Aargauer SVP verordnet Luzi Stamm eine Auszeit – er sagt: «Ich bin gesund»

Für etwas mehr als 40 Franken kaufte der Aargauer SVP-Nationalrat Luzi Stamm am Dienstag in Bern ein Gramm Kokain. Sein Plan: «Mein Ziel ist es, den Kokainring in der Schweiz zu zerstören.» Die etwas seltsam anmutende Aktion des 66-jährigen Rechtsanwalts aus Baden AG war danach beliebtes Gesprächsthema im Bundeshaus.

«Erholungsbedingte Auszeit»

Nun hat seine Kantonalpartei reagiert. Sie verkündet am Samstagabend in einer kurzen Medienmitteilung, dass Luzi Stamm vorerst seine Tätigkeit als Nationalrat niederlege.

Luzi Stamm sei mit Thomas Burgherr, Präsident der SVP Aargau, übereingekommen, dass der 66-Jährige sich «erholungsbedingt eine Auszeit nimmt und dementsprechend nicht mehr weiter an der Frühjahrssession teilnimmt.» Man wünsche ihm gute Erholung und hoffe, dass er seine Tätigkeit als Nationalrat bald wieder aufnehmen könne.

Weitere Stellungnahmen in dieser Angelegenheit würden nicht abgegeben, heisst es in der Mitteilung von Samstag. «Wir informieren, wenn es wieder etwas von allgemeinem Interesse zu sagen gibt.»

Das Thema Gesundheit

Schon letzten April bei der Nomination für die Nationalratswahlen im Herbst 2019 war Stamms Gesundheit ein Thema. «Wir haben mit Luzi Stamm ein Gespräch geführt und ihm mitgeteilt, dass die Findungskommission zum Schluss gekommen ist, ihn aus Rücksicht auf seine Gesundheit nicht mehr für die Nationalratswahlen zu nominieren», sagte Rolf Jäggi damals. Luzi Stamm ist seit 1991 Mitglied des Nationalrats. Er war zuerst auf der Liste der FDP gewählt worden, wechselte später in die SVP.

Erst vor wenigen Monaten war Luzi Stamm im Bundeshaus schon einmal mit einer anderen speziellen Geschichte aufgefallen. Er war während der Wintersession mit einer Million Euro Falschgeld in einem Koffer durch das Bundeshaus gelaufen.

Luzi Stamm reagiert

Luzi Stamm hat sich in einem Interview gegen Gerüchte um seinen Gesundheitszustand gewehrt. „Es gibt null Probleme, ich bin gesund“, sagte der 66-jährige Aargauer dem „SonntagsBlick“. Mit Präsident Albert Rösti habe er ein gutes Gespräch geführt. „Aber es spricht Bände, dass gewisse Kollegen mich vor laufender Kamera als verwirrt bezeichnen, ohne mit mir ein Wort gesprochen zu haben.“ Es sei wie beim Sport: Wollten Spieler einen anderen loswerden, würden sie ihn krankreden.

Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner sagte, Stamm sei „verwirrt“. Stamm sei ein Fall für die Vormundschaft, twitterte der Zürcher SVP-Kantonsrat Claudio Schmid. Stamm kontert: „Die ganze Geschichte hat immerhin einen Vorteil: Ich weiss jetzt, wer meine Todfeinde sind.“ Namen wolle er keine nennen.

Vor seiner SVP-Fraktion werde er nicht hinstehen; „Ich werde keine Erklärungen ­abgeben. Ich führe aber Vier­augengespräche mit jedem, der auf mich zu kommt.“ Gegenüber der Polizei will er kooperativ sein: „Ich habe soeben die Berner Polizei angerufen und mitgeteilt, dass ich vollumfänglich zur Verfügung stehe. Kommt der Befehl ‚Stamm nach Bern!‘, werde ich dem selbstverständlich nachkommen. Ich habe bereits ein Haar von mir aufgeklebt, falls die Behörde eine Haarprobe braucht.“ (sda/mwa)