
35 Jahre ist er her: Der unermüdliche Einsatz der Born-Rangers

Im Jahr 1896
wurde die Treppe entlang der Leitung des Hochdruck-Speicherkraftwerkes Ruppoldingen eröffnet. Am 1. April 1986 begann die Sanierung des 1000er-Stäglis durch «Born-Hörbi» Herbert Scheidegger, Aarburg.
Als wegen der mittlerweile über 400 Tage dauernden Pandemie auch das «1000er-Stägli» temporär geschlossen wurde, ging ein Raunen durch die sportlich aktive Bevölkerung. Inzwischen ist der regionale «Outdoor-Fitness-Hotspot» Corona-konform, weil seit der Wiedereröffnung Anfang Juni 2020 nur noch der Aufstieg erlaubt ist. Damit wird ein Kreuzen zwischen Auf- und Absteigern vermieden.
Der Puls steigt beim Aufstieg von der Ortsverbindungsstrasse Aarburg–Boningen (420 Meter über Meer) bis hinauf auf den Born zum Kulminationspunkt, der 664 Meter über Meer liegt. Die Strecke ist rund 515 Meter lang. Alle 100 Tritte zeigt ein Täfelchen an, wo man steht; zuoberst gibt es sogar schriftlich Applaus: «Bravo!», lobt das letzte Schild.
Sanierungsbeginn 1986 als 1.-April-Scherz verschrien
Rückblick: Als der Arzt dem schwer erkrankten Herbert Scheidegger, alias «Born-Hörbi», viel frische Luft und körperliche Arbeit verordnete, wurde im Kopf des naturverbundenen Menschen die verrückte Idee, die fast vergessene Bornstiege komplett zu sanieren, geboren. Ein gewaltiges Vorhaben war es, das an den Stammtischen und im Zofinger Tagblatt als 1.-April-Scherz die Runde machte. Der dazumal 46-jährige Herbert Scheidegger liess den Spekulationen Taten folgen. Just am 1. April 1986 setzte «Hörbi» tatsächlich den ersten von letztlich insgesamt 1144 Holztritten bis zum Ziel in den harten Jurakalkboden. Die 80 Zentimeter langen Rottannen- und Buchenspälten wurden mit 50 Zentimeter langen Armierungs- und Winkeleisen befestigt. Wie oft «Hörbi» mit seiner «Holztransportkonstruktion» am Rücken – Marke Eigenbau – ins Basislager hinunterstieg, um neue Holzspälten zu holen, das wusste er selbst nicht. Am 1. Mai 1987 hatten es Scheidegger und seine treuen Wegbegleiter geschafft: Persönlich haute der unermüdliche «Chrampfer» nach mehr als einem Jahr harter körperlicher Arbeit die letzten beiden Armierungseisen für den 1144. Tritt in den Boden. Mit Vertretern aus der Politik, Gönnern, Freunden und Helfern wurde das «Stägli» damals oberhalb des Ziels eingeweiht. Nicht schlecht staunte Herbert Scheidegger, als er einen 2,5 Tonnen schweren Jurakalk-Erinnerungsstein mit der Aufschrift «Tuusiger-Stägli» enthüllen durfte.
Die Hoffnung auf «Hörbis» vollständige Genesung war leider zu optimistisch. Gezeichnet von seiner Krankheit musste der liebenswerte Naturmensch erst 61-jährig am 23. Juli 2001 die «Himmelsleiter» besteigen. In den Herzen vieler Menschen lebt «Hörbi» aber weiter.
Ursprünglich kein Spazierweg oder gar Trainingsroute
«Stägli» klingt harmlos, doch der Aufstieg ist happig. Wer den Kreislauf in Schwung bringen und erschlaffte Muskeln auf die Wandersaison vorbereiten will, ist hier richtig. Dabei war die Treppe nie als Spazierweg und schon gar nicht als Trainingsroute geplant. Als sie 1896 gebaut wurde, lag neben ihr die Druckleitung des Speicherkraftwerks Ruppoldingen. Die Treppe gewährte den Zugang.
Hans Schürch, seit vielen Jahren Mitglied der siebenköpfigen «Arbeitsgruppe Bornstägli», machte anhand des Zählerstandes, gemeldet durch eine installierte Lichtschranke, folgende Milchbüchleinrechnung: «Vom 1. Januar bis 31. Dezember 2019 gab es insgesamt rund 150 000 Bewegungen. Zieht man die etwas mehr als ein Drittel Treppenabsteiger ab, die einen zusätzlichen Kontakt auslösten, ergibt das rund 90 000 Personen, welche die 1150 Stufen meisterten.» Unglaubliche Zahlen.
Das «Tuusiger-Stägli» wird seit vielen Jahren von einem Freiwilligentrupp, «Born-Rangers» genannt, Woche für Woche und bei Bedarf mit zusätzlichen Einsätzen unterhalten. Die Arbeitsgruppe besteht aktuell aus Berti Reichert (89), Hans Schürch (75), Bruno Zaugg (84), Fritz Sigrist (80), Guido Vonäsch (73), Rolf Wullschleger (72) und Bruno Muntwyler (66). Abgenützte und von Witterungseinflüssen beschädigte Stufen müssen laufend ersetzt, neu mit Armierungseisenstäben befestigt und mit Juramergel hinterfüllt werden. Noch eine einzige Stufe ist ein Original von «anno dazumal».
Der Einbahnverkehr hat sich bewährt
Die Pandemie sorgte 2020 dafür, dass auch das 1000er-Stägli während des Lockdowns vorübergehend gesperrt wurde. Mit den neuen Freiheiten, die seit Samstag, 6. Juni 2020 gelten, wurde die Stägli-Sperrung aufgehoben. Allerdings wurde beschlossen, dass der Abstieg via Känzeli über den signalisierten Rundweg erfolgen muss. Von der Arbeitsgruppe angebrachte Einbahntafeln markieren die Situation deutlich. Einerseits will man mit dieser Massnahme das Kreuzen auf der schmalen Treppe vermeiden und andererseits auch für mehr Fairplay sorgen. Die Massnahme hat sich bewährt.