
Pedestrians: Badener Band geht auf Europa-Tournee
Es wirkt seltsam, wenn man bedenkt, wie viele Tracks der Pedestrians man schon im Radio gehört hat: Bei «Sweet Space», das vergangene Woche erschienen ist, handelt es sich tatsächlich um das Debutalbum der fünf Badener Mike Bill, Loïc Bawidaman, Davis Knecht, Raphael Erhardt und Sascha van den Berg.
«Es war immer ein Zeitproblem», erklärt Mike Bill, der 24-jährige Sänger der Pedestrians. Die Band habe schon lange davon geträumt, ein ganzes Album zu veröffentlichen – bisher habe sie aber nur Zeit für Zusammenstellungen mit vier bis acht Songs gehabt. «Im Sommer 2018 haben wir uns entschieden, uns die Zeit für ein ganzes Album freizuschaufeln», so Bill. «Aber es war trotzdem unglaublich stressig», schiebt er nach. Wie er sich nach der Veröffentlichung fühlt? Er lehnt sich im Stuhl im Zürcher Café Lang zurück, schlägt die Beine übereinander und lächelt: «Erleichtert.»
Produziert von Reggae-Sänger Dodo
Selber beschreibt Mike Bill das Album als «energievoll, charismatisch, dicht und lyrisch». Denn die Texte, die Bill alle selber schreibt, liegen ihm bei diesem Album besonders am Herzen. «Wir haben die Vocals absichtlich so produziert, dass die Stimme stärker durchkommt», sagt er. Das Feedback zu «Sweet Space» sei durchweg positiv. Er nimmt einen Schluck von seinem Americano, überlegt kurz. «Die Leute hören den einzelnen Songs besser zu, denke ich.»
Beim Anhören der neuen Platte zeigt sich, was er meint. Die Tracks laden dazu ein, die kleinen Details zu beachten und die Texte aufzunehmen. Gleichzeitig schafft es die Band, Reggae-Beats mit massentauglichem Pop zu verbinden. Die Einflüsse des Reggae-Sängers Dodo, der das Album produziert hat, sind zu spüren. Trotz Wiedererkennungswert werden die Songs nicht langweilig, keiner ähnelt dem anderen zu stark.
Dafür sorgen unter anderem die Featurings, die auf «Sweet Space» zu finden sind: «Mirror» wird von den Künstlerinnen Naima und KT Gorique begleitet, für «Horizon» hat die Band Manuel Felder, Leadsänger von «The Gardener and The Tree» ins Boot geholt und auf «Switched Off» ist die britische Band Will and the People zu hören.
Die Musik wurde zum Vollzeitjob
Wird Mike Bill auf den Albumtitel «Sweet Space» angesprochen, verliert er sich schnell in der Erklärung. Im Unterbewusstsein, im Unbekannten, in schwarzen Löchern. Mit diesen Konzepten und Ideen spiele das Album, und eben auch mit «Space». Er beginnt zu lachen. «Das Management sagt schon lange, ich soll die Antwort aus werbetechnischen Gründen in einen einzelnen Satz packen. Aber ich schaffe es einfach nicht.»
Mit «Sweet Space» gehen die Badener ab dem 1. Oktober auf Tour durch Deutschland, Grossbritannien und die Schweiz. «Insgesamt stehen 34 Auftritte an», sagt Bill und lacht: «Mein Mami hat alle Konzerte gezählt.» Nach der intensiven Arbeit am Album folgt also schon die nächste strenge Phase. «Dabei kam es uns damals schon intensiv vor», sagt Bill und meint dabei die Zeit, in der die Pedestrians noch eine Schülerband waren.
Mittlerweile sei es ein Vollzeitjob. Das Studium haben die fünf Männer unterbrochen, um sich auf die Musik zu konzentrieren. «Wir hatten während der Arbeit am Album auch kaum Zeit für unsere Freunde und Familie», erzählt er. Im kleinen Rahmen hat deshalb vergangene Woche eine «Plattentaufe» für ebendiese Menschen stattgefunden. «Wir wollten ihnen zeigen, für was wir so viel Zeit opferten, bevor es alle hören können», sagt der Sänger. «Als Dankeschön. Der Abend drehte sich um unser Umfeld, nicht um uns als Band.»