Sie ist die Schweizer Heidi Klum: «Wir wollen Models, die gesund aussehen»

2012 gewinnt Manuela Frey den Elite-Model Look (Keystone)
2012 gewinnt Manuela Frey den Elite-Model Look (Keystone)

Manuela Frey

Manuela Tatjana Frey ist am 1. Oktober 1996 in Brugg geboren und mit einem jüngeren Bruder aufgewachsen. In der Prophetenstadt besuchte sie die Bezirksschule. 2012 gewann sie das Casting von Elite Model Look Switzerland und qualifizierte sich für das Weltfinale von Elite Model Look in Schanghai. Dort belegte sie den dritten Platz. Im Alter von 16 Jahren zog Manuela Frey nach New York, wo sie noch immer lebt. Sie war für renommierte Labels wie Chanel, Gucci, Armani, Dior, Dolce & Gabbana, Prada, Valentino, Jil Sander oder ck auf den Catwalks, war im Jahr 2014 mit 63 gelaufenen Shows Topmodel der Saison und lief an der Fashion Week 2018 in Madrid für 17 Designer. Auf Instagram folgen ihr 29 700 Personen (Stand gestern Nachmittag). (jam)

Das Schweizer Model Manuela Frey (21) ist für kurze Zeit in ihrer Heimatstadt Brugg. Sie ist schwer beschäftigt. Diese Woche startet die neue Castingshow Switzerland’s next Topmodel (SNTM) auf dem Privatsender ProSieben Schweiz. Manuela Frey ist Moderatorin der Sendung und folglich das Pendant zu Heidi Klum in Deutschland. Wir treffen das Model im Café Frei in Brugg, wo sie sich gerne aufhält, wenn sie in der Heimat ist. Locker plaudert sie zuerst mit den beiden Journalistinnen über ihre Kindheitserinnerungen, schwärmt zum Beispiel vom Schullager in Beinwil am Hallwilersee.

Manuela Frey, Sie sind zurück in Ihrer Heimatstadt Brugg. Was bedeutet Ihnen diese Zeit bei der Familie?

Manuela Frey: Ich habe sehr viel zu tun in der Schweiz. Und meine Eltern sind auch am Arbeiten. Daher sehe ich sie nicht so oft. Gestern aber hat es sich ergeben, dass wir alle gemeinsam Tennis spielen konnten. Das sind schöne Momente, denn es gibt sie nicht oft. Umso mehr geniesse ich sie, wenn ich schon mal hier bin. Ich liebe die Schweiz. Für mich ist klar, dass mein Lebensmittelpunkt wieder in der Schweiz ist, wenn ich älter bin.

Was unternehmen Sie am liebsten, wenn Sie in Brugg sind?

Ich gehe lieber nach Zürich an den See (lacht). Oder ich geniesse die Ruhe an der Aare, wo ich gerne jogge.

Was vermissen Sie an Brugg am meisten?

Die Ruhe. Ich kenne keine andere Stadt, die so ruhig ist wie Brugg. Das ist schön. Ich kann hier herumlaufen, muss mir weniger Gedanken machen, wie ich gekleidet bin, weil hier keine Street-Style-Fotos gemacht werden. Ich kann auch mal im Trainer herumlaufen und es interessiert niemanden. Auch das Jugendfest habe ich geliebt.

Was war für Sie am Jugendfest so besonders?

Bereits ab März habe ich mich jeweils gefreut auf diesen Tag. Darauf, das weisse Kleid anzuziehen. Ich stand schon damals gerne im Mittelpunkt. Und wenn wir dann am Rutenzug durch die Stadt gelaufen sind, hat mich das sehr stolz gemacht.

Was zeigen Sie einem Fremden zuerst von der Stadt Brugg?

Einem Fremden würde ich das Wasserschloss zeigen. Dort in der Nähe habe ich mal gewohnt. Ich ging immer in der Aare baden, sprang vom Mülimattsteg ins Wasser. Im Sommer habe ich es geliebt, dort zu sein.

Sie sind im Alter von 16 Jahren als Model nach New York gezogen. Wie haben Sie sich verändert?

