Wenn Not erfinderisch macht – Chrischona mit Bus-Bazar unterwegs

Not macht erfinderisch. Da die Menschen nicht zu ihm kommen können, kommt der Chrischona-Weihnachtsbazar zu den Menschen.
Not macht erfinderisch. Da die Menschen nicht zu ihm kommen können, kommt der Chrischona-Weihnachtsbazar zu den Menschen.
Die Projektverantworliche Nathalie Burgherr bestückt das Postauto mit frischen Guetsli.
Die Projektverantworliche Nathalie Burgherr bestückt das Postauto mit frischen Guetsli.

«Normalerweise herrscht ein reges Kommen und Gehen. Ein Gewusel in den Gängen und Räumen, wenn der weihnachtliche Bazar seine Türen einmal jährlich öffnet», erzählt Nathalie Burgherr, die Projektkoordinatorin. «Ganze Familienclans treffen sich, essen gemeinsam zu Mittag und geniessen die Stunden in der Gemeinschaft. Aber dieses Bild in Zeiten von Covid-19 – das konnten wir uns einfach nicht vorstellen.» Es musste eine kreative Lösung gefunden werden. Und man wurde fündig: Mit einem alten Postauto die Dörfer/Standorte anzufahren wie anno dazumal der Migros-Wagen. Für die Freikirche waren drei Themen wichtig: Erstens die Umsetzung eines gemeinsamen Projekts: Über 60 Personen waren im Einsatz, ob vorab beim Umbau des Take-away-Food-Trucks, der Umgestaltung des Postautos oder um Selbstgemachtes zu backen, kochen, stricken, kränzen oder basteln. Und zweitens sollen in dieser – eh schon schwierigen – Zeit sichere Kontakte und Begegnungen ermöglicht sowie, drittens, die mit der Freikirche freundschaftlich verbundenen Missionare aus dem Erlös unterstützt werden. 

Wenn sie nicht zu uns kommen können, kommen wir zu ihnen 

Und es funktionierte am letzten Samstag! Die Kunden kamen vorbildlich ausgerüstet mit Mundschutz und eigenen Behältern, in welche die gewünschten frischen Leckereien (wie heisse Pizza aus dem «Big Green Egg Grill», Süsswaren, Sandwiches und Kürbissuppe) vom Take-away-Food-Truck der Jungschar abgepackt wurden. Insgesamt waren drei Fahrzeuge im Einsatz: der Adventskränze-Anhänger, der Food-Truck und das Postauto. Letzteres war liebevoll mit Holztablaren umgestaltet worden, um die verschiedenen Produkte bestmöglichst darzubieten und bei der Fahrt zu schützen. Holzwaren, Konfitüren, Magenbrot, gebrannte Mandeln (klassisch oder mit Rum oder Chili), frisches Dinkelbrot und Butterzöpfe füllten den Innenraum ebenso wie Karten, Bücher, Wollmützen und -schals, Trockenwurst, Honig, Kürbisse sowie die ersten Weihnachts-Guetsli. 

Pünktlich um 11 Uhr wurde – fast lautlos – abgebaut und das Postauto fuhr zum zweiten Standort beim Schulhausplatz Kirchleer­au, wo jeder Handgriff sass, als wäre eine eingespielte Schausteller-Mannschaft im Einsatz. Nichts ging während der kurzen Fahrt zu Bruch, und keine Pizza brannte an. Emsiges Treiben herrschte für einen kurzen Augenblick, als die Verkaufsflächen mit neuer Ware bestückt und beizeiten die wartenden Kunden wieder bedient wurden. Um 13.10 Uhr fuhr der Bus den Pausenplatz in Reitnau an, wo bereits zahlreiche Menschen warteten. Reibungslos lief auch der dritte Halt ab, der Take-away-Food-Truck sowie der Bus-Bazar wurden «besonnen» bestürmt und leergeshoppt. Achtsam standen die Menschen an, genossen in kleinen Gruppen eine kurze Unterhaltung und verdrückten auf der grosszügigen Outdoor-Fläche frische Pizzas. Nach einer Stunde und 40 Minuten fuhr der Bazar zu seinem letzten Halt auf Reinhards Hof in Attelwil, wo die letzte Pizza, das letzte Kuchen- oder Tortenstück einen Abnehmer fand – und die Adventskränze ein neues Zuhause.