50 Millionen in Aussicht: Aarau will die IBA vergolden

Im Tagesgeschäft heisst das Unternehmen seit dem 1. Januar Eniwa. Auf dem Papier ist es noch immer die IBAarau – bis zur Statutenänderung an der Generalversammlung vom 17. Mai. Neben dem Namenswechsel wird dann ein weiterer historischer Schritt erfolgen: Der Stadtpräsident von Aarau wird künftig nicht mehr Präsident des Verwaltungsrates des regionalen Energieversorgers sein. Hanspeter Hilfiker (FDP) wird in dieser Beziehung nicht Nachfolger von Jolanda Urech (SP, noch bis im Mai IBA-Präsidentin). Neuer Verwaltungsratspräsident soll ein externer Energiefachmann werden. Bekannt ist bisher einzig, dass er bereits jetzt dem siebenköpfigen Verwaltungsrat angehört. Noch nicht publiziert ist sein Name. Denkbar ist, dass es Beat Huber (44, Suhr) sein wird. Er wurde vor seiner letzjährigen Wahl als ausgewiesener Energiespezialist präsentiert.

Herzensangelegenheit von Hilfiker
Aus städtischer Sicht historisch ist nicht nur der Verzicht auf das Präsidium, sondern auch auf den zweiten Sitz im Verwaltungsrat (aktuell noch alt Stadtrat Lukas Pfisterer, FDP). Künftig wird einzig Hanspeter Hilfiker die Interessen der Stadt vertreten. Aber: Er hat das letzte Wort, denn die Stadt besitzt aktuell gut 95 Prozent der IBA-Aktien. Sie wird auch dann noch dominierend sein, wenn nächstes Jahr umgesetzt werden kann, was gestern angekündigt wurde: Unter dem Titel «Stadt Aarau plant Verkauf von Aktien» teilte der neue Stadtrat mit, der alte Stadtrat habe «bereits 2017 aufgrund von Risiko- und Finanzüberlegungen entschieden, maximal 15 Prozent der Aktien der IBAarau AG zum Verkauf anzubieten». Diese Verkaufsbemühungen sind eine Herzensangelegenheit des neuen Stadtammanns Hanspeter Hilfiker: Er hatte im Wahlkampf vorgeschlagen, mit dem Verkauf von IBA-Aktien 50 Millionen Franken zu lösen und so vier Generationenprojekte zu finanzieren. Hilfiker sprach damals vom Stadion, der Alten Reithalle, dem Hallenbad (Telli) und dem KiFF.

Mindestens 20 Franken
Der Stadtrat will das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist. «Über die Mittelverwendung soll entschieden werden, wenn der Verkauf zustande gekommen ist», heisst es in der Medienmitteilung. Und: «Der Verkauf soll im Jahr 2019 abgewickelt werden.» Erste Vorbereitungsarbeiten seien im Gang. Nicht von einer externen Bank, sondern von der städtischen Finanzabteilung. Die Käufer sollen mittels einer Ausschreibung gesucht werden. «Wir hatten bereits letztes Jahr Anfragen», erklärte Hanspeter Hilfiker gestern. Interesse scheinen vor allem Anlagefonds zu haben. Sie suchen nach Möglichkeiten, ihr Geld in der aktuellen Tiefzinsphase halbwegs rentabel anzulegen. Die IBAarau garantiert eine stabile, allerdings nicht besonders hohe Rendite. Obwohl der Gewinn im Geschäftsjahr 2016 zurückgegangen war, wurde die Dividende letztes Jahr auf Wunsch der Stadt von 17 auf 20 Franken erhöht. Im Januar hat der Stadtrat beschlossen, dass die Dividende auch künftig mindestens 20 Franken betragen soll. Er verlangt eine Ausschüttungsquote zwischen 33 und 50 Prozent (letztes Jahr wurden 45 Prozent des Reingewinns für die Dividendenzahlung verwendet).

Wie stellt sich der Stadtrat den Investor vor? «Im Vordergrund steht die Suche nach einem inländischen strategischen Partner, der das Geschäft und den Markt versteht und mit einem langfristigen Fokus die nachhaltige Entwicklung der IBAarau AG mitgestalten will», heisst es in der Medienmitteilung. Also keine ausländische Heuschrecke, die auf den schnellen Profit aus ist. Der Investor soll im IBA-Verwaltungsrat Einssitz nehmen und dort eine zusätzliche Perspektive einbringen.

Verkauf ist 2011 gescheitert
Die Stadt wollte bereits 2011 ihren IBAAnteil von 97 auf 80 Prozent reduzieren. Doch das Interesse im Rahmen der damaligen Publikumsöffnung war zu klein. Es gelang zwar, rund 750 Privataktionäre zu finden, doch diese zeichneten weniger als 2 Prozent des Aktienkapitals. Und sie hatten dabei keine besonders glückliche Hand: Die Aktien wurden 2011 zu 1260 Franken angeboten, der aktuelle Kurs liegt bei 840 Franken (Ankauf). Auf der heutigen Basis würde das nun zur Diskussion stehende 15-Prozent-Paket etwas über 50 Millionen Franken einbringen. Aber sicher ist in diesem Geschäft nichts – wie die Börsenturbulenzen der letzten Woche zeigten.