Kosovaren verübten mehr als 60 Einbrüche – was ist mit den herrenlosen Schmuckstücken passiert?

Unmengen an Uhren, Schmuck und Taschen: Als die Polizei im Februar 2018 nachts eine Wohnung in Aarburg durchsuchte, stiessen sie auf einen Basar an Diebesgut. Die Wohnung diente als Stützpunkt dreier Kosovaren. Kriminaltouristen ohne festen Wohnsitz in der Schweiz. Sie wurden in derselben Nacht verhaftet. Die herrenlosen Schmuckstücke öffentlich ausgeschrieben. 

Ein Teil des Diebesgutes konnte mittlerweile insgesamt 35 Einbrüchen zugeordnet werden, sagt Fiona Strebel, Mediensprecherin der Aargauer Staatsanwaltschaft. «Ein anderer Teil ist noch immer unbekannter Herkunft.» Und wird es vielleicht auch immer bleiben: Laut Strebel kann der «überwiegende Teil» von aufgefundenem Diebesgut in der Regel nicht den rechtmässigen Besitzern zugeordnet werden.

Gefängnis und Landesverweis droht

Drei mutmassliche Mitglieder der Diebesbande sitzen aktuell in Untersuchungshaft. Im März dieses Jahres kam es zu einer ersten Verurteilung eines vierten Mitglieds. Der Fahrer war geständig. Das Bezirksgericht Zofingen verurteilte den Kriminaltouristen zu 21 Monaten Gefängnis. Zudem muss er wegen einem ausgesprochenen Landesverweis für zehn Jahre die Schweiz und den Schengenraum verlassen. «Er ist eine reine Nebenfigur in diesem Fall», sagte Staatsanwalt Simon Burger damals und kam auf die anderen beiden Täter zu sprechen, gegen die separat noch ein Verfahren läuft. Den überwiegenden Teil der Einbrüche führten sie durch, ehe der Beschuldigte zur Gruppe stiess. Zuvor hatten sie mit einem anderen Fahrer zusammengearbeitet. 

Ein Mann, der dringend verdächtigt wird, als ebendieser Fahrer fungiert zu haben, konnte im Laufe des Verfahrens festgenommen werden. Wie viele Einbrüche insgesamt auf das Konto der Diebesbande gehen, kann Strebel noch nicht sagen. Aktuell würden den Beschuldigten rund 60 Einbrüche vorgeworfen, die sich über das ganze Mittelland erstrecken. Aber: Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. «Wie viele Einbrüche schlussendlich zur Anklage gelangen, muss sich noch zeigen», so Strebel. Ein Beschuldigter sei geständig, zwei weitere würden die Vorwürfe bestreiten oder die Aussage verweigern

Wann die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt, kann Strebel noch nicht abschätzen. «Untersuchungen mit einer solch grossen Zahl von Einbrüchen verursachen bei der Staatsanwaltschaft erheblichen Aufwand, zumal jeder Einbruch einzeln bearbeitet und die Beweislage geprüft werden muss.»

Auch die herrenlosen Schmuckstücke bereiten den Behörden weiter Kopfzerbrechen. Grundsätzlich muss mutmassliches Diebesgut laut Strebel bis zum Ablauf der Verjährung – 15 Jahre – aufbewahrt werden. Von einer Aufbewahrung könne jedoch abgesehen werden, wenn das Diebesgut wertlos ist oder einen kostspieligen Unterhalt nach sich ziehen würde. Wie der Barbiering aus Plastik, der für die Besitzerin wohl eher emotionalen Wert hatte.

Selbst die Polizei reagierte verwundert, als sie das Diebesgut genauer inspizierte. «Wir haben uns manchmal gefragt, was die Diebe mit gewissen Gegenständen anfangen wollten», sagte Polizeisprecher Bernhard Graser nach der Festnahme Anfang 2018. Und lieferte gleich eine mögliche Erklärung: «Man sieht, die Einbrecher stehen auch unter Stress und nehmen mit, was ihnen in die Finger kommt und schauen erst später, was sie damit anstellen können», so Graser.

Die riesige Menge an Diebesgut können Sie sich HIER ansehen!