
Weil die SBB sparen müssen, streichen sie beim Magazin «via» zwei Ausgaben – wie lange gibt es das Heft noch?
Auf der Alp Flix im Kanton Graubünden bietet ein «Bündner Cowboy» Reittouren an, die ETH Zürich will weniger CO2-Emissionen mit Dienstreisen verursachen und Rita Christen leitet als erste Frau den Schweizer Bergführerverband: Dieser bunte Themenmix bietet das SBB-Kundenmagazin «via» in seiner aktuellen Ausgabe seiner Leserschaft. Das kostenlose Heft liegt in Zügen und in Boxen an Bahnhöfen aus, kann aber auch abonniert werden. Es erscheint sechsmal im Jahr.
Das ändert sich nun. Ab 2022 werden zwei Ausgaben gestrichen, das Heft erscheint dann nur noch viermal jährlich. Der Grund: Die Bahn muss sparen. «Die finanzielle Lage der SBB ist bekanntlich angespannt», schreibt SBB-Sprecher Martin Meier. «Aus diesem Grund müssen wir leider zwei Ausgaben streichen.»
Immer weniger lesen «via»
Das Heft wird nicht von den SBB selber produziert, sondern von der Zürcher Kommunikationsagentur Infel. Die SBB und der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) bilden einen Redaktionsbeirat. Die maximale Vertragslaufzeit von fünf Jahren mit Infel ist nun erreicht, deshalb schreiben die SBB die Produktion des Magazins in einem offenen Verfahren neu aus.
Das Inhalts- und Layoutkonzept sollen gleich bleiben, sagt Meier. Das Magazin solle die Kundinnen und Kunden zum Reisen animieren, unterhalten und mit Berichten und Reportagen überraschen. Das interessiert allerdings immer weniger: Im ersten Halbjahr 2021 lasen laut der MACH-Erhebung des Medienforschungsinstituts WEMF 428’000 Menschen das «via», vor vier Jahren waren es noch 470’000 Personen gewesen. Das Magazin ist mit dieser Entwicklung nicht alleine: Viele Printprodukte in der Schweiz wiesen in den letzten Jahren rückläufige Leserzahlen auf.
Die SBB sparen an vielen Orten
Wie lange wollen die SBB angesichts dieser Entwicklung noch an ihrem Printprodukt festhalten? Schliesslich ist mittlerweile schnelles mobiles Internet als Alternative auch im Zug fast überall verfügbar. Sprecher Martin Meier beantwortet die Frage ausweichend. Die Produktion des Hefts werde zunächst für drei weitere Jahre ausgeschrieben mit der Option einer zweimaligen Verlängerung um je ein Jahr. Bis Anfang 2025 gibt es das Heft also sicher noch. Was danach kommt, ist offen.
Es ist nicht die einzige Sparmassnahme, welche die SBB umsetzen. Die Coronakrise hat zu grossen Ertragsausfällen geführt, weil Passagiere ausbleiben. Bereits Anfang Jahr hat sich die Bahn mit den Personalverbänden auf Sparmassnahmen für Mitarbeitende geeinigt, die seit dem 1. Mai wirksam sind. So werden etwa nur 0,3 Prozent der Lohnsumme statt 0,9 Prozent für individuelle Lohnmassnahmen der Angestellten in tiefen Anforderungsniveaus verwendet und keine einmaligen Leistungsanteile für sehr gute Ergebnisse im Jahr 2020 ausgezahlt.