19. Hirzenberg Festival: So klingt die Bergsonne

Hirzenberg Festival

Freitag/Samstag, 13./14. August, Stadtsaal, Zofingen.

Ticketverlosung

Wir verlosen für das Samstagskonzert am Hirzenberg Festival 2 × 2 Eintritte. Schreiben Sie heute bis 20 Uhr eine SMS mit dem Keyword «ZT Hirzenberg» sowie Ihrem vollständigen Namen und Ihrer Mailadresse an die Nummer 959. Kosten: 1 Fr./SMS. Alternativ können Sie uns eine E-Mail mit denselben Angaben an wettbewerb@ztmedien.ch schicken. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Selten kommt es vor, dass hinter einem Konzertprogramm gleich mehrere interessante Geschichten auftauchen. Das Hirzenberg Festival am 13. und 14. August hat ein schönes, auf den ersten Blick eher konventionelles Kammermusikprogramm: Mozarts «Stadler-Quintett» für Klarinette und Streichquartett und Schuberts «Forellenquintett» für Klavier und Quartett. Es treten zwei verschiedene Ensembles auf, insgesamt sind zehn Musikerinnen und Musiker aus aller Welt am Werk: Die Klarinettistin kommt aus Italien, ein Geiger aus Kuba, ein Bratschist aus der Ukraine; auch Spanien, Deutschland und Brasilien sind vertreten. Was sie alle verbindet, ist ihr Musikstudium in der Schweiz, das Klavierquintett ist ein «Masterclass Ensemble» der Musikhochschule Luzern.

Ein Klanghotel wird zum eigenen Musiklabel

Zusammengefunden haben sich diese Musiktalente im «Klanghotel Bergsonne» auf der Rigi. Der umtriebige Kulturmanager Urban Frye hat diesen Hotelbau einst gepachtet mit der Idee, Musikerinnen und Musikern Ferien anzubieten, in denen sie üben und musizieren können. Im Frühjahr 2020, kurz nach dem ersten Lockdown, krempelte er seine Pläne um. An der Musikhochschule wussten auf einen Schlag viele ausländische Studierende nicht mehr, wie sie überleben sollten. Nach Hause reisen durften sie wegen Corona nicht, und ihre Auftritte, mit denen sie ihr Studium finanzieren, wurden abgesagt.

Urban Frye bot ihnen an, im Hotel auf der Rigi im Stundenlohn mitzuarbeiten und abends Konzerte zu geben. Was aus der Not geboren wurde, ist in kurzer Zeit zum eigenwilligen «Bergsonne-Musiklabel» geworden. Am Hirzenberg Festival kann man die Früchte davon kosten. Leider ist das Hotel nicht käuflich. Deshalb sucht Frye einen anderen geeigneten Hotelbau, auf der Rigi kann das Projekt nur noch bis 2022 weiterlaufen.

Mit diesem Klanghotel hat sich Urban Frye einen langjährigen Wunsch erfüllt. Ursprünglich hat er Klarinette studiert, dann Musikwissenschaft, er wurde Produzent und Redaktor in der Kulturabteilung von SRF und Direktor des Festivals «Rose d’Or». Nebenbei studierte er Wirtschaft und Betriebswirtschaft und ist in Luzern Kantonsrat für die Grünen. Das Klanghotel in Rigi Kaltbad sei, wie er sagt, die reale Umsetzung seiner Fernsehsendung «Klanghotel», die er einst betreut hat.

Den engen Kontakt mit Musikstudierenden hatte Frye jedoch schon vor seinem Projekt auf der Rigi. 2019 realisierte er in Luzern direkt an der Reuss die Music-Box, ein fünfstöckiges Musikstudentenwohnhaus. «Es gibt kaum Wohnraum für Musikstudierende, in dem sie auch üben können», erzählt Frye. Dieses Haus ist seine Antwort darauf. Den Steilhang an der Reuss, auf dem es steht, hat er Anfang der 2000er-Jahre gekauft, das Land sollte jedoch dem gigantischen Brückenbauprojekt «Spange Nord» zum Opfer fallen, hätte sich dagegen nicht heftiger Widerstand formiert. «Mozart klingt besser als Autolärm», war Fryes politisches Statement dazu.

Er macht Musikerwohnträume wahr

Sein Holzhaus, eine Art Musikscheune, ist auch in architektonischer Hinsicht ein visionäres Projekt, Architekten aus Berlin und Paris, die Wohnungen für Musiker bauen sollten, haben es sich schon näher angeschaut. Zweieinhalb Jahre hat es Urban Frye geplant, mit Ingenieuren, Akustikern, Physikern, und sie trafen sich dafür regelmässig mit einer Gruppe Studierender, um ihre genauen Bedürfnisse zu kennen.

Die Wohnräume sind akustisch isoliert, mit recyceltem Material, es gibt mehrere Gemeinschaftsflächen mit Podien für kleine Konzerte und einen grösseren Proberaum. Die Wohn­zellen für Pianisten sind etwas grösser, weil ein kleiner Flügel Platz haben muss, ein Raum ist eigens für Schlagzeuger ausgebaut. Hier kann man nicht nur stundenlang üben, ohne zu stören, man trifft sich auch mit Gleichgesinnten und lernt ganz nebenbei Sozialkompetenz. Da werden echte Musikerträume wahr.

19. Hirzenberg Festival

Nach einem Jahr Pause findet das Festival in leicht reduzierter Form statt. Mit der Violinistin Franziska Hölscher kommt am zweiten Abend aber ein beliebter Gast. Bereits 2019 spielte sie begleitet von der deutschen Schauspielerin Katja Riemann in Zofingen. 2021  stellt sie nun mit Anastasia Kobekina am Violoncello und Aaron Pilsan am Klavier ein fantasievolles Programm zusammen: Mit den «Fantasiestücken» von Robert Schumann etwa sowie «Frühling» und  «Herbst» aus den «4 Jahreszeiten» von Astor Piazzolla.