Dieser Aargauer will der hiesigen Demokratie unter die Arme greifen – mit einer Abstimmungsapp

«Initiatives»  liefert Informationen zu den Abstimmungen (Andreas Fretz)
«Initiatives» liefert Informationen zu den Abstimmungen (Andreas Fretz)

Was sagt der Bundesrat zur Wohnungsinitiative? Wie lauten die Parolen der Parteien zum Diskriminierungsgesetz? Am Wochenende wird abgestimmt. Wer sich über die Themen informieren will, kann dies heute bequem mit seinem Smartphone machen. Einige Apps sind bereits auf dem Markt. Nun präsentiert auch der Untersiggenthaler Fernando Alvarez seine Entwicklung. Er ist überzeugt: Sie unterscheidet sich in einigen wichtigen Punkten von der Konkurrenz.

Alvarez ist ein Weltbürger. Geboren ist er in Venezuela als Sohn spanischer Eltern, in den USA hat er die Universität besucht, gelebt und gearbeitet hat er in San Francisco und Los Angeles. Dann hat ein Professor der ETH Lausanne den Elektronik- und Softwarespezialisten in die Romandie gelotst. Seit 1992 lebt Alvarez in der Region Baden. Zuletzt hat der 62-Jährige als Cyber-Security-Experte für ABB gearbeitet.

Nun will der Mann mit spanischem, venezolanischem und Schweizer Pass der hiesigen Demokratie unter die Arme greifen. Er hat die App «Initiatives» entwickelt. Eine Hilfestellung für Abstimmungen auf Bundesebene. Die Idee ist nicht neu. Die App «Voteinfo», eine Zusammenarbeit von Bund und Kantonen, verschafft einen Überblick über die Vorlagen. Dasselbe gilt in ähnlicher Form für «Votenow», «Swissvote» und «Swiss.vote».

«Diese Apps spionieren die Benutzer aus»

Alle genannten Apps liefern Informationen über die Vorlage, ein Video, das erklärt, um was es bei der Abstimmung geht, die Standpunkte von Befürwortern und Gegnern sowie die Empfehlungen des Bundesrates zu den jeweiligen Vorlagen. Was aber ist bei Alvarez’ App anders? «Ich will die Leute nicht ausspionieren und ich will sie unabhängig informieren», sagt er. Einige der Abstimmungsapps fordern Zugriff auf diverse Bereiche des Smartphones wie etwa Speicher, Browserverlauf, GPS, Kontakte, Telefonstatus, Kalender, Kamera und Mikrofon. «Diese Apps spionieren die Benutzer aus», sagt Alvarez. «Wozu brauchen sie die Kontakte des Nutzers oder seine Browser-History? Sie sammeln Daten.» Alvarez versichert: «Meine App greift auf keine Daten zu.»

Zudem sei seine App unabhängig, werde nicht fremdfinanziert und sei auch weniger textlastig als etwa jene des Bundes. Vor allem bei den Jüngeren möchte Alvarez das Feuer für die Demokratie wecken. Dass die Stimmbeteiligung bei eidgenössischen Volksabstimmungen im Schnitt bloss bei rund 45 Prozent liegt, kann Alvarez nicht nachvollziehen. «Vielleicht kann ich mit meiner App einen Beitrag für eine höhere Stimmbeteiligung leisten», hofft er.

«Initiatives» präsentiert in Kürze die Fakten und Meinungen zu jeder Volksabstimmung. «Viele Leute sind mit den täglichen Aufgaben zu beschäftigt, um über die bevorstehenden Abstimmungen informiert zu sein. Sie fühlen sich unsicher, wollen wissen, was die richtige Entscheidung ist», sagt Alvarez. «Initiatives» bildet unter anderem die Parolen der Parteien ab, zeigt Initiativtexte, die Erläuterungen des Bundesrates, den Link zum Erklärvideo und einen Link zur SRF-Politsendung «Arena».

Die App ist seit Januar für iPhone und auf Android erhältlich und kostenfrei. Es ist die erste App, die Alvarez für das iPhone programmiert hat. Für Android hat er bereits andere Apps entwickelt. Unter anderem eine Checkliste für Reisende (Pack-Checkliste), die in Brasilien überraschend erfolgreich ist und insgesamt mehr als 10000 Nutzer hat.

Kantonale Abstimmungen brauchen finanzielle Mittel

Das Programmieren habe er im Blut, sagt Alvarez, die Apps seien eine Art Hobby. «Initiatives» möchte er noch erweitern, einen Blog und ein Voting für die Nutzer hinzufügen. Informationen zu kantonalen Abstimmungen seien hingegen nicht vorgesehen. «Das wäre sehr aufwendig und benötigte finanzielle Mittel», sagt der Vater von drei erwachsenen Töchtern. Sein Ziel ist es, dass möglichst viele Smartphonenutzer seine App kennen und wissen, wo sie sich unabhängig informieren können. Und wenn er durch Werbung etwas Geld verdienen kann, sei das auch willkommen.

Einige Testläufe hat die App bereits hinter sich, nun soll sie sich auf dem Markt behaupten. Erste Rückmeldungen hat Alvarez bereits erhalten. So meint ein Nutzer: «Eine wirklich gute Idee, realisiert mit einer einfachen und effektiven App. Wenn wir tatsächlich für alle zukünftigen Initiativen Updates kriegen, kann man da nur ‹sehr gut› sagen.» Alvarez verspricht: «Zwei Monate vor einer Abstimmung ist ‹Initiatives› auf dem aktuellen Stand.»