
«St. Nikolaus ist kein Erzieher, er ist der Schutzpatron der Kinder»
Chlauseinzug Zofingen
Seit über 50 Jahren organisiert die Kolpingfamilie Zofingen die St. Nikolaus-Aktion. Sie ist ein fester Bestandteil im Programm der Kolpingfamilie.
Seit über 25 Jahren besteht der Chlauseinzug in die Stadt Zofingen. Am 4. Dezember, nach der Aussendefeier um 18 Uhr in der Kath. Kirche zieht St. Nikolaus um 19 Uhr mit seinem Gefolge in die Stadt ein. Auf dem Kirchplatz wird St. Nikolaus eine Ansprache halten und eine Geschichte erzählen. Anschliessend dürfen die Kinder dem St. Nikolaus ihr Verslein aufsagen und erhalten vom Schmutzli Nüsse und Mandarindli.
Am 5. und 6. Dezember besucht St. Nikolaus die Familien in Zofingen und den umliegenden Gemeinden.
Vom 8. bis 10. Dezember kann man St. Nikolaus am Weihnachtsmarkt der Sinne, in seinem «Chlausehüüsli», in der Rabengasse besuchen. Er erzählt den Kindern und Erwachsenen Geschichten aus seinem Leben.
Welche Kindheitserinnerungen haben Sie an den Samichlaus?
Oberchlaus der Kolping-Familie: Ich erinnere mich noch gut an den ersten Besuch von St. Nikolaus. Aber meine Mutter noch viel mehr, denn angeblich hat er seine Brille vergessen und in seinem Buch nicht das gelesen, was eigentlich vorbereitet gewesen war. Ich habe von alledem nichts mitbekommen. Ich bekam einen blauen Spielzeug-Traktor und ein Chlaussäcklein.
Hat der Besuch bei Ihnen Spuren hinterlassen?
Ja, positive. Bereits als Schüler bin ich mit unserem Nachbarsbub als Samichlaus und Schmutzli in unserem Mehrfamilienhaus von Tür zu Tür gezogen und haben den Bewohnern selbstgemachte Chlausensäcklein verteilt. Also irgendwie hat mich das Chlausen schon früh fasziniert.
Gabs auch Mal eine Rute?
Nein, eine Rute habe ich nie bekommen. Das mit der Rute ist so eine Sache. Damit wird das Ganze immer mit Bestrafung in Verbindung gebracht, dabei stimmt das aber gar nicht. Der Zweig ist seit Urzeit ein Sinnbild des Lebens. Deshalb pflücken wir am 4. Dezember Barbarazweige von Obstbäumen und stellen sie in lauwarmes Wasser. Zu Weihnachten steht das scheinbar trockene Holz in voller Blüte. Viel wichtiger ist aber, dass wir das Latärnli dabei haben. Denn wir bringen Licht, Wärme und Freude in die Stube.
Haben die Kinder heute noch Respekt oder gar Angst vor dem Chlaus?
Die Kinder, aber auch die Erwachsenen freuen sich wenn wir auf Besuch kommen. Respekt ist immer vorhanden, nicht nur von den Kindern, sondern auch von den Erwachsenen. Aber auch der St. Nikolaus begegnet den Kindern mit Respekt. Wenn Kinder Angst haben, dann kann das viele Gründe haben.
Zum Beispiel die Eltern?
Wenn sie im Vorfeld Aussagen machen wie, «wenn ned folgisch, sägis am Samichlaus», oder «muesch luege, de Samichlaus nimmt di in Sack, wenn ned guet tuesch», damit ist uns wirklich nicht gedient.
Der St. Nikolaus ist ein Kinderfreund, er ist der Schutzpatron der Kinder. Warum soll nun ausgerechnet er, die Kinder bestrafen? Er, dessen Leben aus Geben und Helfen bestand. Wir weisen auf unserem Anmeldeformular immer daraufhin, den Kindern keine Angst zu machen, denn der Besuch soll ein Erlebnis für die ganze Familie sein.
Entwickelt sich der Chlaus-Brauch bei uns in eine gute Richtung?
Aus unserer Sicht ja. Als ich vor 30 Jahren begann, hatte der Tadel einen anderen Stellenwert. In der Zwischenzeit haben sich die Hausbesuche aber zu einem Erlebnis entwickelt für beide Seiten. Das ist uns sehr wichtig.
Wie wird man Samichlaus?
Wir haben ein Ausbildungskonzept geschaffen, damit ein neuer St. Nikolaus das nötige Rüstzeug für einen Besuch bekommt. Uns ist es wichtig, und wir stellen auch einen gewissen Anspruch an uns selber, dass wir den Auftrag als St. Nikolaus ernst nehmen und gewissenhaft ausführen. Leider hört man immer wieder, dass es Gruppen gab, welche mehr den «Göiggel» machen und die Kinder erschrecken und verängstigen. Das ist überhaupt nicht in unserem Sinn. Deshalb ist eine gewissenhafte Selektion unumgänglich.
Lesen Sie das ganze Interview mit dem Samichlaus in der «Schweiz am Wochenende» vom Samstag.