
Lawinendrama: «Der Bergführer hat in allen Bereichen richtig gehandelt!» – Verfahren gegen Bergführer eingestellt
Am 15. März dieses Jahres ging am Jochgrubenkopf bei Schmirn im Tirol/A eine Lawine nieder, die vier Brittnauer Männerturner in den Tod riss. Vier weitere Turnkollegen und der Bergführer überlebten das Drama (wir berichteten).
Unmittelbar nach dem Lawinenniedergang eröffnete die Staatsanwaltschaft Innsbruck ein Ermittlungsverfahren gegen den erfahrenen Schweizer Bergführer wegen des Verdachts der grobfährlässigen Tötung. Nun, über sieben Monate nach dem Lawinendrama, wurden die Ermittlungen am 3. November eingestellt. «Dem Bergführer ist strafrechtlich kein Vorwurf zu machen, weil er in allen Bereichen richtig gehandelt hat und dieser Lawinenabgang letztlich nicht vorhersehbar war», sagt Staatsanwalt Thomas Willam, stv. Leiter der Medienstelle der Staatsanwaltschaft Innsbruck, und bestätigt gegenüber dem Zofinger Tagblatt Recherchen von Tele M1.
Der von der Staatsanwaltschaft Innsbruck eingesetzte Sachverständige kam zum Ergebnis, dass sämtliche Massnahmen die der Bergführer damals am 15. März dieses Jahres im Vorfeld, beim Aufstieg und auch bei der Abfahrt, als das Unglück passierte, fachlich richtig und auch nachvollziehbar waren, sagt Thomas Willam weiter.
Aufwendige Ermittlungen
Das Ermittlungsverfahren hat sich über eine längere Zeit hingezogen. Erste Befragungen fanden unmittelbar nach dem Lawinenniedergang statt. Nebst der Tiroler Bergwacht, die die vier Verschütteten tot geborgen hatte, wurde auch ein unabhängiger Sachverständiger bestellt, der sich die Erhebungsergebnisse der Polizei vor Ort, aber auch die Lage vor Ort und insbesondere die Schneelage vor Ort angeschaut hat und dann eben letztlich zu diesem Ergebnis gekommen ist. Es wurden zudem zahlreiche Vernehmungen der beteiligten Tourenteilnehmer als Zeugen sowie des Bergführers als Beschuldigten gemacht.
Erfahrener Bergführer
Die achtköpfige Gruppe des Männerturnvereins Brittnau war zusammen mit dem ihnen seit vielen Jahren bestens vertrauten Bergführer am 15. März dieses Jahres auf einer Skitour auf den Jochgrubenkopf bei Schmirn in Tirol. Die Gruppe mit Teilnehmern aus Brittnau, Strengelbach, Oftringen und Zofingen war bereits bei der Abfahrt, als die Schneebrettlawine die acht Skitourenfahrer erfasste. Vier Gruppenmitglieder im Alter von 52 bis 75 Jahren wurden bis zu zwölf Meter tief von den Schneemassen verschüttet und getötet. Die Rettungsmannschaften mussten sich metertief in den Lawinenkegel vorarbeiten, um ihre Leichen zu bergen.
Die Gruppe war bestens ausgerüstet und auch Skitouren-erfahren. Der Bergführer hat langjährige Erfahrung am Jochgrubenkopf. Zur Unfallzeit herrschte eine nur mässige Lawinengefahr, mit Stufe 2 auf der fünfteiligen Skala.
Die Anteilnahme am tragischen Unglück war in der Region sehr gross. An der offiziellen Abdankungsfeier in der Turnhalle Brittnau nahmen über 1200 Personen teil, darunter auch der Bergführer und die vier Überlebenden.