nach dem Versand auch die Archivierung der Unterlagen. Sollten die Tarife reduziert werden, wird es schwierig sein, genügend Vertrauensärzte zu finden. Meine Motivation wird jedenfalls nach all den anderen Schwierigkeiten im Praxisalltag sicherlich nicht steigen. Um diese Dignität zu haben, benötigt man je nach Untersuchungsstufe einen Kurs, der 1 bis 2 Tage dauert und regelmässig aufgefrischt werden muss. Im Vergleich dazu: kürzlich habe ich eine Kopie des Katasterplans beim Geometer bestellt und musste für diese Sekretariatsarbeit (Ausdrucken und Verschicken) 92.90 Franken bezahlen.
ANTONIO CARUSO, VERTRAUENSARZT STUFE III, ROTHRIST