Stefan Morgenthalers nächster Wurf: Vizeammann

Würde das jährliche Weihnachtsbaum-Werfen in Staffelbach über den Machtstatus entscheiden, Stefan Morgenthaler wäre wohl längst Dorfkönig. 7,98 Meter gehören zu seinen Bestleistungen im Wurf des Bäumchens, das am Tag seines Flugs, dem Dreikönigstag, den Werfer bereits mit dürren Tannennadeln bedeckt.

Vorerst möchte der 54-jährige SVP-Mann aber nur Vizeammann werden. Er ist der einzige Kandidat für dieses Amt, für den Gemeinderat stellen sich heuer sechs Personen zur Wahl. Ursprünglich war es gar nicht sein Ziel, Gemeinderat zu werden. Die Bevölkerung hat ihn auf dieses Podest gehievt. Anlässlich der Gesamterneuerungswahlen 2013 waren im ersten Wahlgang nur vier Gemeinderatskandidaten angetreten, 36 Staffelbacherinnen und Staffelbacher schrieben zusätzlich den Namen von Stefan Morgenthaler auf den Zettel. Er war bereits in die Finanzkommission gewählt worden. Also trat er dort aus und in den Gemeinderat ein.

Die Staffelbacher wollten ihn

Erst hatte Morgenthaler zu grossen Respekt vor dem Zeitaufwand eines Gemeinderats. Er arbeitet in der Logistikbranche, war damals Geschäftsführer eines expandierenden Unternehmens. «Doch es ist alles eine Frage der Organisation», wie er sagt. Seit bald fünf Jahren ist er selbstständiger Logistikberater. Das bedeutet nicht weniger Arbeit, dafür mehr Einfluss auf die Tagesorganisation. Auch seine sportliche Leidenschaft (neben Weihnachtsbaum-Werfen), Faustball, übt er inzwischen «nur» noch als Senior in der Männerriege aus. Mehr Zeit für Politik also. Zeit allein reiche aber nicht, sagt Morgenthaler, das Amt müsse auch Spass machen, trotz der langen Tage, die es mit sich bringt. «Man muss es gerne machen, sonst macht man es nicht», ist er nach zwei Amtszeiten überzeugt. Schon deshalb, weil man von der Entschädigung her nur schlecht sein Arbeitspensum reduzieren könne.

Was er nicht aufgibt, ist seinen Sportlerinstinkt, den die Staffelbacher bestens kennen. Und den er als Gemeinderat, der oft auch in Organisationskomitees vertreten ist, gut gebrauchen kann. Er war in den OKs zu 100 Jahren Turnverein Staffelbach 2004 und des Kreisturnfests 2010. Das Dorffest zu 800 Jahren Staffelbach, das 2020 hätte stattfinden sollen, auch mit Morgenthaler im OK, wurde inzwischen abgesagt. Die Planung für ein späteres Dorffest wird wohl in einem der nächsten Jahre wieder aufgenommen. Im Turnverein brillierte er schon früh im Faustball und – natürlich – in Wurfdisziplinen. Als die beiden Söhne im Kindesalter Faustball zu spielen begannen, liess er sich zum Trainer ausbilden und trainierte den Nachwuchs im STV Staffelbach während 13 Jahren. In dieser Zeit gelang ihnen der Aufstieg bis in die Nationalliga B.

Nutzungsplanung über die Bühne bringen

Seit er im Gemeinderat ist, hat Morgenthaler die Ressorts Hochbau, Liegenschaften, Kultur und Freizeit, Wärmeversorgung Staffelbach, Jugend- und Kulturkommission, Feuerwehr, Zivilschutz.

Aktuell wird die Bau- und Nutzungsplanung überarbeitet. Im Moment liegt sie beim Kanton in der Vorprüfung. «Kleine Gemeinden werden mit den gesetzlichen Vorgaben fast zum ‹Ballenberg› gemacht», sagt Morgenthaler.

Vor fünf Jahren entstand mit dem «Oberfeldpark» die erste Überbauung in Staffelbach. Neben Eigentumsobjekten hat diese auch Mietwohnungen – bis dahin eine Seltenheit im Dorf. Der Beiname «Staumauer», angelehnt an die Aarauer Telli-­Hochhäuser, zeigt, wie wuchtig Mehrfamilienhäuser, auch mit wenigen Stockwerken, im Dorfkontext auf die Bewohner wirken. Sie brachten Staffelbach etwa 300 Einwohner mehr. Die Wohnungen seien gut gefüllt, sagt der Vize-Kandidat. Staffelbach ist demnach attraktiv zum Wohnen. Auch für Mieter.