
Ein paradoxer Wettermonat
In Luzern wurde ein Temperaturüberschuss von 4.7 Grad gegenüber dem langjährigen Durchschnitt registriert. Ein kaum vorstellbarer Gegensatz, welcher trotzdem der Realität entspricht. Während wir die spektakulären Bilder der Schneemassen im abgeschotteten Zermatt bestaunten, wechselten sich im Mittelland windige Regentage und Vorboten des Frühlings ab. Und wir erlebten mit Burglind den schwersten Sturm im Mittelland seit Lothar. Zwar verirrten sich gelegentlich ein paar Schneeflocken bis ganz hinunter. Kräftige Winde aus westlichen Richtungen jagten die Schneefallgrenze jedoch meist nur Stunden später wieder in die Höhe. Dabei stellt der Januar eigentlich den Kern des Winters dar. In diesem Monat nimmt die Erde am wenigsten Energie von der Sonne auf. Und trotzdem stieg das Thermometer im letzten Januardrittel auf der Alpennordseite verbreitet auf bis zu 12 Grad.
Dies passiert in dieser Jahreszeit sonst nur bei Föhnlagen in den dafür bekannten Regionen, wie beispielsweise dem Urner Reusstal oder dem St. Galler Rheintal. Auch der Fakt, dass laut dem Wetterdienst MeteoNews in Luzern in diesem Monat nur ein einziger Eistag registriert wurde, spricht für sich. Von einem Eistag spricht man, wenn die Tageshöchsttemperatur unter 0 Grad bleibt. In Bern gab es immerhin einen Eistag. Normal wären deren neun im Januar. So ist es nicht verwunderlich, dass im Verlauf des Monats bereits blühende Haselsträucher beobachtet wurden. Damit kam der Blühbeginn dieses Jahr ganze 25 Tage zu früh! Die Frühlingsgefühle dürften in den nächsten Tagen jedoch noch einmal gedämpft werden. Morgen Donnerstag sinkt die Schneefallgrenze im Tagesverlauf bis in tiefe Lagen. Auch zu Beginn der nächsten Woche können bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ein paar Flocken fallen. Tiefwinterliche Verhältnisse sind aber weiterhin nicht zu erwarten.
Tobias Walt ist Redaktionsleiter bei Radio Inside und Experte für Wetterthemen im ZT-Newsroom