
Trauffers Powerfrau aus Wiliberg lässt andere hochstapeln

«Guete Obe, Hallestadion!» 13 500 Trauffer-Fans erwidern den Gruss – jauchzen, rufen, klatschen. Die Zuschauer zücken ihre Handys, um den Moment festzuhalten: Die Jubiläumsshow des Alpentainers im ausverkauften Zürcher Hallenstadion mit hochkarätigen Gästen kann losgehen. Das Konzert mit diesen Worten eröffnet hat am 23. November 2018 aber nicht Marc Trauffer – wie es sich für Stars gehört, wurde er von seiner Backgroundsängerin angekündigt, ehe er aus der Berghüttli-Kulisse auf die Bühne trat.
So gebührten die ersten Jauchzer ihr, Monika Schär, Trauffers Duettpartnerin aus Wiliberg, die das Publikum mit ihrer tiefen, röhrenden Stimme begrüsste. «Im ersten Augenblick erschlug es mich fast», sagt sie heute, «diese riesige Halle und alle kamen wegen uns.» Werktags trägt die 42-Jährige kein Dirndl, sondern Bürokleidung und hat eine schwarz umrandete Brille auf. Abseits der Bühne ist sie Teamleiterin Fakturierung beim Schweizer Sitz des deutschen Unternehmens Jungheinrich in Hirschthal, Spezialist für Flurförderzeuge, Lagertechnik und Logistiksysteme. Hubwagen und Gabelstapler stehen im Lager unweit des Hirschthaler «Pfiffner-Kreisels» in Reih und Glied. Die Bedienung derselben überlässt Monika Schär aber den Logistikern.
Beide Berufe, der kaufmännische und der kreative, gefallen ihr sehr – und auch beide Welten, in denen sie sich bewegt. «Ich arbeite vier Tage die Woche im Betrieb, stehe am Wochenende oft auf der Bühne und ruhe am Sonntag aus, damit ich tags darauf wieder frisch fürs Büro bin», sagt sie.
Wie sie die Trauffer-Pause nutzt
Seit Jahresbeginn hat sie einen weniger dichten Show-Plan. Marc Trauffer macht zehn Jahre nach seinem ersten Soloalbum und etlichen Tour-Marathons erst mal Pause. Zwei Jahre lang wird er keine Live-Konzerte geben, höchstens im Studio mit seiner Band an neuen Songs tüfteln. Denn auch der erfolgreichste Schweizer Künstler hat einen Zweitjob und in diesen möchte er in den nächsten zwei Jahren mehr Zeit investieren. Als Geschäftsführer der Trauffer Holzspielwarenfabrik, die die bekannten geschnitzten Chüeli produziert, trägt er eine grosse Verantwortung für das Familienunternehmen.
Seit 2010 ist Monika Schär, von Trauffer auf der Bühne «Moni» genannt, Mitglied der Band. Schrieb als Songwriterin auch am einen oder anderen Popschlager mit. Wird sie die Auszeit des Chefs nutzen und sich mehr Freizeit gönnen? Verdient hätte sie es, immerhin macht sie seit Mitte der 1990er-Jahre ebenfalls ständig Musik und gewann als 20-Jährige bereits einen kleinen Prix Walo. «Gar keine Musik machen, das kann ich mir nicht vorstellen», sagt Schär. Doch etwas weniger, das sei möglich. Die «Trauffer-Pause» gebe ihr Zeit für andere Auftritte, etwa jenen mit der Musikgesellschaft Staffelbach am vergangenen Wochenende, den sie praktisch vor ihrer Haustüre absolvieren konnte. Im Konzerttheater «Alice» der Musikgesellschaft unter dem Dirigenten Giuseppe Di Simone trat sie als Stargast auf. «Mit einem Blasorchester aufzutreten ist eine ganz andere Erfahrung: Der Dirigent gibt den Takt an, die Musik wird mal lauter, mal leiser und die Musiker müssen auf ihre Noten, den Dirigenten und auf mich achten.» Ausser solchen Gastauftritten verfolgt Schär, die ihr Musikdebüt als Schlagzeugerin in einer Schülerband der Bez Reitnau leistete, auch noch ihr eigenes Band-Projekt. Mit zwei weiteren Trauffer-Musikern, Gitarrist Christian Hugelshofer und Bassist Patrik Meier, hat sie das Trio Trottinett gegründet. Ihre Lieder sind ebenfalls dem Mundart-Pop zuzuordnen, jedoch ohne Schweizer Alpen und Edelweiss. «Mundart zu singen ist anspruchsvoll, denn die Leute hören viel genauer hin als etwa bei englischen Liedern», sagt Schär. Die drei möchten im kleinen Rahmen auftreten, «auf Kulturbühnen etwa», so die Sängerin. Die ersten vier zu dritt produzierten Songs werden Anfang April veröffentlicht. Auf die Frage, ob «Trottinett» den Alpentainer zum Zeitpunkt seines Bühnencomebacks überragen, antwortet sie mit lautem Lachen. «Nein, so gross werden wir nicht und streben es auch gar nicht an.»
Ausserdem gibt es neben Hauptberuf und Musikkarriere noch Weiteres zu pflegen. Etwa das Privatleben. Seit einem Jahr ist sie verliebt. Schuld daran ist ebenfalls Marc Trauffer. Innerhalb seiner Band ist der Funke übergesprungen – von seiner Background-Sängerin auf den Akkordeonisten Thomas Kull. Man darf also gespannt sein, ob eines Tages ein Album mit Liebesduetten aus dem Uerkental erscheint.