Soll es in der Stadt Olten eine Kulturfachstelle geben?

Das Pro von Regina Graber: «Kulturfachstelle unterstützt die Macher unbürokratisch»

Olten braucht eine Anlaufstelle für Kulturleute, für bessere Öffentlichkeitsarbeit und um mehr Geld durch Dritte reinzuholen.

Unbestritten verfügt Olten über eine vielfältige und lebendige Kulturszene. Diese vor allem ehrenamtliche Arbeit bringt der Stadt Attraktivität und Ansehen und ist ein unerlässlicher Wirtschaftsfaktor. Langjährige Kulturplayer kennen mittlerweile die Abläufe und Möglichkeiten einer Vernetzung. Jüngere Kulturschaffende und Erst-Veranstaltende erleben es anders: Für sie ist die potenzielle Unterstützung durch die Stadt komplex und nur schwer durchschaubar, da die Zuständigkeiten verzettelt sind.

Eine Fachstelle Kultur unterstützt die Macher unbürokratisch. Sie informiert über mögliche Dienstleistungen der Stadt, vermittelt Kontakte und Austausch zur Kulturszene, Wirtschaft, Bildungsstadt und Gastronomie und hilft bei Gesuchen. Sie öffnet Türen, steht mit Rat und Tat zur Seite, pflegt auch Verbindungen, zum Beispiel zu den Schulen, zu den Sport- und Freizeitvereinen oder zu Kulturfachstellen anderer Städte und zum Kanton.

Eindeutig zulegen kann die Kulturstadt Olten auch im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. So kann das reichhaltige Kulturschaffen ausserhalb der Region bekannter werden und die kulturelle Ausrichtung der Stadt transparent gehalten werden. Und nicht zuletzt wird die Fachperson für den Stadtrat die Entscheidungsgrundlagen ausarbeiten, etwa für künftige Kulturförderpreise oder neue Leistungsvereinbarungen.

«Setzt doch das Geld direkt für Kultur ein und nicht für eine Stelle», ist da und dort zu hören. Die Erfahrungen zeigen, dass es umgekehrt ist: Wo sich niemand prioritär um Kultur kümmert, sinken die Mittel. Auch fällt die Unterstützung durch Dritte geringer aus, zum Beispiel durch den Lotteriefonds.

Wichtig ist auch zu wissen: Es geht nicht darum, für Kultur reserviertes Geld zu verteilen, im Sinne von entweder direkt oder für eine Fachstelle. Diese Option steht gar nicht zur Diskussion, obwohl sie als Gegenargument herumgeistern mag. Ebenfalls darf es nie dazu führen, dass gegenwärtige kulturelle Zuschüsse wegen der Kulturstelle gestrichen werden sollten. Die Fachstelle für Kultur kann als Generator wirken, kann eine Vorwärtsdynamik auch in anderen Bereichen anstossen. Auch darum am 4. März ein Ja zur Fachstelle Kultur in Olten.

Das Kontra von Doris Känzig: «Keine übergeordnete, unnötige Anlaufstelle»
In Olten gibt es vielfältige Kultur auch ohne Fachstelle, die Verwaltung übernimmt die von der Initiative geforderten Aufgaben schon jetzt.

Als Malerin sowie als kulturell und politisch interessierte Oltner Einwohnerin bin ich klar gegen eine Kulturfachstelle. Olten geniesst seit Jahren eine stetig wachsende, vielfältige Kulturlandschaft. Hinter jedem Anlass – ob Theater-, Ballett-, Kabarett-, Konzert- oder Kunstevent – stehen initiative Leute, oft auch Privatpersonen, zum Teil mit kommunaler oder auch kantonaler Unterstützung. Städtische Leistungsvereinbarungen garantieren schon jetzt qualitativ hochstehende Kulturanlässe, welche Gäste aus der ganzen Schweiz nach Olten bringen.

Dazu braucht es kein neues Pflichtenheft einer städtischen kulturbeauftragten Person. Kompetente Theater- und Museumsleitpersonen führen ihre Häuser in Olten seit Jahren mit zunehmendem Erfolg. Sie brauchen keine übergeordnete, unnötige Anlaufstelle. Die administrative Koordination der Oltner Kulturanlässe – sowie auch die fördernde Beitragsvergabe – haben sich bei der städtischen Verwaltung längst eingespielt.

Mit andern Worten: Die in der Volksinitiative geforderten Aufgaben werden heute schon von der Stadtverwaltung wahrgenommen. Eine einzelne Kulturfachperson wäre schon vom Stellenprofil her persönlich geprägt, mit subjektiver Meinungsbildung. Sie bildet deshalb keinen zufriedenstellenden Ersatz zur aufgelösten, damals bezüglich Interessen, Ausbildung und politischer Herkunft breit abgestützten Kulturförderungskommission, bestehend aus sieben Personen plus das Stadtpräsidium.

Es besteht die Gefahr einer Ungleichbehandlung, wenn eine einzige Person bestimmen kann, welche Kunst subventioniert wird und welche nicht. Dabei wird vergessen, dass Kunst und Kultur oftmals privat und ohne finanzielle Ansprüche an den Steuerzahler gelebt wird. Kultur lebt von Kreativität, entsteht aus Freiheit und Vielfalt. Eine verwaltungsbeauftragte Person, welche nach Text der Initianten «die Entwicklung prägen kann…», ist hier fehl am Platz.

Die geforderte Kulturfachstelle mit geplanten jährlich wiederkehrenden 78’000 plus unbekannten Folgekosten würde Oltens noch nicht vollständig sanierten Finanzhaushalt ohne einen nachvollziehbaren Gegenwert erheblich belasten. Als verantwortungsvolle Stimmbürgerin lege ich deshalb am 4. März ein überzeugtes Nein in die Urne.