
Newsletter-Abo: Ein veritabler Kaktus für den Zofinger Stadtrat
Es war ein aussergewöhnlicher Vorschlag, den der Zofinger Stadtrat unterbreitete: Wenig internetaffine Seniorinnen und Senioren sollen einen Newsletter abonnieren können, der pro Jahr 250 Franken kosten soll. Der Reihe nach: Zwei Mal hat der Einwohnerrat beschlossen, amtliche Mitteilungen aus Sparüberlegungen nur noch in kleinem Umfang im Zofinger Tagblatt zu publizieren und sich auf die eigene Homepage zu konzentrieren. Dass da die Generation der Zeitungsleserinnen und -leser ausgeklammert wird, hat der Zofinger Stadtrat nicht bestritten – wie Irma Jordi (CVP) feststellte. Sie hatte die Stadtregierung im Oktober in einer Motion aufgefordert, «sich Gedanken zu machen über eine neue Form der amtlichen Publikationen für die ältere Bevölkerung».
Ob ein Newsletter zu einem Unkostenbeitrag verschickt wird oder die Vollkosten decken soll, darüber lasse sich streiten. «Aber 250 Franken sind definitiv zu viel – das hat einen Kaktus verdient.» Den stellte Jordi der für Altersbelange zuständigen Stadträtin Rahela Syed auf den Tisch – betonte aber auch, dass die Pflanze sieben Triebe, je einen für jedes Stadtratsmitglied, habe.
Die präsentierte Vollkostenrechnung belege, dass der Stadtrat es sich sehr einfach gemacht hat – die Motion ohne eigenen Input durch die Verwaltung bearbeiten liess. «Abonnieren 1000 der 3000 ü70-Einwohner den Newsletter für 250 Franken, ergibt das 250 000 Franken – dafür könnte man einen zweiten Stadtschreiber engagieren.»
Fantasie an den Tag legen
Jordi forderte den Stadtrat auf, sich der Sache noch einmal anzunehmen «und selber etwas Fantasie an den Tag zu legen». Das sah auch Franziska Kremer (SP) so: «Man hat etwas beschlossen, ohne an die Generation 70 plus zu denken.» Rudolf Günthardt (FDP) meinte: «Da hat der Berg eine Maus geboren.» Für die SVP versicherte Moritz Weber der Motionärin die Unterstützung seiner Fraktion.
Tobias Hottiger (FDP) erinnerte daran, dass der Einwohnerrat indirekt beschlossen habe, dass ein allfälliges papiergestütztes Angebot für die Bezüger kostenpflichtig sein müsse. Dennoch: Mit 31 gegen 6 Stimmen beschloss der Einwohnerrat, die Motion nicht abzuschreiben – der Stadtrat muss also nochmals über die Bücher.
In welche Richtung es gehen sollte, zeigte Irma Jordi in ihrem Votum auf: «In Zofingen gibt es eine Alterskommission, welche viele tolle Angebote für die ältere Generation auf die Beine gestellt hat.» Die Stadträtin, welche für das Alter und die Gesundheit zuständig ist, könnte abklären, «ob jemand aus der Alterskommission auf freiwilliger Basis das Projekt unterstützen will».
Ein anderer Denkanstoss: Den Senioren-Newsletter auch für andere adressatengerechte Infos nutzen; beispielsweise über leere Betten im Seniorenzentrum oder über leere Alterswohnungen, generell Angebote für die ältere Generation, auch kommerzielle.