Reider Bevölkerung will mehr öffentliche Plätze

Die Reider Bevölkerung fühlt sich wohl und sicher. Luft nach oben gibts in den Bereichen öffentliche Treffpunkte und Integration der ausländischen Bevölkerung. Zu diesem Schluss kommt «eine soziokulturelle Analyse», die der Gemeinderat diese Woche publizieren wird. Grundlage dafür bildet eine Bevölkerungsbefragung, die in den letzten Monaten durchgeführt wurde. «Es ergibt sich das Bild einer im Grossen und Ganzen zufriedenen Bevölkerung», heisst in einer Mitteilung vom Dienstag. Die Versorgungssituation werde als sehr gut wahrgenommen, sowohl was die Gesundheit als auch die Bildung und Kinderbetreuung angehe. «Einzig Bedarf sieht man im Bereich der Jugendräume und Treffpunkte für Jung und Alt.» 

Hohe Beteiligungsquote von 70 Prozent 

Die Bevölkerungsbefragung hat Bettina Hübscher, Leiterin der Abteilung Gesellschaft und Gesundheit der Gemeinde Reiden, durchgeführt und ausgewertet. Sie ist zufrieden mit der Befragung. «Freude bereitet mir vor allem die hohe Beteiligungsquote von siebzig Prozent – und das trotz Corona», sagt Hübscher. Die Projektleiterin verschickte Fragebögen an 400 Bürgerinnen und Bürger. 280 füllten den Fragebogen aus, darunter sind Personen aus allen drei Ortsteilen Reiden, Richenthal und Langnau im Alter zwischen 15 bis 74 Jahren beiden Geschlechts. Mittels spezifischen Interviews fühlte die Gemeinde zudem den Puls der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. 25 Prozent der Reider Bevölkerung ist ausländisch. Dazu befragten Studierende der Sozialen Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz 14 Personen aus Reiden. «Überrascht hat mich, dass die Zufriedenheit der ausländischen Bevölkerung fast grösser ist als die der Einheimischen», sagt Hübscher. Potenzial gibt es laut Analyse noch in der gesellschaftlichen Teilhabe von Migrantinnen und Migranten. Ein befragter 64-jähriger Italiener befand beispielsweise, dass es hilfreich wäre, wenn man die wichtigsten Gemeindeinformationen auch in verschiedenen Landessprachen erhalten könnte. 

Was in der Analyse durchgehend erwähnt wird sind fehlende öffentliche Plätze. Befragte Eltern wünschen sich noch mehr Spielplätze, Grillstellen und Angebote für Jugendliche. Von den 109 befragten jungen Reiderinnen und Reidern waren lediglich 30 Prozent der Meinung, genügend Orte im öffentlichen Raum für sich zu haben. 60 Prozent gaben an, dass diese Orte fehlten. 

Die Reider Sozialvorsteherin Esther Steinmann (IG Reiden) überraschen diese Resultate nicht. «Ich wusste, dass wir für Jugendliche nicht viele Angebote haben. Die Analyse schreit danach, dass Jugendliche in Reiden mehr Aufmerksamkeit brauchen.» Weiter müsse Reiden die Bevölkerung mit Migrationshintergrund besser integrieren. «Die Analyse zeigt aber auch, dass sehr Vieles gut ist in Reiden, so fühlt sich beispielsweise die ältere Bevölkerung sicher und gut versorgt.» 

Die soziokulturelle Analyse dient nun als Basis für die neuen Legislaturziele, die nächstes Jahr verfasst werden. Welche Massnahmen die Folge sind, kann Steinmann noch nicht definieren. «Wir brauchen nun Zeit, nachhaltige Projekte aufzugleisen, bei denen die Akteure miteinbezogen werden.» Die Gemeinde wolle nicht in Eigenregie Angebote schaffen, die schliesslich doch nicht genutzt würden. «Aber so viel ist klar: Die Analyse soll kein Papiertiger werden», sagt Steinmann. 

Konkrete Umsetzungen gebe es aber bereits in «Mini-Form» oder seien angedacht, sagt Steinmann. Eventuell könnte im ehemaligen Schul-Pavillon neben dem Johanniterschulhaus provisorisch ein Raum für die Jugend genutzt werden. Kleinere Massnahmen gebe es auch im Migrations-Bereich. So kann das Kultur(en)café, ein Treffpunkt zum Austausch und Kennenlernen, durch Gelder des Kantons unterstützt werden. Weitere zusätzliche Ad-hoc-Angebote sind «die Geschichtenkiste» und der «Männer-Tisch Wiggertal». Zudem startet ab 2021 ein Informationsangebot für die ausländische Bevölkerung. Alle drei Monate informiert FABIA, das kantonale Kompetenzzentrum für Migration, über diverse Themen wie zum Beispiel Bräuche und Gepflogenheiten in der Schweiz.