
20 statt 10 Tage Vaterschaftsurlaub: Aarau nimmt eine Vorreiterrolle ein
10 Tage Urlaub erhalten heute frischgebackene Väter, die bei der Stadt Aarau angestellt sind. Künftig werden es sogar 20 sein. Das hat der Aarauer Einwohnerrat gestern Abend bei der Revision des Personalreglements beschlossen – mit Stichentscheid von Ratspräsident Matthias Keller (29, EVP).
Damit ist Aarau eine von nur wenigen Städten, die so grosszügigen Vaterschaftsurlaub gewähren: Bisher kennen nur Genf, Neuenburg, Lausanne und Biel einen Vaterschaftsurlaub von 20 bis 21 Tagen, St. Gallen führt neu 20 Tage ein. Baden hat noch 10 Tage, die kantonale Verwaltung 3. FDP, SVP und die CVP befanden, 10 Tage (wie bisher) seien auch für Aarau genügend. Die anderen Fraktionen stimmten einem Änderungsantrag der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission zu. Gemäss deren Präsident Ueli Fischer betrifft dies im Schnitt fünf bis acht Väter pro Jahr und schlägt mit gegen 30 000 Franken zu Buche. Abgelehnt wurde der Antrag auf 12 statt 6 Monate Lohnfortzahlung bei missbräuchlicher Kündigung.
In der Schlussabstimmung wurde das Reglement mit 37 Ja- zu 11 Nein-Stimmen angenommen. Die FDP stimmte aus Protest dagegen, weil zuvor Änderungsanträge von linker Seite angenommen worden waren und das Reglement – gemäss Patrick Deucher – nun nicht mehr kostenneutral und der administrative Aufwand grösser geworden sei. Das neue Reglement sieht, unbestritten, neu mindestens 5 Wochen Ferien für alle Angestellten vor, räumt die Möglichkeit eines Sabbaticals ein und hat Bestimmungen zu Whistleblowing.
Zu einer Abstimmung über die Bürgermotion «10 Jahre danach» von Stephan Müller kam es gestern Abend nicht mehr. Müller zog die Motion am Ende zurück. Das Anliegen wäre aufgrund der Fraktionsvoten auch aussichtslos gewesen. Einzig eine Minderheit innerhalb der SP-Fraktion hatte die Bereitschaft signalisiert, das Anliegen zu unterstützen. Stephan Müller wollte den Stadtrat dazu anhalten, «ergebnisoffen zu prüfen, wie und wo ein Fussballstadion in Aarau realisiert werden kann». Namentlich wollte Müller Optionen geprüft wissen, die ohne privaten Investor auskommen könnten und nicht im Torfeld Süd gelegen wären. Er brachte daher den einst geprüften und verworfenen Standort Obermatte wieder ins Spiel.
Stadtrat Hanspeter Thür und die Sprecher/innen von FDP, SVP, Grünen sowie der SP-Mehrheit lehnten eine derart späte Rückkehr auf Feld eins ab. Das Pferd, das Anfang Jahr losgaloppiert sei, nun neu aufzäumen zu wollen, sei falsch, sagte Thür. Richtig sei, dass das Volk nach all den Änderungen am Projekt im Torfeld Süd entscheiden könne, ob dieses noch das richtige sei. Dazu kommt es mit der Abstimmung über die nötige Teiländerung der BNO. (nro/uw)