Umstrittene Spitex-Fusion: Günstiger wird das Gesamtsystem

Fusionen, Zusammenschlüsse, Übernahmen – sie werden kontrovers und emotional diskutiert, in der Geschäftswelt wie in der Politik und in der Spitex-Branche. So wurde in einem Gastbeitrag im ZT angezweifelt, dass mehr Spitexleistungen zu weniger Restkosten bei den Altersheimen führen.

Karin Berglas ist in Vordemwald Vizeammann, Mitglied der Steuerungsgruppe Koordination Pflegegesetz bei zofingenregio und Vorstandsmitglied des Spitexvereins Brittnau-StrengelbachVordemwald. Sie möchte keinen öffentlichen Disput mit Leuten, die es aus ihrer Warte gut meinen. Die FDP-Politikerin sagt: «Hochrechnungen der Steuerungsgruppe ergeben, dass in der Region Zofingen bis 2040 über 750 neue Pflegebetten und mindestens 250 zusätzliche Vollzeitstellen in Pflege und Betreuung bereitgestellt werden müssten, um mit der demografischen Entwicklung Schritt halten zu können. Da dies Investitionen von weit über 200 Millionen Franken und jährliche Folgekosten für die Gesamtheit der Gemeinden in Millionenhöhe nach sich ziehen würde, ist ein solcher Ausbau kaum finanzierbar.» Ohne Stärkung der Spitex kann die Bettenplanung nicht nach unten korrigiert werden.

Mehr als zwanzig Mal günstiger
Die Alternative? «Die betagten Personen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu betreuen.» Dafür spricht dieser Zahlenvergleich: «Aktuell befinden sich im Aargau 37 Prozent der Heimbewohner in den niederen Pflegestufen 0 bis 3. Dies entspricht einem Pflegeaufwand von 0 bis 60 Minuten pro Tag. An Betriebskosten fallen im Heim 91093 Franken pro Jahr an – bei Spitexleistungen sind es pro Klient und Jahr 4344 Franken (Strukturbericht 2016 Kanton). Die ambulante Pflege ist kostengünstiger.»

Die immer anspruchsvolleren medizinischen Leistungen können von kleinen Organisationen kaum mehr bewältigt werden, stellt Berglas fest. «Die Zentrumsaufgaben und -kosten, wie Informatiklösungen, Personalbereich und das vorgeschriebene Qualitätsreporting sowie die Führung der Geschäftsstelle erfolgen effizienter in einer gemeinsamen, regionalen Organisation – eine Bündelung und Professionalisierung der Kräfte tut not», sagt Berglas.

«Nein, unter dem Strich wird die Spitex nicht kostengünstiger – günstiger wird das gesamte System der Pflege. Die Spitex wird ein Mengen- und damit Kostenwachstum erfahren». Weshalb? «Auf der einen Seite behandeln die Spitäler zunehmend ambulant, somit wird der Patient gleichentags entlassen und ist auf zunehmend anspruchsvolle Pflege zu Hause angewiesen. Auf der anderen Seite wollen die allermeisten Personen bis ins hohe Alter zu Hause bleiben und treten erst ins Heim ein, wenn es nicht mehr anders geht», sagt Berglas. Somit müssen mehr Menschen mit immer komplexeren medizinischen Behandlungen ambulant betreut werden.