«Es ist der richtige Zeitpunkt, nochmals etwas Neues zu versuchen»

Andreas Kalts Kündigung kommt überraschend. Drei Jahre im Job als Geschäftsleiter und Gemeindeschreiber, wäre eigentlich die Zeit durchzustarten – doch Kalt tut das Gegenteil: Er verlässt Aarburg per Ende Mai. Er wolle sich neu orientieren und eine neue Herausforderung suchen, so die Mitteilung der Gemeinde. Paradoxerweise hat der 46- jährige Familienvater aus Luzern noch keine Anschlusslösung, nicht einmal eine konkrete Idee. Kalt: «Vielleicht arbeite ich weiter im Gemeindewesen oder mache ich etwas total Anderes. Das ist offen. Ich bin aber froh. Ich geniesse den Moment, wieder Perspektiven und meine Freiheit zurückzuhaben.»

Zwar informierte Andreas Kalt den Gemeinderat vor zwei Wochen. Gleichwohl dürfte die Verwaltung nun monatelang ohne definitive Geschäftsleitung funktionieren müssen. Die Kontinuität in der Gemeinde ist so eine Sache: Letztes Jahr hat die Finanzleiterin gekündigt. Im Sozialdienst gab es mehrere Kündigungen; wo der Wurm drin ist, das fragen sich viele. Kalts Vorgänger Alfred Müller hielt es nur fünf Monate aus. Dann kündigte er wegen «der kaum erfüllbaren Doppelrolle als Gemeindeschreiber und Geschäftsleiter».

Ausgebremst
Die Tücken des Geschäftsleitungsmodells forderten auch Kalt – obwohl er die Herausforderung und «die vielen gleichzeitig zu tragenden Hüte» (auch als Personalchef) persönlich schätzte, wie er sagt. Kalt ist ein initiativer Mensch, einer, der gerne vorausgeht, «Gas gibt». Da seine vorgesetzte Stelle, der Gemeinderat, die Visionen und Strategien vorgibt, stiess der Geschäftsleiter aber (zu) oft an Grenzen, was sowohl mit der Organisation als auch den Personen zusammenhängt. Kalt war ausführendes Organ. Im Herbst habe er seine Situation analysiert. «Und entschieden, dass es der richtige Zeitpunkt ist, nochmals etwas Neues zu versuchen.» Er gehe allerdings nicht im Unfrieden. Kalt lobt die Arbeit und das Team auf der Verwaltung. Auch mit den Gemeinderäten habe er grundsätzlich gut zusammengearbeitet, trotz des Spannungsfelds zwischen Verwaltung und Politik. Bei Stellenantritt bezeichnete sich Andreas Kalt als «geistiger Pendler». Er müsse sich entfalten können, brauche Raum und Gestaltungsfreiheiten. Und ein geistiger Pendler sei er heute noch.