«Wir verlieren jeden zweiten Gast»: Badener Clubbetreiber kritisieren Corona-Entscheid des Bundesrates

Wer keine Symptome hat, muss Coronatests ab Oktober selber bezahlen: So will es der Bundesrat. «Für uns wird dieser Entscheid spürbare negative Auswirkungen haben», sagt Dano Dreyer, Betreiber des Badener Clubs Löschwasserbecken (LWB). «Ich gehe davon aus, dass die Besucherzahl um die Hälfte sinken wird. Wer bezahlt schon 50 Franken für einen Test und danach auch noch den Eintritt, um spontan feiern zu können?» Für ein mehrtägiges Festival würden wohl viele die Kosten für einen Test in Kauf nehmen, nicht aber für ein paar Partystunden, glaubt Dreyer.

Aktuell können sich Partygänger noch gratis testen lassen. Das Löschwasserbecken hat hierfür gleich selber ein Testcenter aufgebaut: Es befindet sich im Empfangsbereich des Clubs beim Bahnhof Baden. Für den Eintritt gilt das 3G-Prinzip: Man muss geimpft, genesen oder eben getestet sein. Aktuell kann man sich noch spontan und gratis gleich im Club testen lassen. Dreyer sagt:

«Das Angebot wird rege genutzt. Aber ich zweifle daran, dass dies noch der Fall sein wird, wenn die Tests kosten.»

Er habe zwar Verständnis dafür, dass die Politik Druck auf die Ungeimpften ausübe. «Was mich aber sehr verärgert ist die Tatsache, dass niemand mehr über die Solidarität spricht. Über die Solidarität mit der Branche, die unter dem Entscheid des Bundesrates besonders leiden wird: Der Eventbranche. Wie schon im vergangenen Jahr sind wieder wir es, welche die Zeche bezahlen müssen. Unser Umsatz wird nun direkt an die Impfbereitschaft der Menschen geknüpft.»

Rund 400 bis 500 Leute haben Platz im Löschwasserbecken, einem der grössten Badener Clubs. «Die Frage ist: Wenn wir nur zur Hälfte besetzt sind, wer will dann so noch feiern?» Für das LWB stelle sich unter diesen Umständen die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, gar nicht erst offen zu haben. «In finanzieller Hinsicht setzt uns dieser Entscheid massiv unter Druck, und ich gebe es zu: Die Situation macht mich extrem nervös.»

Man kann die Abende an zwei Händen abzählen, an denen das Löschwasserbecken seit Beginn der Pandemie im März 2020 geöffnet hatte. «Weil wir so lange geschlossen hatten, haben sich die Standschäden angehäuft. Diese zu beheben, kostet eine Stange Geld.»

Auch Claude Häusler, der bis vor kurzem den Technoclub «Gate 54» mit seinem Bruder betrieb, sieht im Bundesratsentscheid eine schlechte Nachricht für die Clubszene. Das «Gate 54» schloss Anfang Juli unter anderem wegen den Unsicherheiten in der Pandemie. Häusler sagt:

«Der Beschluss des Bundesrats zeigt einmal mehr, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.»

Wenn die Partyfreudigen ihre Tests selber bezahlen müssen, werde es schwierig für die Clubbetreiber über die Runden zu kommen. «Die Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, kommen jetzt einfach nicht mehr.»

Trotz Schliessung ihres Clubs bleiben die beiden Brüder im Partybusiness tätig. So haben sie Ende Juli einen grossen Event im Lägerebräu in Wettingen organisiert. Damit sich die Gäste unkompliziert testen können, wurde vor dem Eingang ein mobiles Testzentrum eingerichtet.

Auch solche Arrangements seien mit dem Bundesratsbeschluss gefährdet: «Wenn sich wegen den Kosten weniger Leute testen lassen, dann lohnt es sich nicht mehr, die mobilen Testzentren zu betreiben.» Und das wiederum führe dazu, dass sich auch die spontanen Clubgänger gegen einen Besuch entscheiden würden.