Stadtbach-Sanierung wird die Bus-Passagiere hart treffen

Vor etwas mehr als einem Jahr hat der Aarauer Einwohnerrat Ja gesagt zur Sanierung und Umgestaltung der Vorderen Vorstadt. Respektive: zum entsprechenden Verpflichtungskredit über 1,76 Millionen Franken. Ursprünglich war geplant gewesen, dass die Bauarbeiten 2018 starten sollten, sofern das Baubewilligungsverfahren widerstandslos über die Bühne gehen würde. Doch das Projekt hat noch nicht einmal aufgelegen.

Der Grund: Ein Zusatzantrag, den der Einwohnerrat gutgeheissen hat. Der Stadtrat wurde damit beauftragt, gleichzeitig mit der Sanierung der Vorderen Vorstadt den Hochwasserschutz zu planen und zu realisieren. Nun sind die nötigen Abklärungen so weit fortgeschritten, dass der Stadtrat beim Einwohnerrat für die Umsetzung der Hochwasserschutzmassnahmen einen Kredit beantragen kann: 393 000 Franken für einen Leitungsausbau in der Vorderen Vorstadt.

«Grossflächiges Schutzdefizit»
Das ist aber längst nicht alles, was hier auf die Stadt zukommt. Denn eine detaillierte Analyse des Ingenieurbüros Hunziker, Zarn & Partner AG hat verschiedene Hochwasserschutzdefizite aufgezeigt. Nicht ganz überraschend, ist doch bereits in der kantonalen Gefahrenkarte Hochwasserschutz festgehalten, dass vom Stadtbach eine geringe bis mittlere Gefährdung ausgeht. Dies hat sich in der Analyse bestätigt beziehungsweise konkretisiert.

«Am Stadtbach ist die bestehende Situation in einem Hochwasserfall bereits ab dem 30-Jahr-Hochwasser über weite Strecken kritisch», schreibt der Stadtrat in der Einwohnerratsbotschaft. «Es besteht auf dem Gemeindegebiet von Suhr und in der Innenstadt von Aarau ein grossflächiges Schutzdefizit. Das dort vorhandene Schadenpotenzial rechtfertigt Massnahmen zur Behebung der Hochwassergefährdung.»

Der Stadtrat liess Konzeptstudien erstellen. Aus wirtschaftlichen Überlegungen, so schreibt er, werde nun ab der Asylstrasse ein Abflusskorridor durch den Schachen weiterverfolgt. Im Oberlauf – also auch an der Vorderen Vorstadt – schlage das Ingenieurbüro mangels Alternative eine Kapazitätssteigerung direkt am Stadtbachgerinne vor.

Insgesamt schlagen die Planer elf Massnahmenpakete vor, die insgesamt ungefähr zwei bis drei Millionen Franken kosten sollen. Diese Massnahmen sollen aber sukzessive im Laufe der nächsten 20 Jahre umgesetzt werden, abgestuft nach Priorität.

Das Massnahmenpaket erster Priorität umfasst den Ersatz der Leitung in der Oberen und der Vorderen Vorstadt, Anpassungen am Einlaufbauwerk Behmen, einen Ausbau des Gerinnes entlang der Bachstrasse (Hintere Bahnhofstrasse bis Behmen), eine Anpassung des Durchlasses an der Hinteren Bahnhofstrasse und den Ausbau der Bachstrasse oberhalb der Hinteren Bahnhofstrasse.

«Die gefährdete Innenstadt und insbesondere der Bahnhof sind von grosser Bedeutung», hält der Stadtrat fest. Entsprechend sollen die Massnahmen der 1. Priorität innert einer Frist von zehn Jahren umgesetzt werden.» Erst, wenn sämtliche Massnahmenpakete umgesetzt sind, kann auch ein 100-Jahr-Hochwasser abgeleitet werden.

Grössere Leitung
Für das Bauprojekt Vordere Vorstadt heisst das nun, dass eine grössere Leitung für den Stadtbach eingebaut wird. Das kann zwar im Rahmen der geplanten Sanierung erfolgen. Aber die Bauzeit verlängert sich dadurch gemäss Stadtrat um zirka drei Monate auf gesamthaft acht bis neun Monate. Als «zeitkritisch» bezeichnet der Stadtrat die vierte Bauphase, bei der eine Sperrung des Abschnitts zwischen dem Rain und dem Ziegelrain nötig ist. Diese Phase hätte in die Sommerferien fallen sollen. «Durch die zusätzlichen Arbeiten wird eine Verkehrssperrung und die damit verbundene Busumleitung jedoch einige Wochen über die Sommerferien hinaus erfolgen», heisst es weiter in der Einwohnerratsbotschaft. Man werde bei der Submission Wert auf eine möglichst kurze Bauzeit legen, ausserdem ist ein Zweischichtbetrieb geplant.

Der Stadtrat verspricht, die Baustelle werde so eingerichtet, dass bedeutende Anlässe wie der Maienzug oder das Eidgenössische Turnfest 2019 «erfolgen können».

Baustart frühestens 2019
Wann die Bauarbeiten losgehen können, ist noch völlig offen. Zunächst muss der Einwohnerrat an seiner Sitzung vom 24. September Ja sagen zum Hochwasserschutz-Kredit. Dann wird das Projekt öffentlich aufgelegt. Das Sanierungs- und Umgestaltungsprojekt Vordere Vorstadt sieht vor, die bestehende Begegnungszone (Tempo 20) vom Graben und der Altstadt bis in die Vordere Vorstadt hinein zu erweitern. Die Fahrbahn wird künftig schmaler sein, die Trottoirs dafür viel breiter, sodass auch Platz für Aussennutzungen (etwa Bestuhlung) möglich sind. Statt der heutigen Pflastersteine wird es jedoch künftig Asphalt geben, vergeblich hatten sich einzelne Einwohnerräte für die Beibehaltung der «Bsetzistei» eingesetzt.