Wenn ich ehemalige Schulkollegen treffe und sie mich fragen: «Hey was, du sprichst noch mit mir?» Dann sage ich: «Chills, ich bin dieselbe Person geblieben.» Nur weil ich Model bin, habe ich mich menschlich nicht verändert, denn ich mag abgehobene Leute überhaupt nicht. Ich bin immer noch die gleiche Manu wie früher.

Wie versuchen Sie, die Bodenhaftung zu behalten?

Die Familie hat sicher dazu beigetragen. Mit meinem Mami habe ich – kein Witz – seit ich 16 Jahre alt bin jeden Tag telefoniert. Ausser es war gerade Fashion Week. Es ist wichtig, eine solche Vertrauensperson zu haben. Und: Wenn mein Papi gesehen hätte, dass ich abhebe, dass ich mein Geld verprasse, hätte er mich darauf angesprochen. Er hatte selber ein Transportunternehmen und mir beigebracht, dass man sich jeden Franken hart erarbeiten muss. Die Girls, die sich gleich zu Beginn ihrer Karriere Chanel-Taschen kaufen, glauben wahrscheinlich, dass es immer so weiter geht. Sie haben vielleicht keinen starken Bezug zur Familie. Das ist bei mir anders.

Gab es nie die Gefahr, dass Sie abheben?

Nein, die gab es nie. Auch dann nicht, als ich als Nummer 1 für Shows gebucht wurde. Ich bin nicht die Person dafür.

Was mögen Sie besonders an Ihrem Job?

Mir gefällt das Reisen, und dass ich immer wieder neue Menschen kennenlerne. Ich arbeite nie mit denselben Leuten zusammen. Und ich liebe New York. Diese Stadt wollte ich schon immer einmal anschauen gehen. Ich kann mich erinnern, dass ich in der Bez im Mathematik-Unterricht auf die Uhr schaute und dachte: «Wenn ich einmal 27 oder 28 Jahre alt bin, dann möchte ich genügend Geld gespart haben – ich sah mich damals übrigens als Lehrerin –, um mir eine Woche Ferien in New York leisten zu können. Ein Jahr später bin ich dahin gezogen. Das hätte ich niemals gedacht.

Was ist besonders anstrengend als Model?

Fashion Weeks sind immer sehr streng. Einen Monat lang stehe ich jeweils morgens um 4 Uhr auf. Es gibt so viele Shows, da kommt es schon vor, dass ich dann im Hair and Make-up einschlafe, weil ich so müde bin. Dazu kommt, dass man in dieser Zeit körperlich in Form bleiben muss, das Catering aber überall Kuchen aufstellt. Nichts Gesundes bieten die an (lacht).

Thema in der Branche ist immer wieder der Magerwahn. Sie haben sich öffentlich dazu geäussert, dass Sie für Designer nicht hungern wollen. Nun sind Sie Gastgeberin einer Castingshow, die dafür kritisiert wird, junge Frauen in den Magerwahn zu treiben. Wie können Sie das vereinbaren?

Das Thema ist wichtig. Aber ich glaube auch, dass das Modeln für viele Mädchen ein Traum ist. So wie es Fussballprofi für die Jungs ist. Modeln ist ein Job. Wir müssen ins Fitness gehen wie andere ins Büro. Der Wille ist dabei sehr wichtig. Wenn du diesen Job machen willst, dann musst du gewisse Masse haben, damit du Erfolg haben kannst. Aber ich finde es schlimm, beispielsweise an der Fashion Week in Paris, wenn ich Mädchen sehe, bei denen die Knochen herausstehen, die schwarze Augenringe und keine Ausstrahlung mehr haben.

Ich finde, dass man als Model noch Frau sein soll, ob eine Kleidergrösse kleiner oder grösser, spielt doch keine Rolle. Ich habe mich auch bei der Auswahl für Switzerland’s next Topmodel geachtet, dass wir kein Model nehmen, das Probleme hat. Wir wollen in der Show Models, die gesund aussehen. Einen grossen Einfluss haben zudem auch die Sozialen Medien. Mädchen folgen beispielsweise Gigi Hadid, die zeigt, was sie isst, wie sie nackt vor dem Spiegel steht.

Sie selber sind ebenfalls auf Social Media aktiv.

