Zwei Wiliberger spielen im ausverkauften «Letzigrund»

Erfolgreich unterwegs: Sängerin Monika Schär und Trauffer sind schon seit einigen Jahren gemeinsam auf Tour. (Bild: adi)
Erfolgreich unterwegs: Sängerin Monika Schär und Trauffer sind schon seit einigen Jahren gemeinsam auf Tour. (Bild: adi)

Auftritt in Reitnau

Monika Schär ist nicht nur mit Trauffer unterwegs, sondern hat mit Christian Hugelshofer und Patrik Meier zusammen ein eigenes Trio mit dem Namen Trottinett. Ihre Lieder erzählen Geschichten aus dem Leben, über Sehnsucht und Liebe, den schnöden Alltag und Träume; charmant, emotional und mit einem Augenzwinkern. Das Trio tritt am 6. September, 20 Uhr, im Kirchgemeindehaus Reitnau auf.

www.trottinettmusig.ch

Monika Schär, was geht in einer Musikerin ab, wenn sie erfährt: «Letzigrund ausverkauft – Zusatzkonzert nötig»?

Monika Schär: Im Moment kann ichs noch gar nicht richtig fassen. Kürzlich war ich am Konzert von P!NK im Letzigrund und da ging mir mehrmals durch den Kopf: In einem Jahr stehe ich ebenfalls dort – und zwar an zwei Abenden. Für Schweizer Musiker ist ein einziges Konzert im Letzigrund bereits der Wahnsinn, aber zweimal übertrifft die kühnsten Träume.

Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Gölä und Trauffer als Mundart-Künstler nur die Deutschschweiz ansprechen?

Ja, das stimmt. Im Moment bin ich einfach sehr stolz und dankbar, bei diesem Projekt dabei zu sein. Aber ganz besonders freue ich mich, dass ich das alles zusammen mit Thomas erleben darf. Er gehört ebenfalls zur Trauffer-Band, spielt Akkordeon, Piano und Hammond-Orgel und wohnt mit mir zusammen in Wiliberg.

Geht da ein Traum in Erfüllung oder haben Sie zuvor nie an einen Auftritt im Letzigrund gedacht?

In jungen Jahren hatte ich schon Träume, die in diese Richtung gingen. Mit der Zeit haben sich die Träume aber relativiert und als grosses Ziel blieb das Hallenstadion in Zürich. Letztes Jahr ging dieser Traum dann in Erfüllung. Ich dachte, dass es nicht mehr grösser gehen würde. Aber die beiden «Büetzer Buebe» legen noch zwei Schippen drauf. Das soll ihnen erst mal jemand nachmachen.

Welche Erwartungen hatten Sie persönlich an das Projekt «Büetzer Buebe»?

Gölä und Trauffer haben ihre Bands Anfang Dezember 2018 über das Projekt informiert. Mir war klar, dass da etwas Grosses kommen würde. Die beiden erfolgreichsten Mundart-Künstler spannen zusammen – das kann nur von Erfolg gekrönt sein. Gleichzeitig war ich mir bewusst, dass es auch viele negative Stimmen geben würde. Man liebt Gölä und Trauffer oder man hasst sie, etwas dazwischen gibt es nicht.

Das Konzert war ausverkauft, bevor die Fans die Lieder gehört haben. Rekordverdächtig!

Tatsächlich, ich erwarte sehr gute CD-Verkäufe und zwei grossartige Konzerte mit vielen glücklichen Gesichtern im Publikum. Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass es keinen Swiss Music Award gibt dafür, vielleicht nicht mal eine Nominierung.

Weshalb?

Die Schweizer Musikszene, wie auch viele Journalisten und Radiostationen, tun sich schwer mit dem Erfolg von «Gölä» und «Trauffer». Ihre Musik wird als «Unterhaltung» belächelt und damit als einfältig und belanglos eingestuft. Die Interpreten werden oft als stupid und peinlich empfunden. Ich höre immer wieder, dass Unterhaltungsmusik keine Kunst sei, sondern billig und etwas, das jeder könne. Für mich ist es aber genau das Gegenteil: Eine breite Masse von Jung bis Alt gleichermassen anzusprechen und glücklich zu machen, das ist grosse Kunst. Und Marc A. Trauffer ist für mich mit Abstand der beste Entertainer in der Schweiz. Übrigens: Dass sogenannte «Hitradios» genau die Musik, die die breite Masse hören will, nicht spielen, bleibt mir ein Rätsel.

Sie haben schon in der Ilfishalle in Langnau vor 6000 und im Hallenstadion vor 12 000 Fans gespielt. Welches war denn der «heimeligste» Event im kleinsten Rahmen?

Als das zweite Solo-Album von «Trauffer» 2010 erschien, spielten wir noch vor kleinem Publikum. Spontan fällt mir unser Auftritt an der AMA in Aarau ein – ich glaube, da waren bloss eine Handvoll Menschen im Zelt, die aber eigentlich in Ruhe essen statt ein Konzert hören wollten. Irgendwie bleibt uns dieser Auftritt ewig in Erinnerung als kleiner «Tiefpunkt». 2013 waren wir mal in Glarus und da sassen zu Beginn tatsächlich nur zwei(!) Personen im Zelt. Dem Publikum war der Eintritt für eine unbekannte Band zu hoch. Ich glaube, der Veranstalter hat schlussendlich auf den Eintritt verzichtet und es gab dann doch noch etwas mehr Publikum. Auf der Tour zu «Heiterefahne» 2016 spielten wir zu Beginn in einigen kleineren Clubs, unter anderem im «Baronessa» in Lenzburg. Da passen knapp 100 Leute rein. Eine richtige Bühne gibt es dort nicht und das Publikum steht einem direkt vor der Nase, quasi Auge in Auge.

Sind alle Musiker beider Bands an den beiden «Gigs» im Letzigrund-Stadion dabei und wie wurde das Team zusammengestellt?

Grundsätzlich sind beide Bands im Letzigrund mit dabei, aber natürlich spielen nicht alle gleichzeitig. Einzig die Background-Sängerinnen und -Sänger werden vermutlich ständig auf der Bühne stehen. Ein Glück für mich!

Wie lange arbeiteten die beiden Bands bereits an diesem Projekt, bevor es öffentlich gemacht wurde?

Januar und Februar dieses Jahres konnten wir Songs und Songideen einreichen und im März folgten die Aufnahmen in der Werkhalle beim Bahnhof Lauterbrunnen. Teilweise wurden die Songs erst im improvisierten Studio erarbeitet, arrangiert und getextet.

Was war die grosse Herausforderung?

Die Zusammenarbeit der beiden Bands. Gölä und Trauffer wollten unbedingt, dass sich ihre Bands durchmischen und haben deshalb im Studio keinen einzigen Song von nur einer Band einspielen lassen. Patrik Meier – Bassist von Trauffer – spielte zum Beispiel nie mit Christian Kyburz – Schlagzeuger von Trauffer –, sondern mit Walter Kaiser oder Stee Gfeller von Gölä. So mussten sich die Musiker aus der Komfortzone bewegen und sich für jeden Song neu finden.

Wie wars für Sie?

Für mich war es, im Vergleich zu den letzten Aufnahmen zu «Schnupf, Schnaps + Edelwyss» in der Alphütte im Justistal im Berner Oberland, wesentlich einfacher; ich musste nur eine Chorstimme singen statt alle und hatte zudem immer einen warmen Aufnahmeraum. Nach dem Abenteuer im Justistal, wo ich mit Jacke und Schal gesungen habe, war Lauterbrunnen eine wahre Wohltat.