
Verkehrsexperte: «Tempo 30 erhöht Sicherheit und Wohnqualität»
Immer mehr Quartiere werden beruhigt. Stellt der Kanton fest, dass die Gemeinden weiterhin bestrebt sind, Tempo 30-Zonen einzuführen?
Kai Schnetzler: Ja. In den letzten fünf Jahren wurden jährlich etwa 10 bis 20 Gutachten zur Prüfung eingereicht. Dabei handelt es sich um einzelne Strassen bis ganze Quartiere.
Wo machen T30-Zonen grundsätzlich am meisten Sinn ?
Wir unterstützen das Modell «Tempo 50/30» der Beratungsstelle für Unfallverhütung. Dort heisst es: Die verkehrsorientierten Strassen sind die Hauptachsen, die für den fliessenden Verkehr attraktiv und leistungsfähig zu erhalten sind. Hier soll in der Regel Tempo 50 generell gelten. Die Sicherheit der schwachen Verkehrsteilnehmenden muss aber mit gestalterischen Massnahmen gewährleistet werden: sichere Fussgängerstreifen, Trottoir, Radstreifen. Bei den übrigen Strassen handelt es sich um siedlungsorientierte Strassen. Auf diesen sollte flächendeckend die Höchstgeschwindigkeit 30 km/h gelten. Das erhöht die Sicherheit und Wohnqualität und führt zu ruhigem Fahrverhalten. Studien belegen, dass Anzahl und Schwere von Unfällen abnehmen.
Ist Tempo 30 stets die richtige Lösung?
Eventuell wäre eine bauliche Massnahme vorzuziehen. Tempo 30 muss für jeden Verkehrsteilnehmenden am Erscheinungsbild der Strasse und Umgebung selbsterklärend wahrgenommen werden können. Ansonsten funktioniert es nicht.
Welches sind die bekanntesten Hürden für eine Einführung?
Häufig führt das Thema Tempo 30 zu einer Diskussion zwischen der Bevölkerung und der Politik. Wichtig ist es, eine geeignete Lösung sachlich und gemeinsam mit der Bevölkerung abzustimmen und regelmässig zu informieren. Meistens sind auch bauliche Massnahmen nötig, um Tempo 30 zweckmässig einrichten zu können. Das verursacht Kosten und ist von Anfang an einzuplanen.