Blues-Rock-Sause in der kleinen Bühne: Musikalische Orkane und Saitenhiebe

Die Kleine Bühne kurierte vom RockBlues- und Pop-Virus befallene Fans mit wirkungsvoller musikalischer Medizin. Gemeint ist damit eine zweieinhalbstündige Behandlung im Programm von MGM (Müller, Gerber, Meier) und der Bluesaholics.

Vorab gabs Geschichten, die Schörä Müller, Phipu bluedög Gerber und Didi Meier (MGM) in ihren Songs erzählten. Der Gewölbekeller der Kleinen Bühne sei dazu bestens geeignet, fanden sie, weil für Handys unerreichbar. Er war an beiden Abenden bis auf den letzten Platz mit einem Publikum gefüllt, dessen Erwartungen bezüglich Verbreitung von Hochstimmung restlos erfüllt wurde.

Freunde, Gitarren und Stimmen
MGM eröffneten das Konzert mit «Buff’s Bar Blues». Darin ist die Rede von einem Mann, der nichts zu verlieren hat. Ähnliche Schicksale von Randfiguren der Gesellschaft behandelten auch die anderen Lieder. In «Down in the Boondocks» war es verschmähte Liebe, in «Poor Man» die Sehnsucht nach der Geliebten, und in «Out oft he Rain» wollte jemand aus dem Regen kommen. «Cooperhead Road» befasste sich mit dem Kampf gegen Drogen, während «Paradise» einsah, dass es kein solches gibt, weil das Leben eine Prüfung ist. «Six Strings» galten ihrem Instrument, der Gitarre. Diese brachten sie im Einklang mit ihren Stimmen zum Einsatz, virtuos, Akzente hervorhebend, den Rhythmus markierend. Gesungen wurde abwechselnd einzeln, zu zweit und zu dritt, stets eng unter sich und mit der Gitarre verflochten. Manchmal brachten sie ausser den musikalischen Saitensprüngen auch neckische Seitensprünge über ihre Partner ein, locker und treffsicher wie die musikalischen Pointen, die vor allem im Zwischenspiel der Songs hervortraten. Schliesslich erinnerten sie sich, wusste jeder «no guet wo’n i ar Sunne bi gsässe», nämlich am Louenesee. Als das Publikum zum Mitsingen aufgefordert wurde, klappte dies sofort. Ein Zeichen, dass Kenner und Liebhaber beider Geschlechter anwesend waren.

Orkan à la Bluesaholics
Nach einer kurzen Pause verlagerte sich das musikalische Hoch zu den Bluesaholics mit einem stürmischen Orkan aus Rhythmus und einzelnen Böen. Angetrieben wurde er auf Bluesaholics Art von René «Zobi» Zobrist (Gesang), Isabelle Loosli (Gesang), Levi Bo (Gesang, Gitarre, Akkordeon), Willi «Lube» Basler (Bass), Markus «Meck» Keller (Drums, Cajon) und Benno Riss (Gitarre, Blues Harp, Ukulele). Zuerst streifte der Sturmwind «E liebe Siech», stiess dann zum «Mad Man Blues» vor, was die Stimme von Zobi zum Zucken brachte, flachte sich im «Gospel Ship» etwas ab, was Isabelle und Zobi erfreut zur Kenntnis nahmen, und begann dann in der Begleitung der E-Gitarre in «Sponful» wieder aufzuheulen. Fortan wechselten Rhythmus und Charakter des musikalischen Wirbelwindes ständig: Zurückhaltend in «Reason», aufbrausend in «Hurt» und «Don’t drive my car» warnte vor der Benützung des Autos. Anderseits lautete der Rat «Geb ned uf». So ginge es weiter, mit einer schier unglaublichen Präzision in den Einsätzen der verschiedenen Instrumente, punktgenauen Entladungen des Schlagzeugs und der emotionalen Auslegung der Songs.

Am meisten aber riss der ständig in Betrieb stehende rollende Rhythmus das Publikum hin. Es konnte manchmal kaum mehr stillsitzen und begann im Takt mitzuschwingen. Beim abschliessenden «Full Moon Boogie» gab es kein Halten mehr, Jubelschreie ertönten. Das setzte sich fort, als noch ein überraschendes musikalisches Hochdruckgebiet eintraf: Als Dessert noch der gemeinsame Auftritt von MGM und Bluesaholics. Der Applaus wollte nicht enden.