Junge Kunst Olten: «Diesjährige Ausgabe zeigte, wie viel Potenzial im Kunstnachwuchs steckt»

Kunst soll man nicht nur betrachten, sondern erleben. Dieses Credo verfolgt das OK der JKON (Junge Kunst Olten) seit jeher. So viele Möglichkeiten zur Interaktion wie in diesem Jahr bot die Ausstellung in der Schützi aber noch nie.

Heuer konnte man 67 von Nina Carla Hunziker bereitgelegte Fotos zu einem Gesamtkunstwerk arrangieren, bei Corina Schalteggers Installation Kaffee brühen und über Tonobjekte tropfen lassen oder in Fernando Obieta und Gregor Vogels Holzkubus nach einem Algorithmus ausgewählte Youtube-Videos anschauen, die zuvor noch von gar niemandem betrachtet worden waren. Beklemmung löste die Long-Duration-Performance «Cage home» von Livio Beyeler aus zum Thema Wohn- und Privatraum und Transparenz. Er funktionierte den Backstage-Raum der Schützi zu einem Wohnzimmer um und quartierte sich dort während der Ausstellung in einem Käfig ein – meist schlafend gestellt, mal die Besuchenden anstarrend irritierte er und sorgte auch für Schmunzeln.

Zwei Kuratorinnen
Begleitet wurde die JKON wie im Vorjahr von zwei jungen Kuratorinnen. Antonella Barone (28) und Tanja Breu (29) waren dafür besorgt, dass die 17 künstlerischen Positionen ein ausgewogenes Gesamtbild ergaben, das bezüglich Inhalt, Poesie und Ästhetik überzeugt.

Auffällig war, dass sich mehrere Arbeiten mit politischen und gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzten und dass sich die Kunstschaffenden in ihrer Tätigkeit interdisziplinär verwirklichen. Ob sie mit ihrer Arbeit im richtigen Genre die richtige Sprache gefunden haben, war eines der Hauptkriterien bei der Selektion der 18 Künstlerinnen und Künstler für die JKON 2018.

Verknüpfung überzeugte
Besonders überzeugend scheint dies Yasmin Mattich gelungen zu sein. Sie gewann den mit 5000 Franken dotierten Förderpreis der Hans- und Beatrice-Maurer-Billeter-Stiftung. Die 27-jährige Bernerin überzeugte mit der Verknüpfung von Fotografie und Malerei und mit der Intensität, mit der sie seit 2011 an der ausgestellten Werkkomposition arbeitet. Das Kunstmuseum Olten entschied sich für Alizé Rose-May Monod als Preisträgerin. Die 28-jährige Westschweizerin darf in der Herbstausstellung «Flächen verzierend, Körper generierend» einen Raum bespielen.

Da vom 9. September bis 11. November das Thema Frauen und Frauenbilder stark vertreten sein wird, sind Monods feministischen, antirassistischen und antikapitalistischen Video- und Manifestarbeiten «Take up Space_» und «Ohne Titel» eine Bereicherung für das Kunstmuseum Olten. Der Ostschweizer Aramis Navarro (27) darf sich auf einen Ausstellungsplatz im Kunsthaus Zofingen freuen. In seinen humorvollen Werken wird das Wort zur visuellen Dichtung, was gut einzubetten ist ins Jahresmotto des Zofinger Kunsthauses «Sprache und Kommunikation».

Gut etabliert
Zufrieden mit dem Verlauf der Jungen Kunst Olten zeigt sich auch Anja Egger, die den Verein JKON präsidiert. Sie freute sich, dass die Veranstaltung sich gut etabliert hat in der nationalen Kunstagenda und heuer rund 400 Besuchende anzog. «Die diesjährige Ausgabe der JKON zeigte ganz klar, wie viel Potenzial im Kunstnachwuchs steckt und dass dieser bereit ist, sich verschiedensten Themen kritisch, aber auch humorvoll zu nähern», so Egger. Erfreulich ist für die zehn Macherinnen und Macher der JKON aber auch, dass viele Kontakte zwischen Ausstellenden und Kunsthäusern oder Galerien zustande kamen. «Diese Vernetzung sorgt für eine nachhaltige Förderung des Kunstnachwuchses, und das ist doch unser Hauptziel», so Anja Egger.