
So schafft man es in die Schweizer Album-Charts: Rechnen mit Trauffer
Normalerweise hüllt sich die Musikbranche in bedeutungsvolles Schweigen, wenn es um Verkaufszahlen geht. Es ist kein Geheimnis: Es wandern immer weniger CDs über den Ladentisch, doch wie wenige das sind, will niemand offen sagen. Am Beispiel Trauffer kann man aber abschätzen, wie drastisch die Einbrüche sind. Der derzeit erfolgreichste Schweizer Musiker steht mittlerweile seit 6 Wochen auf Platz 1 der Schweizer Albenhitparade. Nach gerade einmal vier Tagen hatte seine aktuelle Platte «Schnupf, Schnaps + Edelwyss» bereits Goldstatus erreicht, soeben gab es auch noch die Auszeichnung in Platin.
Eine goldene Schallplatte gibt es für 10’000 verkaufte Einheiten, die Version in Platin für 20000. Trauffer hat also in den Wochen 2 bis 6 insgesamt noch einmal 10000 Alben verkauft. AlbenDownloads sind in diesen Zahlen eingerechnet. Wenn man das jetzt einfach durch fünf teilt, kommt man auf 2000 Alben pro Woche. Diese Rechnung wird nicht stimmen: Die CD-Verkäufe nehmen nach der Veröffentlichung stetig ab. In Woche 2 werden es noch deutlich mehr als 2000 Trauffer-Alben gewesen sein, in Woche 6 dafür unter 2000. Grosszügig geschätzt, hat Trauffer in der vergangenen Woche wohl gegen 1500 Alben verkauft. Das bedeutet immer noch Platz 1 in der Hitparade. Und wohl mit Abstand. Auf den Plätzen 2 tummelten sich in der Hitparadenzeit Trauffers unter anderem Sfera Ebbasta, Olexesh und der Ostschweizer Crimer.
Um eine gute Chartplatzierung zu erreichen, fokussieren viele Künstler derzeit auf die erste Chartwoche. Sie animieren ihre Fans, die Platte in der ersten Woche nach Veröffentlichung zu kaufen. «Mit 200 verkauften Platten bist du heute in den Top Twenty», sagt ein Musikbusiness-Insider. Dazu versucht man die Veröffentlichung so zu legen, dass in derselben Woche keine grossen Acts (eben etwa Trauffer) ihre Alben releasen. In sogenannt «schwachen» Wochen würden 1000 verkaufte Alben locker reichen, um es auf Platz 1 zu schaffen. Wir erleben derzeit eine Vielzahl an Schweizer Acts, die hoch in die Charts einsteigen und in der nächsten Woche bereits wieder aus den Top 50 gefallen sind. Immerhin das spricht noch für die Charts: Alle wollen rein. Dass es so viel einfacher geworden ist reinzukommen, scheint dem Ruf der Hitparade nicht geschadet zu haben.
Soeben hat der Branchenverband Ifpi seine aktuellen Zahlen veröffentlicht: Rund 88 Millionen Franken wurden 2017 mit Musik – Alben, Downloads und Streaming – in der Schweiz umgesetzt. Das sind vier Millionen mehr als noch im Vorjahr, Streaming und VinylVerkäufe sei dank. Aber gegenüber den 300 Millionen Jahresumsatz um die Jahrtausendwende ist die Zahl immer noch vernichtend klein. 1999 hätte Trauffer übrigens vielleicht noch nicht einmal eine goldene Schallplatte bekommen: Damals braucht es dafür noch 25’000 verkaufte Einheiten, Platin gab es für das Doppelte.