VCS-Aargau-Geschäftsführer: «Wir sind keine Verhinderer»

Weil der Umweltverband VCS Aargau zum Baugesuch für die Einkaufscenter-Erweiterung eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) verlangte, verzichtet Besitzerin Interkauf AG auf eine Tiefgarage. Shoppingmall und Hotel werden trotzdem gebaut. Die Absichten des VCS seien lauter gewesen, sagt Fabio Gassmann, Geschäftsführer VCS Aargau. Aber eigentlich hätte sich auch der VCS eine Tiefgarage gewünscht.

Der VCS reichte gegen das ursprüngliche Baugesuch des Perry Center Einsprache ein. Dieses rechnete mit nur zehn zusätzlichen Parkplätzen. War eine UVP denn wirklich nötig?

Fabio Gassmann: Es ging dabei nicht speziell um die zusätzlichen Parkplätze. Es ging darum, dass man an einer UVP-pflichtigen Anlage eine wesentliche Änderung vornehmen wollte. UVP-pflichtig, weil wir vom Brutto-Prinzip bezüglich der Parkierungsanlage ausgehen. Bei solchen wesentlichen Änderungen muss eine UVP gemacht werden, das ist im Umweltschutzgesetz so vorgesehen. Bei einer UVP werden die Umweltauswirkungen einer Anlage untersucht und es werden Massnahmen zu einer umweltgerechten Ausgestaltung und Betrieb der Anlage vorgesehen. Damit werden schon länger bestehende Anlagen umweltgerecht saniert.

Der Kanton riet der Bauherrin vorgängig, eine UVP sei nicht notwendig. Diese Haltung hat der Kanton wegen des VCS überdacht. Da hat der VCS mit den Muskeln gespielt ...

Die definitive Einschätzung der Fachstelle des Kantons erfolgte ja, nachdem sie die Einwendung und alle anderen Akten einsehen konnte. Dann kam sie zum Schluss, dass es sich um ein UVP-pflichtiges Projekt handelt. Die Argumente, welche wir vorgebracht haben, wirkten wohl überzeugend. Ja, wir hoffen, den Kanton damit bezüglich der bundesgerichtlichen Rechtsprechung zum Brutto-Prinzip für künftige, vergleichbare Fälle sensibilisiert zu haben.

Ihre Einsprache hat dazu geführt, dass das Perry Center die Tiefgarage streicht. Wollte der VCS dies erreichen? Sind Parkplätze an der Oberfläche etwa unbedenklicher?

Nein, im Gegenteil. Eine Tiefgarage wäre platzschonend und darum den Parkplätzen auf der Oberfläche vorzuziehen. Als Umweltverband können wir aber nur darauf hinwirken, dass die Umweltgesetzgebung eingehalten wird. Ob das Projekt von den Bauherren weiterverfolgt wird oder nicht, ist und bleibt deren Entscheidung.

Wie bewertet der VCS das Bauvorhaben aufgrund der nun vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsberichte?

Wir wurden zwar über die aufgrund fehlender Dokumente erste sistierte Auflage im August informiert. Allerdings sind uns die Unterlagen des aktuellen Projekts nicht zur Verfügung gestellt worden. Darum können wir uns dazu nicht äussern. Grundsätzlich wäre aus der Sicht der Umwelt und Raumplanung ein Projekt mit einer Tiefgarage aber vorzuziehen.

Der VCS wird oft als Verhinderer dargestellt. Ein Vorwurf, mit dem der Verband wohl leben muss.

Dieser Vorwurf ist schlicht haltlos. Wir verhindern keine Projekte. Auch in diesem Fall in Aarburg-Oftringen ist es die Interkauf AG, welche sich dazu entschieden hat, das Projekt mit der Tiefgarage nicht weiterzuverfolgen. Der VCS setzt sich aber entschieden dafür ein, dass bei neuen Anlagen oder wesentlichen Änderungen von bestehenden Anlagen das Umweltschutzgesetz eingehalten wird und somit die Interessen der Umwelt mitberücksichtigt werden. Die Gerichte geben uns in den allermeisten Fällen recht.