
«Der Staat soll Schadenersatz für die gesamte Umsatzeinbusse leisten»
Zwischen Mitte Januar und Ende Februar sammelte das Bacio Nero Caffè Aarburg Geld über die Plattform «Lokalhelden». 45 000 Franken sollten über den Verkauf von Gutscheinen in den rund eineinhalb Monaten zusammenkommen, damit die laufenden Kosten zumindest für eine kurze Zeit gedeckt sind, wie Inhaber Silvio Errico dem Zofinger Tagblatt damals verriet. Zusammengekommen sind schlussendlich lediglich 2140 Franken, nicht einmal 5 Prozent des Zielbetrages.
Das «Bacio Nero» ist noch nicht am Ende
Muss das «Bacio Nero» nun schliessen und reiht es sich so in die lange Liste der Opfer der Pandemie respektive der Massnahmen ein? «Noch nicht», sagt Silvio Errico, dem das Lachen trotz der schweren Situation noch nicht ganz vergangen ist. «Es ist aber ein Konkurs auf Raten», fügt er an. Dass er und seine Frau Marianne das Restaurant überhaupt noch geöffnet haben können, liegt am Härtefallgeld. Das traf aus Sicht der beiden gerade zur rechten Zeit ein. «Wenn wir aber nicht wissen, wann oder wie wir wieder öffnen können – und damit, wie lange dieses Geld reichen soll – bleibt auch das nur ein Tropfen auf den heissen Stein», so Errico. Sämtliche Budgets, die für 2021 erstellt wurden, landeten bereits im Abfall. Seit Anfang Jahr beläuft sich der Umsatzausfall auf über 100 000 Franken. Kompensation dafür erhalten Erricos keine.
Mit einer Öffnung auf den 22. März – oder einer Terrassenöffnung per 1. April – rechnet Silvio Errico nicht. Selbst wenn eine Öffnung kommen sollte, weiss er nicht, ob es sich für ihn als Gastronomen rechnet. «Auch auf den Terrassen müsste ich den Abstand einhalten und Trennwände aufstellen. Am Ende kostet das alles», so Errico. Zurzeit bieten Silvio und Marianne Errico zwischen Freitag und Sonntag Take-away an. Nicht etwa, um das grosse Geld zu verdienen: «Wir nehmen damit nicht einmal genug ein, um die Lokalmiete bezahlen zu können.» Um möglichst bedarfsgenau arbeiten zu können, muss unter der Woche vorbestellt werden. So aber können immerhin die Unterstützer der Lokalhelden-Kampagne ihre Gutscheine einlösen. Auch wenn das Ziel verfehlt wurde, sind Erricos jedem dankbar, der einen kleinen Beitrag geleistet hat. Viele der Unterstützer hätten freiwillig auf eine Gegenleistung verzichtet. Wenn jemand trotz eigener Kurzarbeit ein Lokal unterstützen kann, so müsse er einfach dankbar sein, so Silvio Errico.
Staat soll für ausgefallenen Umsatz aufkommen
Er hat eine radikale Forderung: «Der Staat soll Schadenersatz für den ganzen verlorenen Umsatz leisten.» Oder zumindest weitere A-fonds-perdu-Beiträge für den ganzen verlorenen Umsatz leisten und nicht neue Kredite gutsprechen. Das seien sonst nur neue Schulden und keine wirkliche solidarische Hilfe. «Irgendwann müssen auch die zurückbezahlt werden.» Die Schliessung habe ja auch die Politik entschieden – obwohl die immer neuen Vorschriften befolgt worden seien. «In anderen Staaten klappt das schliesslich auch.»