
Neue Jobs in der Region Solothurn dank Mammut-Verkauf
Der angekündigte Verkauf des Outdoor-Anbieters Mammut schlug hohe Wellen. Insbesondere weil damit eine weitere Schweizer Traditionsmarke wohl in ausländischen Besitz übergehen dürfte. Fast vergessen geht dabei, was der Grund für den Verkauf ist: Der Mutterkonzern Conzzeta gibt seine Konglomeratsstrategie auf und fokussiert sich auf das Blechbearbeitungsgeschäft. Und damit auf die in Niederönz bei Herzogenbuchsee beheimatete Bystronic AG. «Disruptive Veränderungen wie die Digitalisierung haben zu ganz unterschiedlichen Herausforderungen und Möglichkeiten in unseren sehr unterschiedlichen Geschäftsbereichen geführt», begründet Conzzeta-Verwaltungsratspräsident Ernst Bärtschi.
Geschäft der Zukunft: Service und Cyber-Security
Für Bystronic war dieser Wandel insbesondere eine Möglichkeit, neue Kundenlösungen anzubieten. Denn zum Angebot des Industriebetriebs gehören längst nicht mehr nur Laserschneidsysteme und Abkantpressen. Bärtschi: «Mit der Automation und der Digitalisierung können wir unseren Kunden helfen, produktiver zu werden. Gleichzeitig steigen aber auch die Anforderungen der Betriebe im Bereich Wartung und Unterhalt. Da haben wir heute schon gute Lösungen im Angebot wie den Remote-Service.» Dabei kann ein Spezialist eine Maschine im Idealfall warten, ohne je direkt vor Ort zu sein. Oder er weiss nach einer Ferndiagnose genau, was für Ersatzteile er braucht, wenn er doch anreisen muss. Das gesamte Geschäftsfeld Automation, Software, Service hat Zukunft – so die Einschätzung des Conzzeta-Verwaltungsrats.
Bystronic ist in den letzten Jahren stark gewachsen: Während man 2011 noch knapp über 500 Millionen Franken umsetzte, waren es 2018 schon mehr als eine Milliarde (rund 200 Millionen steuerten dabei Service-Dienstleistungen bei, doppelt so viel, wie vor zehn Jahren). Der Gewinn stieg auf 132 Millionen. Damit war Bystronic für 57 Prozent des Gesamtumsatzes von Conzzeta verantwortlich und steuerte 90 Prozent zum Betriebsgewinn bei.
Bis zu 600 Millionen in die Conzzeta-Kassen
Der Verkauf der drei anderen Geschäftsbereiche – Outdoor (Mammut), Verpackungsbeschichtung (Schmid Rhyner) und Schaumstoffherstellung (Foampartner) – könnte laut Analytikern der Helvetischen Bank bis zu 600 Millionen Franken in die Conzzeta-Kassen spülen. Geld, das der Konzern wohl nicht vollständig für die Vorwärtsstrategie von Bystronic benötigen wird, verfügt doch über ansehnliche Liquiditätsreserven. Deshalb dürfte ein Grossteil der Einnahmen aus den Verkäufen an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Bystronic profitiert insbesondere insofern, als dass Conzzeta nun all seine Mittel auf das Blechbearbeitungsgeschäft verwenden kann, das lukrativste und am stärksten wachsende Geschäft.
2800 Mitarbeiter beschäftigt Bystronic, rund 680 in der Schweiz. Weitere Standorte für Entwicklung und Produktion befinden sich in Deutschland, Italien, China und demnächst in den USA, wo gerade eine Fabrik fertiggestellt wird. «Wir werden vor allem im Ausland wachsen», prophezeit Bärtschi. Ob weitere Arbeitsplätze in der Schweiz entstehen, will er nicht versprechen. Aber: «Wir brauchen mit Sicherheit weitere neue Lösungen im Bereich Software und Automation. Und ein Teil der damit verbundenen neuen, hochwertigen Arbeitsplätze wird mit Sicherheit in der Schweiz angesiedelt sein.» Gute Nachrichten also für die Region Oberaargau-Solothurn.