
Weissenstein-Schwinget: Der stolze Abgang des bösesten Schwingers – Bruno Gisler tritt ab


Der Solothurner «Eidgenosse», wohnhaft im bernischen Rumisberg, ist seit dem Rücktritt von Matthäus Huber vor 17 Jahren der erfolgreichste Nordwestschweizer Schwinger. Ja, Bruno Gisler geht als erfolgreichster Aktiver seit Schwingerkönig Max Widmer in die Geschichte des zweitkleinsten Teilverbandes ein.
Rang vier in der ewigen Kranzrangliste
In der ewigen Kranzrangliste belegt der stämmige Landwirt, der Ende 2004 aus der Nordostschweiz zugezogen ist, hinter Arnold Forrer (145 Kränze), Hans-Peter Pellet (136) und Markus Thomi (132), mit 127-fachem Eichenlaub Rang 4. Auch wenn ihn Christian Stucki (zurzeit 123 Kränze) bald einmal auf die fünfte Position verdrängen wird, ist diese Marke für einen Nordwestschweizer historisch.
«Ja, auf meine Kranzzahl bin ich stolz, denn ich bewegte mich zehn bis zwölf Jahre an der Spitze mit jährlich sieben bis elf Kranzgewinnen», sagt Gisler zu seiner Dauerleistung als Spitzenschwinger.
Doch damit ist nun Schluss: 18 Tage vor seinem 35. Geburtstag bestreitet Gisler am Samstag an «seinem» Bergkranzfest auf dem Weissenstein seine Abschiedsvorstellung im Sägemehl-Ring.
Beim Blick in sein Palmares fällt das Jahr 2011 auf. Mit vier Kranzfestsiegen, darunter das «Nordwestschweizerische» und der Schwarzsee, sowie vier zweiten Plätzen gewann Gisler die prestigeträchtige Jahreswertung des Schwinger-Magazins «Schlussgang».
Für landesweites Aufsehen sorgte sein Triumph 2013 am «Innerschweizerischen» in Emmen. Ebenfalls in besonderer Erinnerung bleiben für das langjährige Aushängeschild des Schwingklubs Solothurn die Bergkranz-Festsiege 2003 und 2013 auf dem Hausberg, dem Weissenstein.
Belastender Dopingfall
So sehr die Erfolge des Sennenschwingers im grünen Hemd glänzen, so belastend wirkt der Dopingfall nach dem Eidgenössischen Schwingfest 2013 in Burgdorf. Im Zuge einer Grippe muss Bruno Gisler vor dem Saisonhöhepunkt ein stimulierendes Mittel zu sich genommen haben, das unmittelbar vor einem sportlichen Einsatz nicht erlaubt ist. Bis heute sagt der Rumisberger Landwirt, dass er nichts Verbotenes getan habe.
Aufgrund der harmlosen Substanz kam der Spitzenschwinger mit einer kurzen Sperre davon. Im Herbst seiner Karriere feierte er nochmals fünf Kranzfestsiege und trat zu Beginn der Saison 2015 in die Gilde der Schwinger mit 100 und mehr Kränzen ein.
Spürbare Dreifachbelastung
Bruno Gisler war in all den Jahren als Spitzenschwinger immer zu 100 Prozent als Landwirt tätig. 2004 verliess er das Zürcher Oberland und übernahm mit seinen Eltern einen Hof in Rumisberg. Inzwischen führt er diesen selber.
Heute spürt er die Belastung mit Familie, Hof und Leistungssport parallel mehr denn je. «Das Schwingen war für mich ein guter Ausgleich neben der Arbeit», blickt er zurück. Er habe jeweils auch an Samstagen vor wichtigen Schwingfesten gearbeitet. «Dann war am Sonntag mein Motor schon warm.»
Die frühzeitige Bekanntgabe seines Rücktrittes am Weissenstein-Schwinget beflügelte den dreifachen «Eidgenossen» noch einmal. Ende Mai feierte er in Mümliswil seinen fünften Solothurner Kantonalfestsieg, eine Woche später lieferte er Nick Alpiger in Aarau Rohr nochmals einen heroischen Schlussgang, bei dem sich der junge Aargauer revanchierte. Nun wolle er den letzten Auftritt «einfach geniessen», erklärt Gisler.
Das normale Leben geht gleich nach dem Rücktritt mit voller Belastung weiter. Gislers Vater, der ihn auf dem Hof unterstützt, muss sich einer Hüftoperation unterziehen und fällt aus. Auf den Schwingplätzen wird dem Nordwestschweizer Verband hingegen Kurz- und Hüfterspezialist Gisler schmerzlich fehlen.