Veganer ärgern sich über die Speisekarte der SBB – und werden überrascht

Wie viele Vegetarier gibt es in der Schweiz?

Drei Prozent der Schweizerinnen und Schweizer ernähren sich vegan, also ohne tierische Produkte. Bei den 15- bis 34-Jährigen sollen es gar sechs Prozent sein. Das hat eine Studie des Verbands Swissveg 2017 ergeben. Elf Prozent bezeichnen sich als Vegetarier. 17 Prozent sind Flexitarier, essen also eingeschränkt tierische Produkte. 69 Prozent der Bevölkerung will nicht konstant oder regelmässig auf Fleisch verzichten.

Vegane Ernährung ist nicht unumstritten. So warnte die Eidgenössische Ernährungskommission 2018 in einer Studie vor gesundheitlichen Implikationen. Das Fazit: Vegane Ernährung sei zumindest nicht für alle Menschen geeignet.

«Wir leben im Jahr 2019, liebe SBB.» Mit diesem Satz startet der Veganer- und Vegetarierverein Swissveg auf Instagram eine ganze Tirade gegen das Schweizer Bahnunternehmen. Der Grund: Die neue Speisekarte in den Bord-Restaurants der SBB enthält kein veganes Hauptmenü. Swissveg klagt regelrecht an:

Die SBB haben über ihre Tochterfirma Elvetino insgesamt 101 Speisewagen und 24 Bistros im Einsatz. In diesen werden täglich 11’000 Gäste bedient, wie das Transportunternehmen auf Anfrage dieser Zeitung erklärt. Der Kritik von Swissveg kontern die SBB relativ gelassen:

Es ist nicht so, dass die SBB nicht über vegane Hauptspeisen nachgedacht hätten. Laut Mediensprecherin Ottavia Masserini fehlte in den Bord-Restaurants schlicht die Nachfrage. Tatsächlich ernähren sich nur gerade drei Prozent der Schweizerinnen und Schweizer vegan, wie eine Studie von Swissveg selber aufzeigte.

Das Problem: Kann die SBB die vegane Kost nicht verkaufen, müssen die Gerichte laut Masserini entsorgt werden, denn der Lagerplatz, etwa Kühlschränke, sei in den kleinen Küchen sehr beschränkt. Die Folge wäre Food Waste. Ein Anlass zu weiterer Empörung.

Neu: vegane Snacks und Salate

Aktuell besteht das Hauptgericht in den rollenden Restaurants aus einem klassischen Fleischgericht und einem vegetarischen Menü. Veganer wollen aber nicht nur kein Fleisch essen, sondern überhaupt keine tierische Produkte wie zum Beispiel Eier, die in vielen Speisen enthalten sind.

Trotz der Vorbehalte: «Die Forderung nach veganer Verpflegung stösst bei uns keineswegs auf taube Ohren», sagt Masserini. Im April seien «vegane Snacks und Salate» in die neue Speisekarte aufgenommen worden.

Hinzu kommt: Die SBB achten an ihren grossen Bahnhöfen darauf, dass Kunden sich «mit Konzepten wie Karma, Rice Up! oder Tibits» nachhaltig und vegan ernähren können, so Masserini.

Doch das ist nicht das, was Swissveg kritisiert: Wer als Veganer seinen grossen Hunger im Zug stillen wollte, musste sich bislang selbst versorgen. Bislang.

Neben der fixen Hauptkarte führen die Bord-Restaurants nämlich auch eine Saisonkarte. Überraschung: Darauf wird sich ab Juni, spätestens Juli ein veganes Gericht finden lassen, wie Masserini gegenüber dieser Zeitung ankündigt. Welches Gericht das erste sein wird, ist noch nicht klar. Sicher ist aber: Es wird eine vollwertige Mahlzeit sein. Die Veganer dürfen sich freuen.