Kaffee-Knatsch im Discounter: Denner verkauft neu Nespresso-Kapseln – zum grossen Ärger von Nestlé

Nestlé schliesst Fabrik – und lanciert Wasser mit Koffein

Die Nestlé-Wassersparte hat die Schliessung einer Fabrik an der US-Ostküste bekannt gegeben. An der betroffenen Stätte in Elmsford im Staat New York arbeiten derzeit 105 Angestellte. Dem Personal wurden Stellen in anderen Fabriken angeboten. Zum US-Wassergeschäft von Nestlé gehören Marken wie San Pellegrino oder Poland Springs. Die Sparte hatte zuletzt zu kämpfen. Laut Analysten verliert Nestlé Marktanteile bei stillem Wasser und hat zu spät auf den Trend mit geschmacklich angereichertem Sprudelwasser reagiert. Nestlé reagiert und will neu so genanntes «Energy Water» verkaufen, das so viel Koffein wie eine Tasse Kaffee aufweist. 

Benjamin Weinmann aus Genf

Es ist das Lieblingsprodukt aus seinem Sortiment. Gleich bei seinem Amtsantritt 2017 bezeichnete Nestlé-Chef Mark Schneider Nespresso gegenüber dieser Zeitung als sein Lieblingsprodukt aus dem Sortiment seines Nahrungsmittelkonzerns. Kein Wunder: Die Kaffeekapseln sind nach wie vor ein Blockbuster und tragen zur guten Marge von Nestlé bei.

Dabei achten die Westschweizer sehr auf das exklusive Image der Marke. Denn Nestlé verkauft die Kapseln nur in Eigenregie, in eigenen Shops, im Onlineshop oder in so genannten Shop-in-Shops bei anderen Händlern. Im klassischen Supermarkt sind die Kapseln nicht zu finden.

Wirklich? Nicht ganz. Der Discounter Denner verkauft seit einigen Wochen als Aktion die Kaffee-Portionen, 10 Kapseln in einer Kartonstange à 4.95 Franken – 5 Rappen günstiger als in Nespressos Onlineshop, ohne den Segen von Nestlé, wie eine Sprecherin der Migros-Tochter bestätigt: «Die Beschaffung erfolgt nicht über Nespresso.» Heisst: Denner hat einen dritten Kanal gefunden, der den Discounter an Nestlé vorbei mit den Kapseln beliefert.

Auch die Starbucks-Kapseln besorgt Denner anderswo

Eine Nespresso-Sprecherin bestätigt auf Anfrage den Sachverhalt: «Die Denner-Aktion wurde ohne unsere Erlaubnis um­gesetzt.» Nespresso halte an der Strategie fest, den die Kapseln nur über eigene Vertriebskanäle direkt an die Kunden zu verkaufen, und dies werde sich auch nicht ändern. Man könnte ­zudem nicht die gleiche Qualität und den Service garantieren, wenn die Kapseln über un­autorisierte Kanäle vertrieben würden.

Allerdings hat Nestlé seine harte Regel des exklusiven Verkaufs zuletzt selber aufgeweicht. Denn seit vergangenem Jahr vertreibt der Konzern Nespresso kompatible Kapseln der ­Marke Starbucks auch im ­klassischen Detailhandel, so auch bei Coop, Manor oder ­Galaxus. Nestlé hatte sich 2018 die Rechte des US-Kaffeeriesen für das Supermarktgeschäft gesichert zum Preis von 7 Milliarden Dollar.

Auch Denner verkauft die Starbucks-Kapseln von Nespresso. Doch auch hier bezieht der Discounter das Produkt über einen Drittanbieter. Dieser Kaffee-Knatsch dürfte Mark Schneider gar nicht schmecken. Die Frage, ob Nestlé beim Discounter interveniert, bleibt hingegen unbeantwortet.