Der «Seehafen» ist zurück in der Familie – Barbetrieb ab dem Frühling geplant

Er wurde von Besitzer zu Besitzer weitergereicht, war Bauerngasthof, Nachtclub, Feinschmeckerrestaurant und Eventlokal. Der «Seehafen» im Uerkner Weiler Hinterwil musste in den letzten drei Jahrzehnten zahlreiche Experimente über sich ergehen lassen. Nun erfährt das Gebäude, das mit Restaurantküche, Bar, Sälen und Hotelzimmern ausgestattet ist, quasi eine Familienzusammenführung. Denn als der Zofinger Orthopäde und Restaurantbesitzer Marco Steffen die Liegenschaft im August wieder auf den Markt brachte, fand er den Käufer gleich vis-à-vis.

Der 32-jährige René Wyss, der gegenüber des «Seehafens» ein Gartenbaugeschäft betreibt, ist der Enkel des Wirt-Ehepaars, das den damaligen «Frohsinn» von 1962 bis 1989 als Bauerngasthof führte. Als Dreikäsehoch hatte der neue Besitzer mit seinen Eltern, Brüdern und der Grossmutter in der Wohnung über dem Restaurant gewohnt. Was heute ein zweistöckiger Essbereich ist, gehörte früher zum Landwirtschaftsteil.

Konzept wird beibehalten
«Der Zeitpunkt war ideal, um das Anwesen zurück in die Familie zu bringen», sagt der neue Besitzer. Vorgänger Steffen hatte den «Seehafen» sieben Jahre lang als Eventlokal mit regelmässig geöffneter Bar betrieben. Elemente dieses Konzepts will auch Wyss übernehmen. Restlos ausgeklügelt ist der Plan aber noch nicht. Als Steffen aus Altersgründen entschied, sich von der Liegenschaft zu trennen, musste sich Wyss relativ spontan zum Kauf entscheiden. Mindestens zwei Mitbewerber waren auch am Objekt interessiert.

Der «normale» Restaurantbedarf sei mit der «Sonne» in Uerkheim und der «Linde» in Mühlethal für das Gebiet abgedeckt. «Momentan höre ich mich bei Freunden und Bekannten aus der Gastroszene nach Ideen für den ‹Seehafen› um.» Als Erstes steht die Eröffnung der Bar an, die voraussichtlich ab Frühling von Donnerstag bis Samstag offen hat. «Ich verkehre als Gartenbauer nicht gerade in der Gastroszene und suche noch die geeigneten Partner, um den zukünftigen Gäste das richtige Wohlbefinden bieten zu können», sagt Wyss. Dazu gehören etwa Personal für Bar und Küche. Auch wird man ihn wohl eher selten beim Bierzapfen sehen, obwohl er schon über die richtigen Biere für die drei Zapfhähne nachdenkt. «Die Arbeit im Betrieb überlasse ich lieber Leuten mit Talent dafür, ausserdem würde mein eigenes Geschäft darunter leiden, wenn ich zu viele Stunden im ‹Seehafen› mitwirke.» Dass er etwas aufbauen kann, hat Wyss, der heute in Wikon wohnt, bereits mit 20 Jahren bewiesen. Damals machte er sich kurz nach der Lehre selbstständig. Ein zielstrebiger junger Mann mit Plan, auch wenn er sich bescheiden gibt. Vier der sechs Zimmer im oberen Stock sind auch bereits vermietet.

Kindertage über dem «Frohsinn»
Seine ersten drei Lebensjahre verbrachte Wyss in diesem Haus. Dann bauten die Eltern auf der anderen Strassenseite, wo heute auch das Gartenbaugeschäft steht, einen Hof, später ein Wohnhaus. Waren die Grosseltern Bauern und Gastronomen, arbeiteten die Eltern ganz in der Landwirtschaft. Als kein Nachkomme den Gasthof übernahm, verkaufte die Grossmutter die Liegenschaft Ende der 1980er-Jahre. Über den Ursprung des Namens Seehafen, den die Liegenschaft danach erhielt, recherchiert Wyss gerade fleissig. Obwohl der grosselterlichen Gasthof Frohsinn hiess, soll der Name Seehafen stehen bleiben. Dies gemäss Wyss aus einem praktischen Grund: «Der Name ist nun in der Umgebung ein Begriff.»