
«Logistik 0.4»: Migros rüstet sich mit 188-Millionen-Neubau für Online-Handel
Die Migros Verteilbetrieb Neuendorf AG (NVN) will wachsen. Deshalb plant sie, westlich des bestehenden Hauptgebäudes einen Neubau zu errichten. Dieses Logistikcenter West wird ein Hochregallager mit über 60’000 Plätzen für Transportpalette enthalten. In der teilautomatisierten Anlage sollen dereinst 70’000 Artikeleinheiten oder 20’000 Einheiten mehr als bisher bereitgestellt werden.
Je nach Produkt werden die Artikel automatisch oder nach wie vor manuell für die Besteller kommissioniert. Die geplanten Investitionen in der Höhe von 188 Millionen Franken sollen dazu dienen, die Bewirtschaftung der Artikel effizienter zu gestalten und damit das Wachstum im Onlinehandel aufzufangen.
Zwei Gemeinden involviert
Für das Areal der MVN besteht seit 1992 ein Gestaltungsplan. Dieser soll nun für den vorgesehenen Neubau angepasst werden. Mit der Vorstellung des Projekts an der Informationsveranstaltung wird das Mitwirkungsverfahren für den kantonalen Gestaltungsplan «MVN Logistik 0.4» eröffnet. Da die Gemeindegrenze mitten durch das geplante Gebäude verläuft, sind sowohl Neuendorf wie Oberbuchsiten involviert.
Rolf Riechsteiner, Mitinhaber des beauftragten Planungsbüros BSB+Partner, Oensingen, stellte das Bauvorhaben der MVN vor. Das neue Logistikcenter kommt wie erwähnt westlich des bestehenden Hauptgebäudes zu stehen. Der Baukörper misst 162 Meter in der Länge und 108 Meter in der Breite. Er wird 2,7 Meter höher als das bestehende Hauptgebäude. Die Dachflächen werden begrünt; sie werden aber vorbereitet, um Anlagen zur Gewinnung von Sonnenenergie aufzunehmen. Das kleine Biotop mit dem Teich ganz im Westen des Geländes bleibt bestehen.
53 zusätzliche LKW-Fahrten
Es sind keine neuen Laderampen vorgesehen; die Zulieferung per Lastwagen wird über die bestehenden Rampen abgewickelt. Durch den Erweiterungsbau rechnet man mit 53 zusätzlichen Lastwagenfahrten pro Tag. Das entspricht einer Zunahme von acht Prozent. Zukünftig werden mit der Bahn 40 Prozent der Güter angeliefert und 50 Prozent ausgeliefert. Da der Personalbestand leicht abnehmen wird, bleiben die Fahrten mit Personenfahrzeugen stabil. Der Neubau erhält eine geschlossene Gebäudehülle. Er ist deshalb für die Umwelt unproblematisch bezüglich Lärm oder Lüftung.
In diesem Fall ist der Kanton Solothurn Planungsbehörde. Die Migros Verteilbetrieb Neuendorf AG liegt in einem Entwicklungsgebiet «Arbeiten». Kreisplaner Stephan Schader vom kantonalen Amt für Raumplanung orientierte über die Resultate der Vorprüfung. Diese zeigen, dass die Vorgaben aus dem kantonalen Richtplan berücksichtigt sind. Die Auswirkungen des zusätzlichen LKW-Verkehrs im umliegenden Strassennetz werden als akzeptabel angesehen. Generell führt die geplante Erweiterung der MVN zu einer betrieblichen Optimierung, sodass auch Fahrten entfallen werden. Im Landschaftsbild tritt der Neubau nicht störend in Erscheinung, und er kann voraussichtlich in Übereinstimmung mit der geltenden Umweltschutzgesetzgebung realisiert werden.
Baubeginn im Sommer
Die NVN hofft, dass die Bauarbeiten für das Projekt bereits im Sommer aufgenommen werden können. Die Inbetriebnahme der ersten Anlagen ist für Mitte 2020 veranschlagt, der Vollbetrieb nach dem kompletten Einbau der technischen Anlagen ein Jahr später.
Thomas Kissling, Leiter der Near/Non food Logistik in Neuendorf, stellte das Projekt in einen grösseren Zusammenhang. Die MVN ist eines von drei nationalen Verteilzentren der Migros, die insgesamt 900 Verkaufsstellen bedienen. Es stellt pro Jahr knapp 235 Transportpalette bereit. Das Verteilzentrum in Neuendorf beschäftigt 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 41 Auszubildende. Da für den Betrieb zahlreiche Spezialisten rekrutiert werden, beläuft sich der durchschnittliche Jahreslohn auf 78’000 Franken. Die Personalfluktuation sei gering, erwähnte Kissling nicht ohne Stolz; Arbeitsjubiläen von langjährigen Mitarbeitenden seien keine Seltenheit.
Die Planunterlagen können auf den Gemeindeverwaltungen von Neuendorf oder Oberbuchsiten eingesehen und im Rahmen der Mitwirkung bis zum 7. Februar Änderungen vorgeschlagen werden. Die öffentliche Auflage mit der Möglichkeit zur formellen Einsprache dauert vom 5. März bis 3. April 2018.
von Urs Amacher — Oltner Tagblatt