
Bahnhof Schönenwerd soll zur Drehscheibe für die ganze Region werden
Nein, eine Visitenkarte für das Dorf sei er also nicht gerade. Findet Gemeindepräsident Peter Hodel. «Er», damit meint er den Bahnhof. Velos, die kreuz und quer herumstehen, eine Buslinie, die nicht einmal am Bahnhof hält, defekte WC-Anlagen und Warteräume: Gründe, etwas zu verändern, kann Hodel einige nennen. Und nun bietet sich der Gemeinde die perfekte Gelegenheit, etwas zu tun. Denn die SBB müssen den Bahnhof sowieso umbauen.
Und zwar wegen dem Behindertengleichstellungsgesetz. Bis 2023 müssen sämtliche Bahnhöfe in der Schweiz behindertengerecht sein. Davon betroffen ist auch derjenige in Schönenwerd.
An der Perronhöhe muss gearbeitet werden, ebenso an den Unterführungen. Gleichzeitig läuft der Vierspurausbau Olten-Aarau. Schönenwerd soll ab Ende 2020 im Halbstundentakt angefahren. «Damit wird der Bahnhof zur Drehscheibe für die Region», sagt Hodel. Grund genug für die Gemeinde, aktiv zu werden. «Wenn die SBB anfangen zu bauen, sollten wir auch wissen, was wir mit dem Gebiet rund um den Bahnhof eigentlich wollen.»
Was der Gemeinderat will, das steht nun in groben Zügen fest. Die entsprechenden Pläne wurden in den letzten Monaten ausgearbeitet und sollen an der Gemeindeversammlung vom nächsten Montag dem Stimmvolk vorgelegt werden. Kostenpunkt des gesamten Projekts: rund 4,4 Millionen Franken. Da sich aber sowohl Bund, Kanton als auch die SBB an den Kosten beteiligen, muss die Gemeinde noch rund 1,9 Millionen davon selber berappen. Das ist immer noch ein happiger Brocken, wie Hodel bewusst ist. Man müsse das Ganze fremdfinanzieren. Eine Steuererhöhung werde es deswegen aber nicht geben, sagt er. Und weiter: «Ja, es ist viel Geld. Aber wenn wir schauen, was wir am Schluss haben, finde ich es vertretbar. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt. Denn das Ganze ist ein Generationenprojekt.»
Konkret sind eine ganze Reihe von Massnahmen geplant. Damit der Bahnhof seine Rolle als Drehscheibe wahrnehmen kann, sollen zunächst sämtliche Busse direkt am Bahnhof halten. Drei überdachte Haltestellen sollen neu gebaut werden. Deswegen würde das Gebäude, in dem sich einst die WC-Anlagen befanden (im Bild der Anbau ganz links), abgerissen. Diese Haltestellen sollen nicht nur wartende Passagiere vor Regen schützen, sondern auch so modern sein, dass sie einmal Elektro-Busse aufladen können. Weiter soll, wer mit dem Auto zum Bahnhof kommt, auf seine Kosten kommen: Die Anzahl Park +Rail-Parkplätze wird fast verdoppelt. Und schliesslich wurde auch der Langsamverkehr mit einbezogen. Um die Anbindung ans Dorfzentrum zu verbessern, soll die Storchengasse verbreitert werden. Damit Velofahrer nicht länger auf die Hauptstrasse ausweichen müssen und gleichzeitig an den Fussgänger vorbeikommen.
Begegnungszone mit Bäumen
Nebst all diesen «funktionalen» Änderungen will die Gemeinde mit dem Projekt den Bahnhof auch gestalterisch aufwerten. Grosse Teile des Bahnhofplatzes sollen zur Begegnungszone werden, zahlreiche Bäume werden gepflanzt. Alles mit dem Ziel: «Wer in Schönenwerd ankommt, soll in einer schönen Umgebung ankommen», so Hodel.
Sollte die Bevölkerung an der Gemeindeversammlung dem Kredit zustimmen, werden die Gesamtprojektleitung und später die Arbeiten ausgeschrieben werden. Dann würde die Gemeinde ein ordentliches Baugesuch auflegen. Läuft alles am Schnürchen, wäre bereits 2020 Baubeginn und 2022 könnte man fertig sein.
Und wenn nicht? «Dann müssten wir analysieren, wieso die Menschen dieses Projekt ablehnen», sagt Hodel. Sollte man etwas Wichtiges in den Plänen vergessen haben, würde man das korrigieren. Wäre es aus Kostengründen, sprich Schönenwerd findet das ganze Projekt zu gross und teuer, würde man wohl ein kleineres Projekt prüfen. Klar sei aber: «Wir können nicht einfach nichts tun. Dafür ist der Bahnhof zu wesentlich für unsere Gemeinde und für die Region», so Hodel.