Mir ist bewusst, was ich mit meinen Posts bei anderen auslösen kann. Instagram ist aber ein Arbeitswerkzeug für mich. Ich wollte meinen Account einmal löschen. Meine Agentur sagte dann: «Manu, wenn du das löschst, dann ist Game over.» In New York werden Models, die weniger als 10 000 Follower haben, schon gar nicht gebucht.

Sie sind Gastgeberin von SNTM. Als Mädchen haben Sie selber immer Germany’s next Topmodel (GNTM) geschaut. Warum haben Sie sich damals beim Elite Model Look und nicht bei GNTM angemeldet?

Ich habe mich häufig mit meinem Vater über das Modeln unterhalten. Er hat beim Lastwagenfahren immer Radio gehört. So hat er erfahren, dass es den Elite Model Look Contest gibt. Er sagte mir: «Wenn du etwas in die Richtung machen willst, dann mach es dort, das ist professionell.» Dann habe ich mich beim Casting in Zürich beworben und am Schluss gewonnen. Ich hätte bei Germany’s next Topmodel mitgemacht, wenn ich beim Elite Model Look nicht gewonnen hätte. Dazu kam, dass ich als 16-Jährige noch grossen Respekt hatte vor einer TV-Show.

Was hat Sie gereizt, als Gastgeberin bei SNTM mitzumachen?

Gereizt hat mich, dass die Schweiz jetzt auch eine solche Castingshow machen will. Und es hat mich sehr geehrt, dass ich dafür angefragt wurde. Es ist dasselbe Team, das auch Heidi Klum hat. Das muss gut werden! Ich hatte ein gutes Gefühl und auch Lust auf etwas anderes. Ich bin gerne vor der Kamera, für mich ist es der Einstieg in die TV-Welt. Zudem musste ich dabei nicht eine andere Rolle spielen, ich war mich selber. Ich konnte mitbestimmen, was auch der Grund war, warum ich für diese Show zugesagt habe. Die Produzenten haben mir gesagt, dass ich keine Heidi nachahmen muss, dass ich mich selber sein darf, dass ich sagen kann, was ich will und dass ich auswählen darf, wer weiter kommt und wer rausfliegt. Das waren die Bedingungen.

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Die Produzenten kamen nach New York und haben mir gezeigt, wie man moderiert. Es war eine neue Erfahrung für mich. Aber ich rede ja gerne (lacht).

Was muss denn ein junges Model mitbringen?

Der Wille ist sicher am wichtigsten. Natürlich muss aber auch das Gesamtpaket mit der Grösse und den Massen stimmen, ebenso die Ausstrahlung. Wenn du Switzerland’s next Topmodel gewinnst, dann ist das ein gutes Sprungbrett. Wenn du in New York ankommst, beginnt die Arbeit erst richtig. Dann musst du unten durch, mit zehn Meitli im Model-Apartment wohnen, wo es aussieht wie in einem Saustall. Dann musst du durch all die Castings mit 300 anderen und darfst dich nicht mit denen vergleichen.

Was möchten Sie den Nachwuchsmodels mit auf den Weg geben?

Sie sollen sich nicht mit den anderen vergleichen. Wenn du an einem Casting bist mit 300 anderen und dich dann schon vergleichst, dann ist dein Selbstwertgefühl am Boden, wenn du in den Castingraum trittst. Ich ging immer als eine der Letzten durch die Castings und sagte mir jeweils vorher, dass ich die Beste bin. Meistens habe ich den Job bekommen. Sich selber bleiben, sich nicht verstellen, sich treu bleiben, das ist wichtig.

Wie haben Sie den Dreh von SNTM erlebt?

Ich bin ein Gefühlsmensch, baue eine Beziehung zu den Kandidatinnen und Kandidaten auf. Aber am Schluss ist es eine Castingshow, in der man die Kandidaten nach Leistung bewerten und sich auch von ihnen trennen muss. Für mich war es wie Schluss machen. Das tat mir manchmal so weh.

Was hat Ihnen besonders Spass gemacht?

