
Klettern in der Aarburger «Isatis»-Halle bald Europameister?

Kaum hat die Familie Langenkamp ihre Kletterhalle Isatis eröffnet, denkt sie schon an die Erweiterung. Erst seit Ende November 2019 steht das ehemalige Squash-Center in der Aarburger Höhe für Kletterer offen. Zwei Squash-Hallen sind geblieben.
Mit dem Angebot hat die Familie den Nerv der Zeit getroffen. Viele junge Erwachsene haben den Trendsport klettern für sich entdeckt. Mit den Eintrittszahlen zeigen sich die Geschäftsführer Paul und Heidi Langenkamp, beide 56-jährig, zufrieden – trotz der Coronakrise, die zu einer vorübergehenden Schliessung der Halle geführt hatte. «Wir kommen aber gut durch», sagt Paul Langenkamp. «Auch dank dem Mieterlass des Vermieters, der Gemeinde Aarburg.» Selbstverständlich wäre aber die Erlöskurve ohne Covid-19 auf einem höheren Niveau gewesen, ergänzt er.
Gute Akzente sind für Gemeinderat wichtig
Gemeinderat Dino Di Fronzo (FDP) sagt, dass die Gemeinde als Vermieterin zufrieden ist mit den Betreibern der Halle. Es habe sich gelohnt, das Projekt zu unterstützen und Hand zu bieten. «Wir sind daran interessiert dass es unserem Mieter gut geht und dass er erfolgreich ist mit seinem Konzept.» Im Zusammenhang mit der Immobilienstrategie der Gemeinde Aarburg sei es wichtig, gute Akzente in Aarburg zu setzen. «Die Kletterhalle ist ein gutes Beispiel dafür», so Di Fronzo. Nun stelle sich die Frage, wer langfristig der beste Eigentümer der Kletterhalle ist. «Im Zusammenhang mit der Erweiterung der Kletterhalle kann es durchaus sein, dass die Gemeinde die Liegenschaft an die Betreiber verkauft und sich zurückzieht.»
Doch zuerst will die Familie Langenkamp ihre nächste Vision angehen: Sie will anbauen. Auf der Parzelle, auf der die Halle steht, ist noch Land übrig. «Und der Wille ist auch da», sagt Paul Langenkamp, der an der Schule Aarburg und der Kantonsschule Zofingen auch noch unterrichtet.
Gebaut werden soll eine neue Halle, die vier Speedwände, Lead-Wände mit 19,5 Meter kletterbarer Höhe sowie eine 18 Meter breite Boulderwand enthält, die Weltcup tauglich ist. «Wir wollen unbedingt internationale Wettkämpfe hier in Aarburg anbieten können», betont Paul Langenkamp. Er ist sich sicher, dass in der Kletterhalle Isatis dereinst Europa- oder sogar Weltcups möglich sein werden.
Familie plant Indoor-Golf und Dachterrasse
Auf dem Dach plant die Betreiberfamilie Langenkamp eine Terrasse mit Blick in die Halle und auf das Sälischlössli. Weiter wird eine Indoor-Golfanlage installiert. Diese kann inzwischen bereits ausprobiert werden. Mittels Projektion von einem Beamer können verschiedene Kurse absolviert werden. «Damit sprechen wir noch ein anderes Kundensegment an», erklärt Paul Langenkamp.
Er rechnet mit rund 5 Millionen Franken für den Neubau. Inzwischen ist der Businessplan fertiggestellt, erste Pläne zeigen, wie sich die sportliche Familie den Ausbau vorstellt. Gesucht sind nun Investoren. Klar ist aber: «Für ein Crowdfunding ist das Projekt zu gross und wir wollen auch keine Anteile verkaufen», so Paul Langenkamp.
Zeit verlieren will die Familie nicht. Erste Gespräche mit möglichen Investoren und der Gemeinde sollen bald geführt werden. Auch das Baugesuch wird in der nächsten Zeit eingereicht. Läuft alles optimal, soll im Jahr 2022 mit dem Bau begonnen werden, 2023 folgt die Eröffnung. Heidi und Paul Langenkamp sind vom Projekt überzeugt. Denn die letzten Monate haben gezeigt, wie beliebt die vielseitige Sportart ist. Und sie dürfte noch beliebter werden, denn nächstes Jahr ist Klettern olympisch und mit Petra Klingler hat die Schweiz eine starke Athletin am Start.
Über 100 Kinder klettern regelmässig in Aarburg
Besonders beliebt sei die Kletterhalle bei Familien und Schule, sagt Heidi Langenkamp, die Kurse für die Kleinsten (ab vier Jahren) gibt. «Es ist gar nicht so einfach, den Kindern im Kindergartenalter etwas im Schulsport anbieten zu können, ausser kids-allround. Klettern eignet sich dafür sehr gut», sagt sie.
Insgesamt 100 Kinder, darunter zehn J+S-Kurse der Schulen Zofingen, Rothrist und Aarburg kommen regelmässig in die Kletterhalle. «Besonders erstaunt sind wir, dass sich beispielsweise viele eritreische Mädchen darunter befinden und sich auch sonst ausländische Kinder dafür interessieren», sagt Paul Langenkamp. «Das freut uns sehr, denn damit hätten wir nicht gerechnet.» Umso mehr motiviert das die Familie für ihr nächstes Grossprojekt.