
35 Jahre Wegere Pflotscher: Rakete aus der Froschgalaxie ist gelandet



Was ist denn das? Das fragt sich wohl mancher Ortsfremde. Eine «Rakete» steht seit Neujahr an der Hauptstrasse in Reiden, nachts wird sie durch farbige Lämpchen erhellt. Sie zeugt vom bevorstehenden 35-Jahr-Jubiläum der Guggenmusik Wegere Pflotscher Reiden/Wikon. Mitglieder der Gugge, die seit ihrer Gründung Fasnächtler aus Reiden und Umgebung vereinigt, haben ein Getreidesilo umfunktioniert und die Rakete am 2. Januar in Fronarbeit aufgestellt. «Zu unserem 35-jährigen Bestehen planen wir ein grosses Fest», erklärt Kevin Siegrist, der verantwortlich ist für Presse und Propaganda bei den «Pflotschern».
Zweitägiges Jubiläumsfest in der Mehrzweckhalle Wikon
Der «Pflotschmusball», der traditionell am Freitag vor dem Schmudo stattfindet, wird aus speziellem Anlass auf zwei Tage ausgeweitet. Am 14./15. Februar findet das Jubiläumsfest in und um die Mehrzweckhalle Wikon statt. «Das elfköpfige Organisationskomitee ist in den Startlöchern», sagt Siegrist. Ohne die rund 60 bis 70 Helferinnen und Helfer wäre der Anlass aber nicht zu stemmen. Am Samstag wird es ein Monsterkonzert geben und im Aussenzelt steigt ein Rockkonzert der Live-Band Cold Filtered. Für tolle Stimmung ist also gesorgt.
Das Motto der Pflotscher im Jubiläumsjahr lautet «Frogtology»; eine Wortkombination aus dem englischen frog (Frosch) – dem Verinslogo der Musikgruppe – und einer Endung, die an eine Psychosekte erinnert. Die Geschichte dazu geht so: Im Januar ist ein Spaceshuttle (die Rakete!) gelandet und hat die 26-köpfige Sekte freigelassen. Die ausserirdische Froschsekte hat sich im Jahre 2020 vorgenommen, die Weltbevölkerung mit ihren schrillen Tönen zu erschrecken. Während der ganzen Vorfasnacht musste sie zuerst ihren verschollenen Sektenführer suchen, den sie nun endlich gefunden hat. Die «irre Froschheit» hat den Weg zurück in den Tempel gefunden und treibt die «Frogtologen» an, ihr Werk zu vollbringen. Passend zum Motto haben die Pflotscher ein Kostüm kreiert.
Gemischte Gruppe mit 10 Frauen und 16 Männern
«Die Wegere Pflotscher sind ein cooler Haufen», charakterisiert Kevin Siegrist die Gugge, «spielerisch sind wir stark.» Aktuell zählt sie 26 Mitglieder. Es ist eine gemischte Gruppe, mit zehn Frauen und 16 Männern. Das jüngste Aktivmitglied ist 18, das älteste 31 Jahre alt. Es ist also eine junge Truppe. Ältere Aktivmitglieder seien auf dem Land eher selten, im Gegensatz zu Guggen in der Stadt Luzern. Es gibt aber viele Ehemalige bei den Pflotschern. «Sie tragen dazu bei, dass es unseren Verein noch gibt», sagt der Presseverantwortliche.
Die Zahl der Aktiven schwankt nämlich. Momentan sei sie hoch, einmal lag sie jedoch bei nur noch elf Musikanten. «Wir wollen Präsenz zeigen dieses Jahr und hoffen, dass auch neue Mitglieder auf uns aufmerksam werden und mitmachen wollen», sagt Siegrist. Wer bei der Guggenmusik mitmachen will, sollte Motivation und Freude an der Fasnacht und der Musik mitbringen. «Wenn jemand humorvoll ist, schadet es natürlich auch nicht», sagt der Pressesprecher und schmunzelt.
Bereits jetzt ist die Guggenmusik unterwegs, besucht andere Fasnachtsanlässe in den katholischen Fasnachtshochburgen. Höhepunkt werden das Jubiläumsfest und der Reider Fasnachtsumzug am 21. Februar sein. Ehemalige Mitglieder der Pflotscher wirken ebenfalls mit, sie betreiben die Wagenbaugruppe Urisk und werden ein spezielles Gefährt präsentieren. «Wir Aktiven laufen am Umzug vor dem Wagen und spielen. Hinter uns wird der Wagen der Urisks fahren, auf dem die irre Froschheit thront», erklärt Kevin Siegrist. Auch an den Umzügen von Dagmersellen und Altishofen wird man die «Pflotscher» in dieser Formation sehen.
An drei Anlässen mit 55 Personen auf der Bühne
Es gibt auch andere ehemalige Pflotscher, die sich fürs Jubiläum bereit erklärt haben, an einigen Anlässen mit den Aktiven aufzutreten. An drei Anlässen wird die Guggenmusik mit rund 55 Personen auf der Bühne stehen: Am 18. Januar spielen sie bei der Guggenmusik Chärwaldfäger in Kerns (Obwalden); am 15. Februar an ihrem eigenen Jubiläumsfest in Wikon; am 21 Februar am grossen Fasnachtsumzug und am Schlompfball in Reiden.
Aus der Geschichte der «Pflotscher»
Gegründet wurden die Wegere Pflotscher 1985 von 15 begeisterten Fasnächtlern im ehemaligen Café Türmli in Reiden. Gründungsmitglied Daniel Leiser erinnert sich: «Wir waren einige Schulkollegen aus unterschiedlichen Klassen, die entweder schon diverse musikalische Projekte gestartet hatten oder musikalisch sehr interessiert und versiert waren.» Viele seien Mitglieder in den Musikvereinen von Reiden oder Wikon gewesen oder bei den Tambouren Wikons. «Als Einwohner des Kantons Luzern war bei jedem von uns eine aktive Teilnahme in einer Guggenmusig quasi in die Wiege gelegt», fügt das Ehrenmitglied der Pflotscher hinzu. So sei die Idee entstanden, eine eigene Guggenmusig zu gründen – und nicht einfach einer bestehenden Gugge beizutreten. Der Name resultierte aus einem Brainstorming. Die Bezeichnung «Kommändi-Geischter» war auch im Rennen, die Mehrheit entschied sich aber für den heutigen Namen. Die Gugge fand Anklang. Beim ersten Auftritt am Musigball in Langnau am 10. Januar 1986 lag die Mitgliederzahl bereits bei 26 Personen. An der GV vom 29. März wurden 16 weitere Mitglieder aufgenommen. (ben)