
Training für die Punktlandung in der Fallschirmaufklärer-RS

Fallschirmaufklärer-Rekrutenschule
Von den vielen Anwärtern schaffen nur wenige die RS
Zirka 250 Personen melden sich pro Jahr auf der Website von SPHAIR an und füllen den biografischen Fragebogen aus. Laut Delphine Allemand, Sprecherin der Schweizer Armee, werden davon nach dem Screening nur etwa 90 an den ersten Sprungkurs zugelassen, an dem durchschnittlich weitere 30 wegfallen. Nach dem zweiten Sprungkurs, der Rekrutierung und der Eignungsabklärung am Fliegerärztlichen Institut rücken zwischen 30 und 40 Fallschirmaufklärer-Rekruten ein. Davon werden schliesslich lediglich 8 bis 12 als Wachtmeister und Leutnants der Fallschirmaufklärer brevetiert.
Die Offiziere werden dabei zu Fallschirmaufklärer-Patrouillenführern ausgebildet, die Unteroffiziere als Mitglieder der Patrouillen. Nach der RS folgen jährlich vier Wochen Wiederholungskurs, die Ausbildungen und Einsatzübungen beinhalten. Zusätzlich gibt es jährlich einen technischen Kurs sowie individuelle Trainingstage, welche dazu dienen, das Sprungtraining und somit die Sprungsicherheit zu gewährleisten.
Frauen wurden bis anhin noch keine brevetiert, obwohl die Ausbildung auch Frauen offensteht. Über die Jahre haben lediglich zwei Frauen die Rekrutenschule gestartet. Anders als bei der normalen Aushebung gibt es für Frauen aber keinen abgeschwächten Sporttest, da im Gelände keine erleichterten Anforderungen simuliert werden können. Allerdings ist das Interesse seitens der Armee gross, Frauen im Bereich der Spezialkräfte besser zu integrieren.
Es wird kalt, das vorher angenehme Brummen des Flugzeugmotors steigt zu einem lauten Dröhnen an und die Luft riecht nach Kerosin. «Als ich das erste Mal im Flugzeug sass und ein Instruktor die Tür geöffnet hat, war das schon ein ganz spezielles Gefühl», erzählt Andreas Schöni. Der 18-jährige Rikner absolvierte im vergangenen Sommer den ersten der beiden zweiwöchigen SPHAIR-Kurse. Dieser militärische Vorkurs wurde speziell für potenzielle Fallschirmaufklärer erarbeitet.
Anspruchsvoller Weg bis zur RS
«Vor zwei Jahren erzählte mir ein Freund von seiner Rekrutenschule als Fallschirmaufklärer», sagt Andreas Schöni. Er war sofort interessiert, informierte sich eingehend und aus dem Interesse wuchs der Wunsch, die wohl anspruchsvollste RS der Schweizer Armee selbst in Angriff zu nehmen. Es folgte die Anmeldung auf der SPHAIR-Plattform und das Ausfüllen eines biografischen Fragebogens.
Anspruchsvoll ist auch der Weg, um in die Rekrutenschule als Fallschirmaufklärer aufgenommen zu werden. Nur wer körperlich und geistig topfit ist, soll einen Platz erhalten. Zahlreiche Selektionen garantieren, dass auch nur die Besten nach Isone zum Kommando Spezialkräfte und der Fallschirmaufklärer Kompanie 17 kommen. Selbst während der RS finden noch zahlreiche Selektionen statt (siehe Kasten).
Fokussierte Sportskanone
Zwei Selektionen hat Andreas Schöni bereits überstanden. Die erste war das sogenannte Screening, welches einen Sporttest, einen Theorietest zum ‹Fallschirmspringerhandbuch› und Tests zum Ermitteln der logischen Denkfähigkeit enthielt. Besonders die anstrengenden Fitnesstests gelangen ihm sehr gut. «Meine Ausbildung zum Forstwart gibt mir sicher eine gute Basis», sagt der 18-Jährige. Zudem gehören Biken, Joggen, Skaten, Snowboarden, Trampolinspringen und Wellensurfen zu seinen Hobbys. «In Hinblick auf die Sporttests musste ich nur Liegestütze und Rumpfkraft-Übungen hinzunehmen.» Seinen Arbeitsweg zum Forstbetrieb in Zofingen absolviert er jeden Tag mit dem Fahrrad oder zu Fuss. «Da gibt es keine Ausnahme», sagt er und lacht. Nach dem Screening folgt im Sommer 2018 der erste der beiden zweiwöchigen SPHAIR-Kurse. Dieser Kurs vermittelte die Grundlagen des Fallschirmspringens. «Trockenübungen haben wir bis zum Umfallen gemacht, dafür kann ich nun die Bewegungen im Schlaf», sagt Schöni. Langsam wurden die Kursteilnehmer an das selbstständige Springen herangeführt, bis sie Ende Kurs aus 2000 Metern abspringen und nach 18 Sekunden freiem Fall den Schirm öffnen konnten.
Positive Rückmeldungen
«Meine Mutter hatte anfangs schon etwas Bedenken wegen dem Fallschirmspringen», sagt der zukünftige Forstwart. «Als Spinner wurde ich aber noch nie bezeichnet.» Die Rückmeldungen aus seinem Umfeld seien eigentlich durchwegs positiv. «Viele Leute sind sehr interessiert, besonders Gleichaltrige, die sich dann oft noch weiter informieren.»
Schöni denkt gerne an den Kurs zurück. «Die Kameradschaft war einfach genial. Wir konnten uns gegenseitig pushen und helfen.» Auch von den Instruktoren der Fallschirmsprungschule Swissboogie in Biel-Kappelen hält Schöni viel. «Für mich haben sie den optimalen Mix aus Disziplin und Spass gefunden.» Da der Fokus sehr auf der Sicherheit rund ums Fallschirmspringen gelegen hat, habe er sich nie gefürchtet. «Weil es ein Vorkurs für die Fallschirmaufklärer ist und jeder Teilnehmer einmal der Fallschirmaufklärer Kompanie 17 angehören möchte, war die Zahl 17 allgegenwärtig.» Als beispielsweise einer der Instruktoren während des Kurses seinen 57. Geburtstag feierte, wurden zu jeder Stunde und 57 Minuten insgesamt 17 Liegestütze ausgeführt.
Ausscheiden kein Weltuntergang
Für Andreas Schöni geht es nun im März mit der Aushebung weiter. Im Oktober folgt dann der zweite SPHAIR-Kurs. Besteht er auch diesen, erhält er zumindest das zivile Fallschirm-Brevet. Dann steht zwischen ihm und seiner Traum-RS nur noch die Abklärung am Fliegerärztlichen Institut in Dübendorf. Er ist zuversichtlich, dass er es zumindest in die RS schafft. «Ich gebe mein Bestes und bin zuversichtlich. Sollte ich es aber nicht schaffen, wäre dies kein Weltuntergang.» Als Alternative kann er sich auch eine RS als Fahrer vorstellen.

