
Mehr Müll durch Feierlustige in Zeiten von Corona: So geht es vielen Aargauer Gemeinden
Schlagzeilen machte jüngst die Fricktaler Gemeinde Eiken, wo der Gemeinderat die Bevölkerung dazu aufgefordert hatte, illegale Zusammenkünfte rund ums Clubhaus des Fussballclubs Eiken bei der Polizei zu melden. Unbekannte hätten dort Bierdosen und Zigarettenstummel weggeworfen und liegen gelassen. Laut Stefan Grunder, Gemeindeammann von Eiken, nahmen daraufhin die Regionalpolizei Oberes Fricktal, Mitglieder des Gemeinderats und der Schulhauswart das Gelände verstärkt unter Beobachtung. Mit Erfolg: «Es ist seitdem schon viel besser geworden», so Grunder. Wobei es noch einen Grund dafür gibt: Der FC Eiken ist seit dem 11. Mai, als Sporttrainings in Gruppen von fünf Personen ohne Körperkontakt wieder erlaubt wurden, deutlich präsenter auf dem Platz als zuvor. Das schreckt ab, zumindest zu den Trainingszeiten. Auch für die Feiertage rechnet Grunder nicht damit, dass das Problem wieder zunehmend wird.
Mehr Littering durch Corona – kein Eiker Sonderfall, auch andere Aargauer Städte und Gemeinden bemerken da Zusammenhänge. «Wir stellen fest, dass dieses Jahr andere Plätze von Littering betroffen sind als normal. Dies sind Plätze, die zum Teil etwas peripherer, etwas mehr am Rande des Siedlungsgebietes liegen», berichtet Roger Erdin, Stadtschreiber von Rheinfelden. «Grund dafür könnte sein, dass die mehr im Zentrum gelegenen öffentlichen Räume in der Stadt im Zuge der Corona-Pandemie unter grösserer Beobachtung und Kontrolle stehen», mutmasst Erdin. Auch in Brugg zeigt sich das Phänomen coronabedingt «leicht verstärkt», wie Stadtschreiber Matthias Guggisberg sagt. Noch sei es für eine abschliessende Bilanz zu früh: «Pfingsten und die Sommerferien kommen ja erst noch», gibt er zu bedenken.
«Die Leute suchen sich in der Pandemie ihren Freiraum»
Dass das, was in Eiken vorgefallen ist, vielleicht gerade ein Phänomen kleinerer Gemeinden sein könnte, vermutet Manfred Schätti, Leiter Immobilien der Stadt Baden: «Vielleicht weil in Dörfern sonst wenige öffentliche Treffpunkte zur Verfügung stehen.» Doch auch bei sich zuhause, in der grossen Stadt Baden, halten sich ihm zufolge wegen Corona mehr Leute verbotenerweise auf öffentlichen Sport- und Schulanlagen auf. Schätti zeigt auch Verständnis: «Die Leute suchen sich in der Pandemie eben ihren Freiraum. Und je mehr geschlossen ist, desto höher ist der Verdrängungseffekt.» Eine städtische Sportanlage befinde sich direkt neben einem Fastfood-Lokal. Dort sei die Vermüllung aktuell besonders hoch. «Aber so dramatisch, dass wir deswegen die Polizei verständigen müssen, ist es nicht», so Schätti. «Da hat der Hauswart eben eine Stunde Extraarbeit.»
Über die Feiertage könne sich das Problem vor allem bei schönem Wetter verschärfen, schätzt er. Zumal eben viele Sportvereine aufgrund der Hygieneauflagen die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes noch scheuten und aus diesem Grund noch immer wenig präsent seien. Allerdings: «Je mehr jetzt wieder im Zuge der Corona-Lockerungen an öffentlichem Raum zugänglich werde, umso weniger weichen die Leute auf eigentlich gesperrte Areale aus.»
Wobei dadurch das generelle Littering- Problem nicht weniger werde. Schätti verweist auf Anti-Littering-Aktivitäten, die in Baden schon vor Corona begonnen hätten: Patrouillen privater Sicherheitsdienste an «gewissen Hotspots», präventive Aktionen mit Jugendlichen und die Gründung einer Koordinationsgruppe öffentlicher Raum.
Polizei ist regelmässig an den Hotspots präsent
Auch in Aarau versucht die Stadt laut Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker einen präventiven Ansatz, der auf die Sensibilisierung der Jugendlichen gegenüber Littering abzielt. Aber nicht nur: «Was die Ansammlungen von Jugendlichen und generell von Menschen betrifft, hat die Polizei in den letzten Wochen gut 20 Hotspots regelmässig besucht. Dort wurde informiert, hingewiesen und gegebenenfalls verzeigt», sagt er. «Auch wir stellen bei gewissen Schulhäusern und Sportplätzen aktuell vermehrt Littering fest.»
Bei den Schulhäusern seien insbesondere Scheibenschachen und Aarau Rohr betroffen, bei den Sportanlagen das Leichtathletikstadion im Schachen, so Hilfiker. Mit Blick in die nahe Zukunft verspricht er: «Die Polizei wird wachsam sein und ihre Touren durchführen. Die Hotspots sind bekannt.» Wobei: «Natürlich kann die Polizei nicht permanent und überall im Einsatz sein.»