Meine Jury. Papis Loveday kannte ich bereits von Magazinen und anderen Shows, hatte zuvor aber noch nie persönlichen Kontakt. Er ist wahnsinnig lustig und inzwischen ein guter Freund geworden. Und Dandy Diarie sind Mode-Blogger aus Deutschland. Mit denen hatte ich es auch sehr lustig, ich liebe die beiden, weil sie ein bisschen gestört sind.

Was erhoffen Sie sich persönlich von SNTM?

Ich hoffe, dass es noch weitere Staffeln gibt. Das wäre mega cool, weil es mir so Spass gemacht hat. Persönlich erhoffe ich mir sonst nicht so viel. Was mir aber wichtig ist, dass ich die Person, die Switzerland’s next Topmodel gewinnt, auf ihrem Weg begleiten und pushen kann, damit aus ihr oder ihm etwas wird.

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre persönliche Modelkarriere noch gesteckt?

Es klingt jetzt sehr nach Klischee: Aber ich möchte einmal für Victoria’s Secret laufen. Das ist für mich noch immer ein Traum.

Was braucht es, damit dies gelingt?

Es ist viel Glück dabei. Ich gehe an das Casting, habe 30 Sekunden Zeit, um meine Persönlichkeit rüberzubringen. Ich bin ein sehr positiver und glücklicher Mensch und das ist die einzige Show im Modelbusiness, wo man lachen und happy sein darf. Ich war 2014 schon am Casting, schaffte es unter die letzten 20. Damals war ich aber noch etwa 15 Kilogramm leichter. Sie sagten zu mir: «Manu, du bist zu dünn. Wir wollen Frauen. Probiere es nächstes Jahr, du musst zunehmen.» Ich habe dann auch zugenommen. Ein Jahr später klappte es dann aber wieder nicht, weil andere Typen gesucht waren. Ich werde es wieder versuchen.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

In Zürich am See und immer noch am Modeln, vielleicht bin ich dann auch vermehrt am Fernsehen zu sehen. In New York kann ich noch bis ca. 26 tätig sein als Model, danach mehr in Europa. In Deutschland kannst du bis 40 modeln, beispielsweise für Kataloge. Ich möchte aber lieber noch im Fernsehen etwas verwirklichen.

Was treiben Sie nebst Ihrer Modelkarriere voran?

Letztes Jahr habe ich eine Ernährungsberatungsausbildung abgeschlossen. Jetzt interessieren mich Immobilien. Ich mache einen Onlinekurs, weil ich sehr viele Kollegen habe, die in der Immobilienbranche arbeiten. So nebenbei investieren finde ich cool.

Über etwas müssen wir jetzt ganz am Schluss auch noch reden. Was läuft denn jetzt da zwischen Ihnen und Bastian Baker?

Ich behalte persönliche Dinge für mich. Darum möchte ich darauf keine Antwort geben. Ausser, dass ich glücklich verliebt bin.

Nach dem Interview im Café Frei spazieren wir für das Foto in die Brugger Altstadt. Unterwegs wird Manuela Frey immer wieder angesprochen. Ein Kollege ruft ihr über den Neumarktplatz zu, eine Bekannte umarmt sie in der Altstadt. Und ein Schüler nutzt die Chance, um ein Selfie mit dem Model zu machen. Den Wunsch erfüllt Manuela Frey dem Teenager gerne. Der strahlt über das ganze Gesicht.

 

Die Show

Die Castingshow Switzerland’s next Topmodel feiert am 19. Oktober um 20.15 Uhr auf ProSieben Schweiz TV-Premiere. 24 Models – sowohl männliche als auch weibliche – werden in der ersten Folge den Catwalk betreten und sich dem fachlichen Urteil der Jury rund um den Host Manuela Frey stellen. Wer auf dem Model-Thron sitzen und sich Switzerland’s next Topmodel 2018 nennen darf, wird im grossen Live-Finale in Zürich am 23. November zu sehen sein. (jam)

 
Neben Manuela sind das Blogger-Duo  Dandy Diary (links) und das Männermodel Papis Loveday in der Jury (zVg)
Neben Manuela sind das Blogger-Duo Dandy Diary (links) und das Männermodel Papis Loveday in der Jury (zVg)
Manuela Frey zu Besuch in ihrer Heimat Brugg (Janine Müller)
Manuela Frey zu Besuch in ihrer Heimat Brugg (Janine Müller)