Unpopulistischer Entscheid an der Gmeind: Bürger erhöhen Politikern Lohn

BESCHLÜSSE

680 000-Franken-Kredit für Sanierung Abwasserpumpwerk: Ja

Ausfinanzierung Rentenbezüger (151 000 Franken): Genehmigt mit 59 zu 39 Stimmen

Erhöhung Gehälter Gemeinderat auf 200 000 Franken: Ja.

Budget 2019: Ja.

Löschung Baurecht Trafostation Brodheiteri: Geschäft von Gemeinderat zurückgezogen.

Als der Gemeinderat nach der Abstimmung über die Erhöhung seines eigenen Lohnes am Freitagabend in die Mehrzweckhalle und auf die Bühne zurückkehrte, klatschten die Bürgerinnen und Bürger spontan Applaus. Es wirkte, als ob sich die Mehrheit der Gemeindeversammlung zu ihrem eigenen Mut beglückwünschen wollte. Beglückwünschen zu einem gänzlich unpopulistischen Entscheid.

Wenige Minuten zuvor war der Gemeinderat in den Ausstand getreten und hatte die Halle verlassen. Und die Aarburgerinnen und Aarburger hatten überraschend deutlich Ja gesagt zu einer Erhöhung der Gesamtentschädigung für den Gemeinderat von heute 130 000 auf 200 000 Franken. Ein unpopuläres Anliegen, könnte man meinen. Doch der Präsident der Finanzkommission, der die Abstimmung durchführte, liess nicht mal auszählen. Das Resultat war mit zwei Drittel Ja-Stimmen klar. Erwarten hatte man dies nicht können. Denn die Diskussion um den Lohn-Antrag des Gemeinderates war engagiert. Einigen stiess sauer auf, dass in den letzten Jahren immer von Sparen die Rede war und nun plötzlich eine Lohnerhöhung drinliege. So sagte Bürgerin Judith Christen: «Da wir noch im letzten Jahr über die Schliessung der Bibliothek diskutierten, habe ich Mühe mit dieser Lohnerhöhung.» Ihr Antrag, die Entschädigung nur auf 170 000 Franken zu erhöhen, kam aber nicht durch. Auch Roger Müller kritisierte die Lohnerhöhung: «Das Feuerwehrdepot hätte das Geld nötiger und das Feuerwehrauto ist auch alt.»

«Zeichen der Wertschätzung»
Doch der Gemeinderat erhielt auch Zuspruch. So sagte Ruth Stadelmann, sie sei sicher nicht immer einverstanden mit dem Gemeinderat. «Aber ich bin froh, dass sie die Arbeit machen, und da wäre die Erhöhung ein Zeichen der Wertschätzung.» Ähnlich argumentierte Hanspeter Mohler: «Wir haben hohe Erwartungen an den Gemeinderat, da müssen wir ihn auch korrekt zahlen.» Finanzvorsteher Dino Di Fronzo hatte einleitend betont, dass der Gemeinderat natürlich auch bei einer allfälligen Ablehnung der Lohnerhöhung mit vollem Engagement weiterarbeiten würde. Dennoch versuchte er die Versammlung zu überzeugen, dass nun nach 25 Jahren eine Anpassung nötig sei. Aarburg habe viel tiefere Entschädigungen als vergleichbare umliegende Gemeinden. Und der Verband der Gemeindeammänner würde für eine Gemeinde von der Grösse Aarburgs eine Gesamtentschädigung von 300 000 Franken empfehlen.

Gemeindeammann Hansueli Schär dankte nach dem Applaus der Versammlung im Namen des Gemeinderates: «Das ist eine schöne Wertschätzung, aber auch Verpflichtung, unsere ganze Kraft zum Wohle des Städtchens einzusetzen.»

Weniger zu reden gab dann das Budget 2019, da der Gemeinderat hier Erfreuliches berichten konnte. Für 2018 rechnet er mit einem Überschuss von 2,1 Millionen Franken. Da es auch für die nächsten Jahre gut ausschaut, kündigte Finanzvorstand Di Fronzo an, die Schulden schrittweise etwas zu reduzieren. Und sogar eine Steuerfusssenkung könne langfristig ins Auge gefasst werden. Neben dem Budget stimmte die Versammlung auch für den Kredit zur Ausfinanzierung der Rentenbezüger beim Wechsel zu einer günstigeren Pensionskasse. Dies trotz eines gut begründeten Gegenantrags.

Es schien, als wollten sich die Aarburgerinnen und Aarburger ihre Aufbruchstimmung an diesem Abend nicht mit einem Nein vermiesen.