Überraschung im Wahlkampf: Susanne Hochuli sieht SVP-Gallati als geeigneten Gesundheitsdirektor

«Susanne Hochuli, bis am Freitag kann man sich noch für die Regierungsratswahlen anmelden – wie wäre es mit einem Polit-Comeback?» Das fragte Moderatorin Anne-Käthi Kremer die ehemalige Grünen-Regierungsrätin im TalkTäglich bei Tele M1.

Hochuli schloss eine Rückkehr in die Politik kategorisch aus – zwar sei sie weiterhin ein politischer Mensch, fühle sich aber wohl ausserhalb des Politbetriebs. «Für mich ist dieses Kapitel abgeschlossen», sagte Hochuli, die im Sommer 2016 entschieden hatte, nach acht Jahren als Gesundheitsdirektorin nicht zur Wiederwahl anzutreten. 

Im Herbst 2016 wurde ihre Nachfolgerin dann SVP-Kandidatin Franziska Roth, die nach zweieinhalb Jahren im Amt zuerst aus der Partei aus- und nachher aus dem Regierungsrat zurücktrat. Susanne Hochuli hätte nicht mit dieser Entwicklung gerechnet, im Aargau habe sich auch niemand gewünscht, dass jetzt eine Ersatzwahl nötig wird. «Das ist ein Desaster für den Kanton, für die Gesundheits- und Sozialpolitik und auch für das betroffene Departement», sagte Hochuli.

«Ein Armutszeugnis für die SVP»

«Die SVP hat ihre Aufgaben nicht gut gemacht, als sie Frau Roth nominiert hat, diese Kritik muss die Partei annehmen», ergänzte Hochuli. Sie vermutet, dass bekanntere und erfahrenere SVP-Politiker im Sommer 2016 nicht angetreten seien, weil nicht klar war, ob die Grüne selber nochmals kandidieren würde. «Sie hatten wohl Angst, dass sie gegen mich verlieren könnten», sagte Hochuli und bezeichnete diese Haltung innerhalb der SVP als «Armutszeugnis» für die Partei.

Hochuli hielt fest, die Entwicklung im Gesundheitsdepartement unter Roth lasse sich nicht rückgängig machen. Wichtiger sei jetzt die Frage, «was man bei den anstehenden Wahlen für dieses Departement machen kann». Für sie ist klar, dass ein neues Regierungsmitglied, das am 20. Oktober gewählt wird, das Departement übernehmen müsste. «Es muss also eine Person gewählt werden, die in dieses Departement passt und die vielen anstehenden Geschäfte vorwärts bringt», sagte sie.

«Nicht unbedingt eine Frau»

Auf die fünf Kandidierenden angesprochen – nominiert sind bisher Jean-Pierre Gallati (SVP), Jeanine Glarner (FDP), Yvonne Feri (SP), Severin Lüscher (GLP) und Doris Aebi (GLP) – sagte Hochuli, aus ihrer Sicht gebe es zwei Personen, die geeignet wären. Wenig überraschend sieht sie ihren Parteikollegen und Hausarzt Lüscher als einen von ihnen. «Ich sage auch als Grüne und Frau, dass jetzt nicht der Zeitpunkt ist, um unbedingt eine Frau zu wählen», hielt sie fest. Wichtiger seien Kenntnisse des Gesundheitswesens, eine gute Vernetzung und politische Erfahrung.

Dann kam die Überraschung: Susanne Hochuli, die in ihrer Amtszeit von SVP-Vertretern wie Andreas Glarner und Wolfgang Schibler heftig kritisiert worden war, hält Jean-Pierre Gallati als geeignet für den Regierungsrat. Der SVP-Fraktionschef sei intelligent genug für das Amt, sitze in der Gesundheitskommission, kenne die Abläufe in Verwaltung und Regierung, begründete sie.

Mit der Nomination von Gallati habe die SVP ihren Job diesmal aber richtig gemacht – anders, als vor drei Jahren, als die Partei Franziska Roth aufgestellt hatte. Auf die Frage, ob sie den SVP-Mann im Herbst tatsächlich wählen würde, legte sich Hochuli nicht definitiv fest. «Ich gebe keine Wahlempfehlung für Jean-Pierre Gallati ab, weil er nicht die Politik machen würde, die ich als Grüne mir wünsche», sagte sie.

Politisch näher stehen würde der ehemaligen Grünen-Regierungsrätin die SP-Kandidatin Yvonne Feri. Hochuli sagte, sie frage sich, warum die SP Feri nicht als Ständeratskandidatin nominiert habe. Die Nationalrätin sei auf Bundesebene sehr gut vernetzt, als Regierungsratskandidatin habe sie den Nachteil, dass sie vor drei Jahren die Wahl schon verpasst habe. «Da verstehe ich die Politik der SP nicht ganz.»