
Polizei durchsuchte Manor nach einer Bombe – das erwartet die Täterschaft
So viele Polizisten wie gestern waren in der Stadt Baden wohl selten auf einmal zu sehen. Eine Drohung gegen das Warenhaus Manor am Schlossbergplatz löste am Morgen von Allerheiligen einen Grosseinsatz der Sicherheitskräfte aus.
Der Platz wurde grossräumig abgesperrt, zeitweise gab es fast kein Durchkommen durch die Innenstadt. Dutzende Wohnhäuser, Geschäfte und Lokale mussten evakuiert werden und blieben bis zum späten Nachmittag gesperrt. Hunderte Menschen waren betroffen. Die Chronologie eines für die Stadt Baden aufwühlenden Tages:
Kurz vor 9.30 Uhr geht bei der Manor-Filiale am Badener Schlossbergplatz eine telefonische Drohung ein. Die Polizei wird benachrichtigt. Wie diese später mitteilt, handelt es sich beim anonymen Anrufer um einen Mann. Entgegengenommen wird der Anruf von einer Manor-Mitarbeiterin.
9.35 Uhr: Dutzende Sirenen ertönen. Mehrere Dutzend Einsatzkräfte von Kantonspolizei, Stadtpolizei Baden, Regionalpolizei Brugg, ein Detachement der Feuerwehr Baden sowie eine Ambulanzbesatzung rücken zum Schlossbergplatz aus. Aus dem Manor werden rund 200 Kunden und gut 70 Mitarbeiter evakuiert.
10 Uhr: Rund um den Platz ist kein Durchkommen mehr. Die Polizei hat die Badstrasse, die Weite Gasse beim Löwenbrunnen, Teile des Theaterplatzes und des Kirchplatzes sowie die Unterführung «Blinddarm» komplett abgeriegelt. Viele Passanten sind irritiert und wissen nicht, wie sie durch die Innenstadt kommen sollen. Die Polizisten geben freundlich Auskunft und erklären geduldig Umwege um die Innenstadt herum.
10.13 Uhr: Die Kantonspolizei bittet die Bevölkerung via Twitter , die Badener Innenstadt zu meiden. Auf dem Theaterplatz und dem Löwenplatz warten Dutzende Mitarbeiter der evakuierten Geschäfte in der Kälte. Hunderte Angestellte und Anwohner sind von der Evakuation rund um den Schlossbergplatz betroffen. Die Stimmung ist trotz der Drohung und einer gewissen Verunsicherung ruhig, was auch der guten Information und der Betreuung durch die Polizei zu verdanken ist.
11.11 Uhr: Kapo-Sprecher Roland Pfister sagt, es gehe nun darum, den Anrufer zu ermitteln und zu prüfen, wie man im Manor-Gebäude vorgehe, um eine allfällige Bombe zu finden und zu sichern. Mehrere Dutzend Polizisten sind im Einsatz.
11.25 Uhr: Die Schule Baden informiert die Eltern per SMS, aufgrund der Bombendrohung könne es sein, dass die Kinder verspätet nach Hause kommen. Viele Schulwege sind versperrt. Auch zahlreiche Bus-Linien der RVBW müssen ihre Routen ändern, weil sie nicht durch die Innenstadt fahren können. Der Unterricht am Nachmittag finde aber gemäss Stundenplan statt, teilt die Schule mit.
12.07 Uhr: Die Kantonspolizei schreibt auf Twitter: «Das Gebiet um den #Schlossbergplatz ist noch immer gesperrt. Die Situation ist ruhig. #bombendrohung» Nachdem die Tunnelgarage am Vormittag noch als Schleichweg um die Innenstadt diente, ist nun auch sie gesperrt. Die Arbeiter der Baustelle am Schlossbergplatz warten geduldig am Strassenrand. Über 20 Geschäfte und Lokale in der Sperrzone rund um den Platz bleiben geschlossen.
Kurz nach 14 Uhr: Die Polizei nimmt vor dem Modegeschäft «Laube und Gsell» an der Badstrasse einen Mann fest, der sich nicht an die Absperrung hält. Ob der Mann mit dem Bombenalarm in Verbindung steht, ist zunächst unklar.
14.30 Uhr: Die amerikanische Botschaft in Bern twittert: «Security Alert». Amerikanische Bürger sollen wegen der Bombendrohung «downtown Baden» meiden und den Anweisungen der Polizei folgen.
15.30 Uhr: Die Durchsuchung des Manor-Gebäudes ist seit dem Mittag in vollem Gange. Die Polizei wird von Diensthundeführern der Schweizerischen Grenzwache und ihren Spürhunden unterstützt. Zahlreiche Polizistinnen und Polizisten bewachen weiterhin die Sperrzone in der Innenstadt.
15.53 Uhr: Die Polizei gibt den Schlossbergplatz und die Umgebung frei. Anwohner und Gewerbetreibende dürfen nach rund sechs Stunden in ihre Liegenschaften zurückkehren. Die Manor-Filiale ist noch nicht zugänglich.
16.38 Uhr: Der Manor ist wieder zugänglich, der Polizeieinsatz beendet. Die Durchsuchung des Warenhauses hat keinen konkreten Hinweis auf «gefährliche Gegenstände oder Stoffe» ergeben. Alle Sperrungen sind aufgehoben. Jetzt ermitteln Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei.
Das erwartet die Täterschaft
November 2016: Ein 24-jähriger Tscheche ruft im Grand Casino Baden an und droht, er lasse eine Bombe explodieren. 125 Gäste und Mitarbeiter werden unverzüglich evakuiert. Rund ein Jahr später gesteht er sein Motiv: Eifersucht im Drogenrausch. Sein Lebenspartner spielte im Grand Jeu. Schaden des Casinos: 93 600 Franken. Im September 2018 wird der Tscheche vom Bezirksgericht Baden wegen Schrecken der Bevölkerung zu 9000 Franken Geldstrafe plus Busse und Gerichtskosten verurteilt.