S.M.A.: Sorry Martin Ain!

Stellen Sie sich vor, bei den Swiss Music Awards würde es tatsächlich um Musik gehen. Um Originalität, Eigenständigkeit und Mut. Um Künstler, die ein ganzes Genre prägen, Grenzen sprengen und dabei auf den Mainstream pfeifen. Hätten wir denn Musiker von solchem Format in der Schweiz, werden Sie sich vielleicht fragen. Nun, viele sind es nicht, aber mit der Zürcher Band «Celtic Frost» hätten wir seit bald 35 Jahren einen Kandidaten am Start, auf den alle eingangs erwähnten Kriterien zutreffen. Celtic Frost und bereits die Vorgängerband «Hellhammer» waren Pioniere und Mitbegründer der härteren Metal-Genres wie Death Metal und Thrash Metal. Dass «Foo Fighters»-Frontmann Dave Grohl Tom G. Warrior, den Sänger von Celtic Frost, anruft und regelrecht um einen Gastauftritt bettelt, wenn er eine Platte mit all seinen Jugendhelden des Metal aufnehmen will, sagt ja eigentlich alles über den Stellenwert dieser Band. Rund um den Erdball werden Celtic Frost von der Metal-Gemeinde verehrt. Totgeschwiegen oder allenfalls belächelt wurde und wird diese Band hauptsächlich in der Schweiz. Wir entscheiden uns lieber jedes Jahr von Neuem zwischen Gotthard und Züri West, zwischen Gölä und Patent Ochsner, Trauffer und Schlunegger, Hinz und Kunz. Und wenn es nicht anders geht und wir über die Landesgrenzen hinausschauen müssen, dann haben wir die Wahl zwischen den Toten Hosen und den Rolling Stones.
Dass es nun mit Martin Eric Ain doch noch ein Mitglied von Celtic Frost (aber nicht die Band als Ganzes) geschafft hat, einen sogenannten «Tribute Award» zu ergattern, ist der Gipfel der Heuchelei. Der Preis, den Ain für diesen Award, den er garantiert nicht abgeholt hätte, bezahlt hat, war hoch: Er starb letzten Oktober 50-jährig.