
In diesem Anlauf soll die Rathaus-Sanierung klappen
Mehrfach wurde in den letzten 20 Jahren eine Sanierung des Aarburger Rathauses vom Stimmvolk abgelehnt, letztmals 2014. Nun nimmt der Gemeinderat einen neuen Anlauf und legt der Gemeindeversammlung vom 18. September dazu einen Kredit von 4,8 Mio. Franken vor.
Damit sollen das Rathaus und die angrenzenden Gebäude saniert werden. Eine Auslagerung der Verwaltung in ein neues Gebäude an einem anderen Standort kommt für den Gemeinderat nicht in Frage, da die denkmalgeschützten Häuser im Städtli dennoch saniert werden müssten. Ein Umbau ist laut Gemeinderat nötig: eine Verwaltungsanalyse habe die vorhandenen Räume als «für die bestehende Gemeindeverwaltung quantitativ und qualitativ unzureichend» bezeichnet. Das Raumangebot sei weder ausreichend gross noch könnten «ergonomische Grundanforderungen» erfüllt werden. Der heutige Projektstand zeige auf, dass das Rathaus zusammen mit dem Winkelgebäude ausreichend Platz für die Gemeindeverwaltung biete, sofern «die bestehenden Potenziale ausgeschöpft» werden. Laut einem Bericht eines Bauingenieurs wird zudem seit Jahren dringend eine Totalsanierung der Tragstruktur im Rathaus empfohlen.
Innenhof im Winkel wird zum attraktiven Treffpunkt
Nach der Sanierung will der Gemeinderat die Erdgeschossflächen der Liegenschaften besser nutzen. Zudem soll der Innenhof attraktiver werden. Dies beschreibt der Gemeinderat in den Unterlagen reichlich kompliziert: «Entsprechend wird der gemeinsame Innenhof als attraktiver, öffentlicher Raum mit Warte- und Sitzmöglichkeiten ausgestattet, wobei die Lektüre eines in der Bibliothek ergatterten Buches, bei Kaffee und Kuchen durchaus nicht nur symbolhaft eine Vision darstellen soll.» Künftig können sich die Aarburgerinnen und Aarburger also im Innenhof auf einen Stuhl oder eine Bank setzen, dort einen Kaffee trinken und ein Buch lesen.
Der Empfang der Gemeindeverwaltung soll künftig im Erdgeschoss ohne Treppe zugänglich sein. Im Winkelgebäude wird dazu das ehemalige Feuerwehrmagazin – das heute als Abstellgarage dient – ausgebaut. Im Rathaus will der Gemeinderat einen Archivraum zu einem Gemeinderats- und Trauungszimmer umbauen lassen. Der Aaresaal werde gleichzeitig via Museumshalle erschlossen. Eine Verbindung und damit auch flexible Trennung dieser beiden Räume sei noch in Prüfung. Die Rekonstruktion der ursprünglichen Markthalle mit ehemaligen Dimensionen und Blick zur Aare wäre dabei ein gehaltvoller Zugewinn, schreibt der Gemeinderat.
Der bestehende, sanierungsbedürftige Lift soll abgebrochen und an neuer Lage ersetzt werden. Über die «doppelläufige Freitreppe» wäre im ersten Stock des sanierten Rathauses neu das «Foyer» erschlossen, ein kleiner multifunktionaler Raum für Ausstellungen, Besprechungen, Medienkonferenzen oder kleinere Informationsanlässe. In den oberen Geschossen sind abgesehen davon Arbeitsplätze der Verwaltung vorgesehen, in der Vorlage so umschrieben: «Im Rathaus werden weitgehend nutzungsneutrale Flächen zur Nutzung als Verwaltungsarbeitsplätze geschaffen.»
Da die Gemeinde mit einer Kostenbeteiligung durch den Kanton von 150 000 Franken rechnet, würde die Rathaussanierung netto 4,65 Mio. Franken kosten. Abgestimmt wird aber über den Gesamtkredit von 4,8 Mio. Franken. Am 7. September können sich die Stimmberechtigten an einer Info-Veranstaltung direkt über das Projekt informieren (Mehrzweckhalle Paradiesli, 19 Uhr).
Seit 1828 Zentrum der Gemeindeverwaltung
Das fünfgeschossige Rathaus wurde 1573 erstmals urkundlich erwähnt und im Jahr 1828 neu erbaut. Es befindet sich seit 1932 im Eigentum der heutigen Einwohnergemeinde und steht unter kantonalem Denkmalschutz. Das Gebäude, mit Ersterrichtung als «Rat- und Bürgerhaus» bezeichnet, wird seit der Neuerstellung 1828 als Standort der Gemeindeverwaltung genutzt. Im Erdgeschoss des Rathauses befindet sich die Halle des südseitig angebauten, heute als Heimatmuseum genutzten «Scheurmann-Hauses», erbaut 1750. Im Norden zusammengebaut, gemeinsam erschlossen und verbunden mit dem Rathaus, befindet sich das «Winkelgebäude», welches kommunal als Kulturobjekt geschützt ist und heute Teile der öffentlichen Verwaltung beherbergt. (jow)